Martina Sennebogen, Managing Director von Capgemini in Österreich, im Porträt.

NEW BUSINESS - NR. 4, APRIL 2023
»Ich habe mich nie an Titeln orientiert oder an ‚sicheren Jobs‘, sondern daran, was ich machen möchte, was mir Sinn gibt und was mich herausfordert.« © Maria Noi

Mit großer Begeisterung und viel Einsatz: Martina Sennebogen sucht die Herausforderung, hat den Willen zur stetigen Verbesserung und stellt sich jeder Aufgabe.

Sie ist wahrlich keine Unbekannte in der österreichischen Wirtschaft. Martina Sennebogen hat sich einen Namen gemacht. Seit etwas mehr als einem Jahr ist sie nun schon Managing Director von Capgemini Austria, der heimischen ­Dependance des internationalen Beratungsunternehmens.

Immer aufwärts
Der Karriereweg der gebürtigen Kärntnerin aus Feld am See, wunderschön gelegen inmitten der Nockberge, führte immer aufwärts. Nach Abschluss der HBLA für wirtschaftliche Berufe mit Schwerpunkt Sprachen in Villach und dem Studium der Angewandten Betriebswirtschaft an der Universität Klagenfurt, das sie durch die Arbeit im ­Gastgewerbe finanzierte, startete sie ihre Laufbahn bei Hirsch Armbänder in Klagenfurt als Produktmanagerin und in der Trendforschung.

Danach war Martina Sennebogen mehrere Jahre bei dem globalen Werbeagenturnetzwerk McCann-­Erickson tätig, das sie schon während des Studiums im Rahmen eines Praktikums kennengelernt hatte. Dort war sie als Etatdirektorin für große Marken wie H&M, Nestlé und Kempinski tätig und zog für den Job auch nach Wien. 2010 wechselte sie – nach einer vorübergehenden Selbständigkeit als Interimsmanagerin – zu Microsoft Österreich, wo sie für mehr als zehn Jahre blieb und verschiedene Marketing- und Salesrollen innehatte, unter anderem die Verantwortung für den Industriezweig der Energiewirtschaft Österreichs. 2021 folgte der Wechsel als Head of Global Sales zum Linzer Softwareunternehmen Celum, bevor sie rund ein Jahr später an Bord von Capgemini kam.

Auf dem Weg nach oben gab es einige Wendepunkte. Etwa die Geburt ihres ersten Kindes im Jahr 2008 und der Aufbau ihrer Selbstständigkeit während der Karenz, aber auch die Trennung von ihrem damaligen Ehemann und die darauffolgende Zeit als alleinerziehende Mutter. Die spätere Entscheidung, nach mehr als zehn Jahren bei Microsoft nochmals den Sprung zu wagen und etwas Neues zu starten, zählt sie ebenfalls dazu. Ihr eigener „Kompass“ hat sie dabei niemals im Stich gelassen.

„Ich brauche immer eine Aufgabe, etwas, das mich fordert und bei dem ich Positives bewirken kann“, erzählt Sennebogen und ergänzt: „Ich habe mich nie an Titeln orientiert oder an ‚sicheren Jobs‘, sondern daran, was ich machen möchte, was mir Sinn gibt und was mich herausfordert.“ Ihr selbstgewählter Leitspruch „Wenn du aufhörst, besser sein zu wollen, hast du aufgehört, gut zu sein“ ist da Programm. „Er begleitet mich jetzt seit über zehn Jahren und beschreibt mich sehr gut.“

Jeder Tag ist besonders
An Herausforderungen mangelt es der heute dreifachen Mutter – 2015 und 2017 gab es weiteren Familienzuwachs – ganz sicher nicht. Aber anders würde sie es wahrscheinlich auch nicht haben wollen. Martina Sennebogen stellt sich ihnen immer mit der ihr eigenen Begeisterung und viel Einsatz. „Jeder Tag ist herausfordernd und besonders, weil die Aufgaben und die Themen sehr stark variieren“, sagt sie über ihre Rolle als Managing Director und Vorstandsvorsitzende der Capgemini Consulting Österreich AG. Natürlich wird es am Weg nach oben auch einsamer, gibt sie offen zu.

„In einem großen Unternehmen gibt es viele verschiedene Persönlichkeiten und ­Vorstellungen. Allen in gleicher Weise gerecht zu werden, ist leider nicht immer möglich. Unser Geschäft erfordert eine permanente Weiterentwicklung mit entsprechenden Lerneffekten. Ich möchte hier mit gutem Beispiel vorausgehen.“

Das ist auch Teil ihres Führungsstils, zu dem gehört, nichts von den Mitar­bei­te­r:in­nen zu verlangen, das sie nicht selbst zu geben bereit ist. „Ich vertrete den Enable­ment-Ansatz. Für mich ist es wichtig, dass meine Mitarbeiter:innen nicht nur einen Titel innehaben, sondern auch die Möglichkeit, im Rahmen ihrer jeweiligen Rolle eigenständig zu agieren, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Dazu gehört es auch, Themen klar anzusprechen und auf konstruktive Art kritisch zu sein“, erklärt sie. 

