Konsternierte Passagiere am Donnerstag in Paris Charle de Gaulle © APA - Austria Presse Agentur
Der zweitägige Streik der Fluglotsen in Frankreich führt zu erheblichen Ausfällen im Luftverkehr - und scharfer Kritik vonseiten der Airlines. Der europäische Verband Airlines for Europe (A4E) zählte bis zum Nachmittag aufgrund des Ausstandes am Donnerstag und Freitag mehr als 1500 Flugausfälle mit fast 300.000 betroffenen Passagieren. Hinzu kämen viele Verspätungen. Auch AUA-Flüge aus und nach Frankreich waren bzw. sind betroffen, hieß es auf APA-Anfrage am Donnerstag.
"Dieser Streik ist unerträglich", sagte A4E-Geschäftsführerin Ourania Georgoutsakou. Die französische Flugsicherung sei schon jetzt für die meisten Verspätungen in Europa verantwortlich und bringe zu Beginn der Reisesaison die Urlaubspläne Tausender Menschen "unnötig" durcheinander.
Die Lotsen protestieren gegen Personalmangel und veraltete Technik, die zu höherer Belastung führe. Die zweitgrößte französische Fluglotsengewerkschaft UNSA-ICNA prangerte außerdem Managementfehler an. Eine andere Gewerkschaft, USAC-CGT, erklärte, die französische Luftfahrtbehörde DGAC verstehe die Frustration der Fluglotsen nicht. "Die DGAC versäumt es, die für Fluglotsen unverzichtbaren Instrumente zu modernisieren, obwohl sie immer wieder verspricht, dass alle notwendigen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden", so UNSA-ICNA in einer Erklärung. Die Systeme seien in die Jahre gekommen, und die Behörde verlange ständig mehr vom Personal, um das auszubügeln.
Die DGAC nahm dazu nicht Stellung. Der französische Verkehrsminister Philippe Tabarot nannte die Forderungen der Gewerkschaften inakzeptabel.
Ryanair-Kritik
Die DGAC hatte die Fluggesellschaften wegen des kurzfristigen Streiks aufgefordert, ihre Flüge von und nach Paris und an anderen Airports des Landes um 25 bis 50 Prozent zu reduzieren. Allein beim Billigflieger Ryanair wurden nach eigenen Angaben 468 Flüge gestrichen - fast ein Drittel der Verbindungen, die A4E ermittelte. Der Großteil davon seien Überflüge über Frankreich, erklärte Ryanair. "Wieder einmal werden europäische Familien von streikenden französischen Fluglotsen erpresst", warf Ryanair-CEO Michael O'Leary den Gewerkschaften vor.
Easyjet nannte 274 Streichungen. Auch Lufthansa, Air France oder British Airways sind von dem Streik betroffen, gaben aber keine Zahlen bekannt. Die Lufthansa Group erklärte, "wir bedauern die Unannehmlichkeiten für unsere Gäste." Sie riet Kunden, sich über Website und App auf dem Laufenden über den Status ihrer Flüge zu halten. British Airways setzte größere Flugzeuge ein, um die Ausfälle zu begrenzen. Die größte französische Gesellschaft Air France sorgte dafür, dass Langstreckenflüge abheben konnten.
Ryanair-Chef O'Leary forderte einmal mehr die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, auf, die Fluglotsendienste in der EU endlich zu reformieren. Die Airlines hätten die Nase voll davon, dass die Kommissionschefin hier nichts liefere. "Wenn sie nicht reformiert, sollte sie gehen!", forderte O'Leary. Der Verband A4E, dem alle großen Fluggesellschaften einschließlich Ryanair oder Lufthansa angehören, forderte Einschränkungen des Streiksrechts.
Betroffene AUA-Flüge
Am Donnerstag musste die AUA je einen Hin-/Retourflug zwischen Wien und Paris und zwischen Wien und Nizza streichen. Für Freitag wird das Flugprogramm angepasst. Jeweils zwei Hin-/Retourflüge zwischen Wien und Paris sowie zwischen Wien und Nizza werden streikbedingt gestrichen. Insgesamt mussten wegen des Lotsenausstands in Frankreich also sechs Roundtrips - das sind zwölf Einzelflüge - gestrichen werden.