Der börsennotierte Glücksspiel- und Sportwetten-Anbieter Entain, zu dem die Marke bwin gehört, wünscht sich von der künftigen Regierung ein Ende des Glücksspiel-Monopols. Entain ist bereits in Österreich tätig und steuerpflichtig, allerdings bewegt man sich in einer Grauzone. Von einem neuen rechtlichen Rahmen für die Vergabe von Lizenzen für Online-Glücksspiel verspreche man sich vor allem Rechtssicherheit, sagt Florian Sauer, Österreich-Geschäftsführer von Entain.
"Mit dem Monopol auf Online-Glücksspiele steht Österreich in Europa schon sehr bald alleine da", sagte Sauer am Mittwoch in einem Pressegespräch in Wien. Ab 2026 werde zum Beispiel Finnland seinen Markt öffnen und bereite sich aktuell auf eine offene Lizenzierung vor.
In Österreich ist das Recht zur Durchführung von Glücksspielen dem Bund vorbehalten - die letzte Glücksspielreform liegt mittlerweile 14 Jahre zurück. "Das Staatsmonopol ist veraltet und nicht für das digitale Zeitalter geeignet", meint der deutsche Wirtschaftsjournalist und Buchautor Hans-Jürgen Jakobs ("Das Monopol im 21. Jahrhundert: Wie private Unternehmen und staatliche Konzerne unseren Wohlstand zerstören").
Der einzige im Online-Glücksspiel zugelassene Anbieter sei Win2day, das zum Monopolisten Casinos Austria gehört, erklärte Sauer. Die Casinos Austria wiederum gehören mehrheitlich dem tschechischen Glücksspielkonzern Sazka - die Staatsholding ÖBAG hält nur ein knappes Drittel der Anteile. Das Monopol existiere ohnehin nur formell, sagte Sauer, denn der Monopolist habe nur ungefähr 40 Prozent Marktanteil.
Über seine Minderheitsbeteiligung an den Casinos Austria übe der Staat dennoch eine gewisse Kontrolle aus, nämlich letztlich über das Finanzministerium. "Gleichzeitig ist das Finanzministerium der Glücksspielregulator - das heißt, der Eigentümer kontrolliert sich selbst. Indem dann das Finanzministerium auch der Steuerempfänger ist, gibt es verschiedene Interessenskonflikte, die da zu Tage treten, die in keinem anderen europäischen Land so denkbar wären." In anderen Märkten gebe es unabhängige Glücksspielbehörden, die Aufsicht sei dort von den Eigentümern scharf getrennt. Das Werbeverhalten des Monopolisten in Österreich sei "sehr aggressiv", sagte Sauer, "aggressiver, als wir in den meisten Märkten, in denen wir lizenziert sind, werben dürften".
Sauer plädiert an die österreichischen Politiker, sich in Europa nach Alternativmodellen zum Glücksspiel-Monopol umzusehen. "Da wir als Entain in 27 regulierten Märkten tätig sind, haben wir einen guten Überblick darüber, wie sich die Wettbewerbssituation und damit auch der Spielerschutz in Österreich verbessern ließe." Sein Vorschlag: Eine parlamentarische Enquete zur Zukunft des Glücksspiels in Österreich nach der Nationalratswahl im Herbst mit dem Ziel einer Gesetzesreform. Mit einem neuen rechtlichen Rahmen könnten dann Lizenzen für Online-Glücksspiel neu ausgeschrieben und vergeben werden.
Vorteil eines Lizenz-Systems wäre für Entain neben der Rechtssicherheit auch ein Zugang zur ID Austria, um die Spieler zu identifizieren und zu verifizieren, erklärte Sauer. Das sei ohne lokale Lizenz nicht möglich. Derzeit bietet Entain in Österreich unter einer Malta-Lizenz an. Der Spielerschutz wäre mit einem Lizenzierungssystem besser durchzusetzen, meint Sauer. Ein Glücksspiel-Regulator könnte dann eine zentrale Sperrliste für Spieler führen, über die Spieler dann von allen lizenzierten Anbietern ausgeschlossen werden könnten.
Sauer ist seit ungefähr einem Jahr Geschäftsführer von Entain Österreich. Die Entain-Gruppe ist einer der größten börsennotierten Glücksspielanbieter der Welt und hat Lizenzen in rund 30 Märkten. Weltweit beschäftigt der Konzern rund 30.000 Leute, davon sitzen knapp 400 im 3. Bezirk in Wien. 250 IT-Mitarbeiter entwickeln hauptsächlich Sportwetten-Software, die global genutzt wird.
(APA)