Gemeinnützige Wohnungen sind nicht nur für die eigenen Bewohnerinnen und Bewohner von Vorteil, sondern sorgen indirekt auch bei privaten Wohnungen für geringere Mieten. Zu dem Schluss kommt eine gemeinsame Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) und des Verbandes der gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV). "Wie groß diese Wirkung ist, hängt stark vom Marktanteil im jeweiligen regionalen Mietwohnungsmarkt ab", teilte Studienleiter Michael Klien vom Wifo mit.

Im Schnitt würde eine Erhöhung des Marktanteils der Gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV) um 10 Prozentpunkte (z.B. von 10 auf 20 Prozent) bei den nicht-regulierten Mieten zu einem Rückgang von 30 bis 40 Cent pro Quadratmeter führen. Eine Erhöhung des GBV-Anteils habe zudem einen umso stärkeren Effekt, je höher der Anteil bereits sei. Sprich, eine Anteilserhöhung von beispielsweise 30 auf 35 Prozent habe einen stärkeren Preiseffekt als eine Erhöhung des GBV-Anteils von 10 auf 15 Prozent.

Laut der Studie lag der tatsächliche Gemeinnützigen-Anteil 2020 landesweit bei 17 Prozent - 1971 seien es nur neun Prozent gewesen. Rechne man kommunale Wohnungen mit ein, habe sich der Anteil von Non-profit-Mietwohnungen im gleichen Zeitraum von 20 auf 24 Prozent erhöht. In Wien sei der GBV-Anteil in dem Zeitraum von 7 auf 21 Prozent gestiegen. Inklusive Gemeindebauten lag der Non-profit-Anteil in der Bundeshauptstadt 2020 bei 43 Prozent.

Regional seien die Vorteile in einer gemeinnützigen Wohnung zu leben zudem unterschiedlich. Je höher der GBV-Anteil bereits sei, je dünner besiedelt und je weiter im Osten gelegen eine Region sei, desto geringer sei der Preisvorteil gegenüber den privaten nicht-regulierten Mieten. Dafür gebe es aber einen Qualitätsvorteil, da die GBV-Wohnungen den Angaben zufolge im Schnitt jünger und moderner sind.

Je geringer der GBV-Anteil und je urbaner und weiter westlich gelegen eine Region sei, umso stärker falle der Preisvorteil ins Gewicht - die privaten Mieten sind hier demnach merklich höher als in GBV-Wohnungen.

Einen Sonderfall stelle Wien dar, wo der Mietanteil grundsätzlich hoch sei und zudem Gemeindebauten sowie private (preisregulierte) Altbaumieten eine wichtige Rolle spielten. Hier hätten die GBV-Wohnungen historisch vor allem dazu beigetragen, die Qualität der Wohnungsausstattung am Mietsektor zu erhöhen, schreiben die Studienautoren. Preisvorteile seien erst "in den jüngsten ein bis zwei Jahrzehnten" ein Unterscheidungsmerkmal geworden.

Für die Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung und des Verbandes der gemeinnützigen Bauvereinigungen wurden Mikrozensus- und Registerdaten der vergangenen 50 Jahre analysiert. Auftraggeber war die MA50 der Stadt Wien.

(APA)