Der europäische Waldsatellit „Biomass“ untersucht den Zustand der globalen Wälder. Die genaue Position des ESA-Waldsatelliten bestimmt ein Navigationsempfänger aus Wien. © ESA/ATG Medialab
Vor 50 Jahren wurde die europäische Weltraumagentur ESA gegründet. Fast alle ESA-Satelliten setzen auf Technologie von Österreichs größtem Raumfahrtzulieferer Beyond Gravity.
Vor 50 Jahren, am 30. Mai 1975, wurde die Gründungsakte der europäischen Weltraumagentur ESA unterzeichnet. Tagtäglich liefern die ESA-Satelliten im All wichtige Daten über unsere Erde. Darunter etwa Daten zum Klimawandel, zur genauen Wettervorhersage, oder zur Veränderung des Meeresspiegels oder des Gletschereises.
Das europäische Satellitennavigationssystem Galileo liefert präzise Positionsdaten, die etwa automatisch am Smartphone genutzt werden bei der Navigation von A nach B mittels App. Fast alle ESA-Satelliten nutzen rot-weiß-rote Hochtechnologie. Ob für Missionen zu weit entfernten Planeten oder für Umwelt- und Klimasatelliten, die unsere Erde umkreisen – fast alle davon vertrauen auf Technik aus Österreich. Je nach Mission nutzen die ESA-Satelliten Weltraumelektronik, -mechanik oder -thermalschutz von Beyond Gravity.
Größtes österreichisches Weltraumtechnikunternehmen
Das Unternehmen mit Sitz in Wien-Meidling ist mit rund 64 Millionen Euro Umsatz (2024) und rund 240 Mitarbeitenden das größte österreichische Weltraumtechnikunternehmen. Das Hochtechnologieunternehmen rüstet weltweit Satelliten und Trägerraketen mit Elektronik, Mechanik und Thermalisolation aus und hat eine Exportquote von fast 100 Prozent.
Die Firma ist in Europa Marktführer bei Navigationsempfängern, Thermalisolation und Triebwerkssteuerungsmechanismen für Satelliten sowie in den USA für Spezialtransportsysteme für Satelliten. Als Spin-off der Weltraumaktivitäten produziert das Unternehmen auch Thermalisolation für Anwendungen auf der Erde, zum Beispiel für Magnetresonanztomografen in der Medizintechnik.
Positionsbestimmung und Thermalisolation für ESA-Satelliten
Viele ESA-Umwelt- und Klimasatelliten nutzen etwa Navigationsempfänger. „Die Umweltdaten, die der Satellit sammelt, werden durch unsere Technologie noch genauer“, erklärt Kurt Kober, Geschäftsführer von Beyond Gravity Austria und Leiter des globalen Weltraumelektronikgeschäfts bei Beyond Gravity.
Thermalisolation von Beyond Gravity schützt viele ESA-Satelliten und -Raumsonden vor der extremen Kälte und Hitze im Weltraum. „Unsere Thermalhülle sorgt dafür, dass die Instrumente eines Satelliten trotz der extrem rauen Umgebung im Weltraum konstant auf Zimmertemperatur gehalten werden“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Pawlinetz, der das Thermal- und Mechanismengeschäft bei Beyond Gravity Austria leitet. Die Thermalisolation besteht aus mehreren Schichten ultradünner Spezial-Polyimidfolien und entfaltet im Vakuum des Weltraums eine Isolationswirkung wie eine mehrere Meter dicke Ziegelmauer. Auch Mechanismen des Unternehmens sorgen für das reibungslose Funktionieren von ESA-Satelliten im All.
So sind etwa Mechanismen aus Wien beim NASA-ESA-Weltraumteleskop James Webb im Einsatz. Die Mechanismen drehen und halten ein Filter- und Gitterrad für das Webb-Superauge namens NIRSpec. Und als sich das James-Webb-Teleskop noch auf der Erde befand, drehte und kippte ein Wiener Spezialgerät von Beyond Gravity das milliardenteure Weltraumteleskop, damit es Techniker von allen Seiten bearbeiten konnten. (BO)