Das deckt sich mit der Unternehmenskultur der Capgemini-Gruppe, die einer der Gründe für ihren Wechsel zum Beratungshaus war. „Ehrlichkeit, Mut, Vertrauen, Freiheit, Spaß, Bescheidenheit und Teamgeist sind jene Werte, die uns als Gruppe tagtäglich begleiten und formen. Wir schätzen unternehmerisches Denken und ermutigen unsere Mitar­bei­ter:innen, eigene Ideen und Wege zu verfolgen. Teamgeist, Spaß und ­Vertrauen entstehen in der täglichen Zusammenarbeit, in der Erfahrung mit Fehlern, in den gemeinsamen Erfolgen und durch gemeinsames Scheitern“, führt Martina Sennebogen aus und fügt hinzu: „Diese Werte stehen nicht nur auf einem Stück Papier, sondern werden in unserer Organisation tatsächlich so gelebt.“ Ein Anliegen ist ihr auch eine unpolitische Herangehensweise im Unternehmen: „Nach fast 20 Jahren in Konzernen vertrete ich die Ansicht: Die Welt ist politisch genug, wir müssen es nicht auch noch in unserer Organisation sein.“

Eine vielschichtige Transformation
Aktuell ist es ihre wichtigste Aufgabe, Capgemini Österreich strategisch richtig auszurichten. „Das ist ein vielschichtiger und komplexer Transformationsprozess – geschäftlich, technologisch und organisatorisch. Es ist eine faszinierende Aufgabe, die Stärken, Kompetenzen und Ressourcen des internationalen Unternehmens in konkrete Erfolge in Österreich zu übersetzen.“ 

Und was kommt dann? Wohin wird sie ihr Kompass auf ihrer weiteren beruflichen Reise führen? „Ich bin erst vor einem guten Jahr ins Unternehmen gekommen. Dieses Jahr wollen wir die Ergebnisse liefern, deren Weichen wir im Vorjahr gestellt haben“, richtet sie ihren Blick auf das, was vor ihr liegt.

Die kreative Ader ist ihr geblieben
Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass der Terminkalender der Capgemini-Chefin und dreifachen Mutter kaum freie Stellen hat. Wo nimmt sie die Energie dafür her? „Die Zeit mit meinen Kindern ist der beste Ausgleich“, so Martina Sennebogen. Außerdem ist sie gerne schöpferisch tätig: „Ich bin zwar nicht Modedesignerin geworden, wie ich es mit zehn Jahren werden wollte, aber die kreative Ader ist mir definitiv geblieben. Ich male gerne auf große Leinwände, genieße die Gartenarbeit und bastle mit Ton und Gips. Das ist für mich die beste Entspannung.“

Diese kreative Ader hat sie auch schon mehrfach mit der Feder ausgelebt. Ihr erstes Kinderbuch „Die Abenteuer von Piratin Pünktchen“ schrieb Sennebogen für ihre Tochter, damit die Großmutter daraus vorlesen konnte. Die Publikation ihres Erstlingswerks über einen Verlag war dann „ein positiver Nebenaspekt ohne die Notwendigkeit eines kommerziellen Erfolgs“. Es folgten zwei weitere Kinderbücher, die ebenfalls für die eigenen Kinder geschrieben wurden und eine altersgerechte Fortsetzung des ersten Buches waren. Vorerst sind keine weiteren Werke geplant. „Vielleicht schreibe ich mal weitere Bücher für ­meine Enkelkinder“, beantwortet sie die abschließende Frage nach ihren schriftstellerischen Ambitionen mit einem Augenzwinkern. (RNF)


12 FRAGEN AN MARTINA SENNEBOGEN

Was wollten Sie als Kind werden?
Erst Zoologin – nachdem ich Gorillas im Nebel gesehen hatte – und später dann Mode­designerin.
    
Was bedeutet Glück für Sie?
Am Sofa mit meinen drei Kids zu kuscheln und dieses Gefühl zu genießen.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Entfesselt“ von Blake Pierce.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Ich hatte in jeder Phase meines Werdegangs Menschen um mich, die mich inspiriert und begleitet haben. Von der Uni bis heute. Das waren nicht immer meine direkten Vorgesetzten, sondern oft Gleichgesinnte oder Personen, von denen ich lernen konnte.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Mit unseren Katzen.

Was war Ihr bisher größter Erfolg? 
Nicht Karriere oder Familie, sondern beides.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in ihrem Leben getan haben? 
Das wäre dann wohl diese Frage zu beantworten.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht? 
Über die Frage, mit wem ich gerne tauschen würde.

Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Fallschirmspringen, denn ich habe unglaubliche ­Höhenangst.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
An der Zukunft zu arbeiten, die wir wollen.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Mein Leitspruch „Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein“ von Philip Rosenthal begleitet mich jetzt seit über zehn Jahren und beschreibt mich sehr gut.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und ­warum?
Mein Team sagt, ich wäre ein Wolf – ein Leittier mit starkem Sinn fürs Rudel. Meine Kinder wiederum sagen ich bin ein Koalabär. Vielleicht bin ich ein wenig von beidem. 


ZUR PERSON
Beeindruckende Laufbahn

Die gebürtige Kärntnerin Martina Sennebogen ist seit Januar 2022 Managing ­Director von Capgemini Austria sowie seit März 2023 Vorstandsvorsitzende der ­Capgemini Consulting Österreich AG. Davor war sie zuletzt Head of Global Sales beim Linzer Softwareunternehmen Celum und davor wiederum elf Jahre lang in ­verschiedenen Marketing- und Salesfunktionen bei Microsoft in Österreich tätig. Sie begann ihre Karriere als Produktmanagerin bei der österreichischen Firma Hirsch Armbänder. Danach arbeitete sie mehrere Jahre beim globalen Werbeagenturnetzwerk McCann-Erickson. 

Sie absolvierte an der Universität Klagenfurt das Studium der Angewandten ­Betriebswirtschaftslehre (Schwerpunkte: Controlling und strategische Unternehmensführung, Marketing und Internatio­nales Management, Innovationsmanagement). Martina Sennebogen ist verheiratet und Mutter von drei Kindern.