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Die Hälfte der Vitiligo-Betroffenen fühlt sich beruflich diskriminiert. © Armin Rimoldi

Die Hälfte der Betroffenen fühlt sich wegen der Autoimmunerkrankung Vitiligo ("Weißfleckenkrankheit") beruflich diskriminiert. In Österreich sind rund 100.000 Menschen erkrankt.

Die Autoimmunerkrankung Vitiligo äußert sich in Form weißer Flecken auf der Haut, daher auch der Name "Weißfleckenkrankheit". Allein in Österreich sind rund 100.000 Menschen von ihr betroffen. Durch diese Sichtbarkeit leiden die Erkrankten nicht nur an Vitiligo selbst, sondern auch in ihrem Sozialleben: Wie die Patient:innen-Organisation VIPOC (Vitiligo International Patient Organisations Committee) zuletzt veröffentlicht hat, beeinflusst Vitiligo bei einem Viertel der weltweit Betroffenen die Berufswahl. Die Hälfte der Befragten sieht ihr berufliches Fortkommen durch das Stigma rund um die Weißfleckenkrankheit eingeschränkt.

Besonders jene Menschen, bei denen mehr als fünf Prozent der Körperfläche von Vitiligo betroffen sind, als auch Betroffene mit dunklerem Hauttyp leiden stark und nannten eine verschlechterte Lebensqualität aufgrund der Erkrankung. Eine Beteiligung des Gesichts oder der Hände – also Körperregionen, die schwer zu verdecken sind – belastet die Psyche weiter. Viele leben außerdem mit der Angst, dass die Krankheit fortschreitet. 

Einschränkungen im Alltag und im Beruf
Auch mehr als die Hälfte der Befragten (55,2 %) wählt die Kleidung oft oder sogar täglich so aus, dass diese möglichst viel vom Körper bedeckt – und nicht nach dem eigenen Geschmack oder anhand des Wetters. Viele meiden auch das Freibad, das Fitnessstudio oder aufgrund des körperlichen Kontakts den Friseurbesuch. Händeschütteln ist für rund 46 Prozent belastend. Solche Abwägungen zu sozialem und körperlichem Kontakt sowie der Berufskleidung beeinflussen auch die Wahl des Jobs: Ein Viertel der Befragten gab an, dass Vitiligo für sie ein Faktor bei der Berufswahl ist. Mehr als die Hälfte hat das Gefühl, aufgrund von Vorurteilen im beruflichen Fortkommen eingeschränkt zu sein. 

Fehlendes Wissen zu Vitiligo
Vitiligo ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Melanozyten zerstört werden. Durch die fehlenden Hautpigmente kommt es zu weißen Flecken. Die ersten Läsionen treten meist zwischen dem zehnten und 30. Lebensjahr auf. Die Weißfleckenkrankheit ist nicht ansteckend oder schmerzhaft, belastet die Betroffenen aber psychisch und schränkt sie sozial ein. 

"Der Mythos, dass Vitiligo ansteckend sei, ist weit verbreitet – insbesondere bei Befall von Gesicht und Händen erfahren die Patient:innen eine Stigmatisierung in Beruf und Alltag, was sich negativ auf die Lebensqualität auswirkt und schließlich im ‚Cumulative Life Course Impairment‘ mündet. Das bedeutet, dass soziale und emotionale Belastungen über alle Lebenssituationen hinweg akkumulieren und verschiedene Aspekte des Lebens beeinflussen, wie zum Beispiel die körperliche und psychische Gesundheit, die sozialen Beziehungen und die berufliche Entwicklung. Indem man die Vitiligo frühzeitig behandelt, kann man die Entwicklungen verhindern und den Patient:innen ermöglichen, ihre Lebensziele in den Bereichen Familie, Karriere und Hobbys zu erfüllen", erklärt OA PD Dr. Damian Meyersburg vom Uniklinikum Salzburg, der die Belastung der Vitiligo-Patient:innen durch Vorurteile aus der täglichen Arbeit kennt. 

Nicht nur ein kosmetisches Problem
Ein weiterer Irrglaube rund um Vitiligo ist, dass es sich hierbei nur um ein kosmetisches Problem handle. Die Erkrankung ist zwar nicht schmerzhaft, allerdings handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der die Melanozyten vom eigenen Immunsystem zerstört werden. Des Weiteren tritt Vitiligo öfters gemeinsam mit anderen Autoimmunerkrankungen auf. Dazu gehören unter anderem Hashimoto (Schilddrüsen-Unterfunktion), kreisrunder Haarausfall, Psoriasis (Schuppenflechte), atopische Dermatitis (Neurodermitis) oder Diabetes Mellitus Typ 1. 

"Was auch viele Betroffene nicht wissen: In den letzten Jahren hat sich in der Forschung einiges getan. Es gibt mittlerweile gute Behandlungsmöglichkeiten für Vitiligo", so OA PD Dr. Meyersburg. "Daher empfehle ich allen, ob neu oder schon länger erkrankt: Sprechen Sie mit Ihrem Hautarzt oder Ihrer Hautärztin und lassen Sie sich beraten!" (red.)

Weitere Informationen für Betroffene: www.jetzt-kannst-du.at