Die Essenszustellung ist derzeit noch ein Verlustgeschäft. © APA - Austria Presse Agentur

Zukäufe und die Expansion in neue Märkte haben bei der Mjam-Mutter Delivery Hero auch im ersten Halbjahr für tiefrote Zahlen gesorgt: Unter dem Strich machte der deutsche Dax-Konzern in den ersten sechs Monaten einen Verlust von mehr als 918 Millionen Euro, wie der Essenslieferdienst am Donnerstag mitteilte. Das war ein doppelt so hohes Minus wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres, als der Fehlbetrag 448 Mio. Euro betrug.

Dabei profitierte der Online-Lieferdienst wie die gesamte Branche von der deutlich gestiegenen Nachfrage nach Essenslieferungen in der Coronakrise: 1,22 Milliarden Bestellungen verzeichnete Delivery Hero im ersten Halbjahr und damit mehr als doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum. In diesen Zahlen sind allerdings die Aktivitäten des in Südkorea zugekauften Konkurrenten Woowa noch nicht enthalten. Gleiches gilt für den Umsatz, den der Konzern mit 2,68 Mrd. Euro ebenfalls mehr als verdoppeln konnte.

Das Unternehmen ist besonders stark unterwegs in Asien. Fast die Hälfte der Erlöse entfällt auf dortige Märkte. Im März konnte Delivery Hero in Südkorea den Lieferdienst Woowa übernehmen, musste dafür aber seine eigene lokale Marke Yogiyo verkaufen. Delivery Hero hatte den Kauf bereits Ende 2019 angekündigt. Damals hatten die Unternehmen sich auf einen Preis von 3,6 Mrd. Euro geeinigt. Davon sollten rund 1,7 Mrd. Euro bar fließen, der Rest wird mit Delivery-Hero-Aktien bezahlt.

Konzernchef Niklas Östberg setzt damit weiter auf Wachstum auf Kosten der Profitabilität. Operativ musste Delivery Hero von Jänner bis Ende Juni einen Verlust (bereinigtes Ebitda) von 350,8 Mio. Euro nach minus 319,8 Mio. Euro ein Jahr zuvor hinnehmen. Der Abschluss des Woowa-Kaufs im März dieses Jahres drückte weiter auf die Bilanz.

In Europa hingegen war Delivery Hero in den vergangenen Jahren vor allem in nord- und osteuropäischen Ländern mit lokalen Marken unterwegs. Ebenfalls 2019 hatte der Konzern sein gesamtes Deutschland-Geschäft verkauft. Seit Mai dieses Jahres wagt Östberg unter der Marke Foodpanda den Wiedereintritt auf dem schwer umkämpften deutschen Markt. Dabei bietet das Unternehmen sowohl Restaurant- als auch Lebensmittellieferungen des täglichen Bedarfs an.

Laut einem Pressebericht vom Donnerstagnachmittag steht Delivery Hero auch vor dem Einstieg beim deutschen Lieferdienst-Start-up Gorillas. Zunächst würden rund 200 Mio. Euro investiert, berichtete das "Manager Magazin" unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Später sollen demnach weitere 200 bis 400 Mio. Euro investiert werden. Auch bestehende Investoren, darunter der chinesische Internetgigant Tencent und der US-Hedgefonds Coatue Management, sollen sich an der Finanzierungsrunde beteiligen. Ein Notartermin könnte bereits am morgigen Freitag über die Bühne gehen, hieß es.

Lieferdienste wie Goriallas schossen in der jüngeren Vergangenheit wie Pilze aus dem Boden. Sie versprechen die Lieferung von Supermarktware teils binnen weniger Minuten, allerdings gilt das dann oft nur für ganz bestimmte Teile von Großstädten. Das rasante Wachstum und viel Werbung verschlingen indes reichlich Geld. Auch Gorillas dürfte daher an neuen Geldgebern interessiert sein.