Erholung der Bauwirtschaft als Lichtblick © APA - Austria Presse Agentur
Gewerbe und Handwerk verzeichnen eine erste Konjunktur-Stimmungsaufhellung. Umsätze und Auftragseingänge im ersten Quartal sind weniger stark gesunken als im Vorjahr und die Geschäftslage im zweiten Quartal zeigt einen "leichten Aufwärtstrend", geht aus der Konjunkturbeobachtung der KMU Forschung hervor. "Für eine echte frohe Botschaft ist es noch zu früh", sagte der neue Obmann der WKÖ-Bundessparte Gewerbe und Handwerk, Manfred Denk, am Dienstag bei einem Pressetermin.
Expertin Christina Enichlmair von der KMU Forschung ortet in der Geschäftsentwicklung im Gewerbe und Handwerk "eine leichte Morgenröte, die hoffentlich noch ein bisschen heller wird". Die Umsatzentwicklung ist heuer im ersten Quartal real um 4,6 Prozent gesunken, im Vorjahresquartal betrug das Minus aber noch 8,1 Prozent. Fast alle Branchen im Gewerbe und Handwerk verzeichneten ein reales Minus, nur im chemischen Gewerbe gab es ein Plus.
Mehr Aufträge in vielen investitionsgüternahen Branchen
Einen steigenden Auftragsbestand im zweiten Quartal 2025 im Vergleich zur Vorjahresperiode vermeldeten laut KMU Forschung viele investitionsgüternahe Branchen, unter anderem die Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker (+7,9 Prozent), der Holzbau (+5,1 Prozent), das Chemische Gewerbe (+4,1 Prozent) sowie Tischler und holzgestaltendes Gewerbe (+3,5 Prozent). Auftragsrückgänge gab es vor allem bei den Hafnern, Platten- und Fliesenlegern sowie Keramikern (-16 Prozent), Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechnikern (-7,5 Prozent) sowie Kunststoffverarbeitern (-7,4 Prozent).
In den konsumnahen Branchen im Bereich Kunsthandwerk, Gesundheit sowie Mode- und Bekleidungstechnik meldeten im zweiten Quartal mehr befragte Betriebe ein Umsatzplus als einen Rückgang. Umsatzmäßig nicht gut läuft es für viele Mechatroniker, Berufsfotografen sowie die Personaldienstleister und das Sicherheitsgewerbe. Die gedämpfte Nachfrage in Deutschland belaste die heimischen Mechatroniker, so KMU-Forscherin Enichlmair. Bei den Fotografen gebe es weiterhin einen starken Strukturwandel.
Erholung der Bauwirtschaft als Lichtblick
Für den Obmann der WKÖ-Bundessparte Gewerbe und Handwerk gibt es mehrere positive Nachrichten, vor allem die Erholung der Bauwirtschaft, die relativ stabilen Lehrlingszahlen und die "Höhere Berufsqualifikation" ("HBQ"). Man dürfe "nicht immer alles schlechtreden". "Die Bauinvestitionen ziehen wieder an. Die positive Tendenz der Baukonjunktur ist immens wichtig", sagte Denk. Mehr als die Hälfte des Umsatzes von Gewerbe und Handwerk hänge direkt und indirekt am Bau.
Von der Regierung wünscht sich der WKÖ-Vertreter eine "nachhaltige und dauerhafte" Förderpolitik anstatt Gießkannenprinzip und kurzfristige Förderänderungen. Die Installateurbetriebe hätten bei der "Raus aus Öl und Gas"-Förderaktion den abrupten Förderstopp für klimafreundliche Heizungen stark gespürt. "Förderungen müssen die richtigen Anreize liefern." Im Gewerbe und Handwerk gab es im Juni rund 41.000 Lehrlinge. Ein Rückgang um 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der leichte Rückgang sei auf die wirtschaftliche Situation und die demografiebedingt schrumpfende Zahl an Jugendlichen zurückzuführen, sagte Denk.
Aufwertung von Aus- und Weiterbildung
Langfristig erhofft sich der Branchenvertreter viel von der neuen "Höheren Berufsqualifikation". Die Aus- und Weiterbildung werde aufgewertet, und man könne durch eine höhere Einordnung im Kollektivvertrag-Gehaltsschema besser verdienen. "Wer sich fachlich weiterentwickeln will, muss nicht an die Schule oder Uni wechseln", so der WKÖ-Vertreter. Die Lehre sei "ein Start-, nicht der Endpunkt einer beruflichen Laufbahn." Bei den Rauchfangkehrern und Installateuren gibt es mit der "Technischen Beratung für Energieeffizienz" die erste berufspraktische Qualifikation im Rahmen des Gesetzes über die höhere berufliche Bildung (HBB).
Neue Möglichkeiten für einen formalen Bildungsabschluss in Lehrberufen sieht das Rahmengesetz über die höhere berufliche Bildung (HBB-Gesetz) vor. Lernorte sollen der Arbeitsort sowie Bildungseinrichtungen der beruflichen Erwachsenenbildung sein. Als Qualifikationsanbieter sind gesetzliche Interessenvertretungen oder der Bund vorgesehen. Neue Abschlussbezeichnungen wie Höhere Berufsqualifikation oder Höheres Fachdiplom sollen zudem die Möglichkeit bieten, die erlangte Qualifikation und die erworbenen Kompetenzen in einem bestimmten Fachbereich sichtbar zu machen. Dadurch wird berufspraktische Bildung mit akademischer Bildung vergleichbar. "Das ist ein Meilenstein der beruflichen Bildung in Österreich und wertet unser duales Ausbildungssystem enorm auf", so der Geschäftsführer der WKÖ-Bundessparte Gewerbe und Handwerk, Reinhard Kainz. "Auch in anderen Sparten und Bereichen wie E-Mobilität, Handel, Tourismus oder Metalltechnik sind bereits eigene HBB-Qualifikationen in Vorbereitung."