Den hohen Erzeugerpreisen standen steigenden Kosten gegenüber © APA - Austria Presse Agentur

Die Teuerung hat der Milchwirtschaft im Vorjahr einen Dämpfer versetzt. So stiegen zwar die Umsätze der Molkereibetriebe im Vergleich zu 2021 um etwa ein Viertel auf 3,8 Mrd. Euro. Inflationsbereinigt wuchs deren Ergebnis mit einem Plus von 0,2 Prozent jedoch nur in geringem Maße. Für die Branche sei 2022 ein enorm herausforderndes Jahr gewesen, bilanzierte der Chef der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), Helmut Petschar, am Mittwoch in einer Pressekonferenz.

Zu stemmen waren für die gasintensiven Molkereibetriebe insbesondere Kostensteigerungen bei Energie und Rohstoffen. Hinzu gekommen seien die kräftig erhöhten Erzeugerpreise, also jene Preise, die Produzenten für ihre Ware verlangen können. Gegenüber 2021 kletterten diese für gentechnikfreie Qualitätsmilch auf durchschnittlich 46,97 Cent pro Kilogramm, nach 36,01 Cent in der Vorperiode. Die damit verbundenden Belastungen für die Molkereien habe man nur bedingt weiterreichen können, so Petschar, der hinsichtlich der Preise von einem zähen Ringen mit dem Handel berichtete.

Gleichzeitig hielten die Kosten in Relation zu den Erzeugerpreisen auch auf Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe nicht Schritt. Das sei mit ein Grund für den voranschreitenden Strukturwandel, erklärte Petschar, der auch Chef der Kärntnermilch ist. So verringerte sich die Zahl der Milchbauern im Vergleich zu 2021 von 23.868 auf 23.178 bzw. um 2,9 Prozent, wogegen die Zahl der Nutztiere pro Betrieb mit 23,8 sowie die Liefermengen (von 142,6 auf 151 Tonnen) gestiegen sind. Im internationalen Vergleich bleibe die österreichische Milchbauernschaft dennoch kleinstrukturiert.

Mittlerweile signalisiere der Markt allerdings wieder sinkende Preise. So sei durch die höheren Erzeugerpreise auch die Milchproduktion ausgeweitet worden, was die Preise am österreichischen und internationalen Markt und für die Betriebe wieder nach unten drücke. "Der Feind des guten Milchpreises ist der gute Milchpreis", sagte der VÖM-Chef dazu. Die Molkereien wiederum gerieten laut Petschar aufgrund höherer Auszahlungspreise in Deutschland unter Druck, was seitens der Betrieben zu Überlegungen geführt habe, ihre Ware andernorts abzusetzen. "Da muss man schon aufpassen, dass es zu keinem Ausverkauf kommt."

Die Teuerung schlägt sich weiters beim Konsum nieder. "Der Konsument ist preissensibler geworden", hielt Petschar fest. Das manifestiere sich vor allem im Bereich von Markenprodukten, die zuletzt weniger nachgefragt wurden. Rückläufig war zuletzt ferner der Biomilch-Anteil, der von 19,4 Prozent auf 18,9 Prozent sank. Grund dafür ist laut Petschar aber nicht die Teuerung, sondern strengere Auflagen.

Trotz der zuletzt nachteiligen Entwicklungen setze die Branche kontinuierlich Schritte in Richtung Energiewende. Derzeit würden sehr viele Betriebe auf Photovoltaik (PV) und ähnliche Alternativen umsatteln, berichtete Petschar. Als Beispiel hob er die Kärntnermilch hervor, die derzeit ein Biomassekraftwerk baue, um vom Gas wegzukommen.

Ein wichtiges Anliegen sei der VÖM darüber hinaus das Tierwohl. So soll die dauernde Anbindehaltung für Milchkühe per 1. Jänner 2024 für Betriebe im AMA-Gütesiegel enden. Das generelle Aus hatte die Regierung für 2030 festgelegt.