OBERÖSTERREICH
Als einer der größten europäischen Komplettanbieter für gezogene
Nutzfahrzeuge stellt die Schwarzmüller-Gruppe ihre
drei Werke von Stand- auf sequenzierte Fließproduktion um.
Alles fl ießt.
D ie oberösterreichische
Schwarzmüller-Gruppe
drosselt im laufenden Jahr
ihr Wachstum, um die eingeleitete
Produktionsumstellung schneller
umsetzen zu können. Zum Halbjahr
liegt der Fahrzeughersteller leicht hinter
den Produktionszahlen des Vorjahres.
Am Jahresende soll ein Plus von 200
Fahrzeugen erreicht werden, das sind
9.100 Anhänger und Aufbauten. Das gab
Schwarzmüller-CEO Roland Hartwig
Ende Juli am Unternehmenssitz in Freinberg
bekannt. Den Wachstumspfad bis
2020, an dessen Ende ein Umsatz von
450Millionen Euro mit 10.000 Fahrzeugen
geplant sei, werde der oberösterreichische
Premiumhersteller nicht verlassen.
20 NEW BUSINESS • OBERÖSTERREICH | SEPTEMBER 2017
Schwarzmüller führe derzeit die größte
Produktionsumstellung in seiner Geschichte
durch, erläuterte Hartwig. Die
drei Werke in Österreich, Tschechien
und Ungarn werden von einer Stand- auf
eine sequenzierte Fließproduktion umgestellt.
Dadurch wird die Effizienz
gesteigert und zugleich die Durchlaufzeit
der Fahrzeuge verkürzt. „Wir haben
versprochen, dass unsere Fahrzeuge um
50 Prozent schneller hergestellt werden.
Das ist das oberste Ziel in dieser Planungsphase
bis zum 150-jährigen Unternehmensjubiläum.
Dafür nehmen wir
auch in Kauf, dass wir in diesem Jahr
nicht so stark wachsen und um etwa 400
Fahrzeuge weniger als geplant produzieren“,
stellte Hartwig fest.
Getaktete Produktion trotz
individueller Fahrzeuge
Die Umstellung auf eine getaktete Fließproduktion
ist deshalb so komplex, weil
Schwarzmüller 135 Fahrzeugtypen in
rund 1.000 Varianten herstellt. Mehr als
60 Prozent der Fahrzeuge weisen individuelle
Komponenten auf. Die versprochene
Beschleunigung in der Herstellung
könne nur durch eine intelligente Fließproduktion
erreicht werden, betonte der
CEO. Die große Verschiedenheit führe
im Endeffekt auch dazu, dass die optimale
Reihenfolge der Fahrzeuge an den
Produktionsbändern nur noch über mathematische
Modelle dargestellt werden
kann. „Diese Sequenzierung kann der
Mensch alleine nicht mehr planen“, sagte
Hartwig. Die Schwarzmüller Gruppe
ist der einzige Hersteller in der Nutzfahrzeugbranche,
der seine gesamte
Produktion sequenziert. Der Vollausbau
– Fließproduktion und Sequenzierung
– soll im ersten Halbjahr 2018 erreicht
sein.
Jedes Werk ein vollwertiges
Kompetenzzentrum
Schwarzmüller hat sich im laufenden
Quartal entschlossen, den Umbau zu
beschleunigen, um ihn früher abschließen
zu können. Nicht nur die Produktion
wird völlig neu organisiert, auch die
drei Werke werden bereits jetzt zu selbstständigen
Kompetenzzentren entwickelt,
denen Fahrzeuggruppen von der Konstruktion
bis zur Montage zugeordnet
sind. Bisher wurde auf der Ebene von
Baugruppen eine Spezialisierung durchgeführt.
„Wir werden das Wachstum
etwas zurückfahren und dadurch die
Umstellungszeit verkürzen“, er-
Im Segment Kipper für die Bauwirtschaft ist der Auftragseingang gegenüber dem 1. Halbjahr
2016 um 50 Prozent gestiegen.