Top Speakers Lounge zur Unternehmensnachfolge © Robin Consult/Lepsi
Österreichs Unternehmen haben ein Nachfolgeproblem. Ein Großteil hat den Übergabeprozess noch nicht geregelt oder findet keinen Nachfolger. Bis 2030 droht ein Ausverkauf der KMU.
Wie die Unternehmensübergabe gelingen kann, diskutierten auf Einladung der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein (HKSÖL) in der „Top Speakers Lounge“ bei BDO Austria Marie-Christine von Pezold (FBN Switzerland), Florian Meindl (BDO Austria), Sabine Hönigsberger (Erste Bank) und Ulrike Rabmer-Koller (Rabmer-Gruppe).
Laut einer von der Geschäftsführerin des FBN (Family Business Network Switzerland) Marie-Christine von Pezold präsentierten Studie haben 47 Prozent der Unternehmen den Prozess noch nicht begonnen. „Nur 32 Prozent haben die Nachfolge der Anteile geregelt und lediglich 11 Prozent die Übergabe vollendet. Doch wenn man nichts plant, dann plant ein anderer. Dann entscheidet auch jemand anders – und eventuell nicht so, wie man es gerne hätte!“, erklärt von Pezold. Die Gründe dafür sind selbstgemacht. Durch dominante Inhaberschaft und die Familie selbst entstehen Spannungsverhältnisse, die oft von Emotionalität und weniger von Rationalität geprägt sind.
Kopf-in-den-Sand-Politik
Für Florian Meindl liegt das Hauptproblem darin, dass viele Unternehmer nicht loslassen können: „Ich habe Kunden, da wurde so lange gewartet, sodass der Sohn schon langsam in Pension geht. Es ist unangenehm, sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen. Wenn man den Kopf in den Sand steckt, wird das Problem umso größer. Steuerlich ist das auch ein Problem. Privatstiftungen usw. werden gegründet, ohne dass die Kinder darüber informiert wurden. Man sollte das vorher klären, auch mit der Belegschaft und den Stakeholdern – die müssen alle frühzeitig informiert werden.“
Ähnlich sieht das Sabine Hönigsberger: „Das Schlimmste, was man tun kann, ist, den Kopf in den Sand zu stecken und nichts zu tun. Dadurch tritt ein Wertverlust ein. Man muss mit der Bank des Vertrauens sprechen, mit dem Steuerberater. Einfach beginnen – die Finanzen bekommt man dann schon in den Griff. Wir wollen nachhaltige Wertschöpfung erzielen, dazu muss die Nachfolge geregelt sein. Ich habe mit vielen Familienunternehmen gearbeitet. Am leichtesten war es, wenn genau geregelt wurde, wer von der Familie mitarbeitet und wer nicht. In manchen Unternehmen braucht man aber auch einen Mediator. Man muss der nächsten Generation die Möglichkeit geben, ins Unternehmen einzusteigen, einen eigenen Bereich zu bekommen und diesen gemeinsam mit den Eltern zu entwickeln.“
Wie eine erfolgreiche Übergabe vonstatten gehen kann, erklärt Unternehmerin Ulrike Rabmer-Koller: „Ich wurde nicht ins kalte Wasser gestoßen, sondern hatte zehn Jahre Zeit, mich darauf vorzubereiten und dann den Betrieb zu übernehmen. Begonnen habe ich als Prokuristin, dann weitere Anteile übernommen. Man muss da Schritt für Schritt hineinwachsen. Ich durfte meine eigenen Ideen einbringen und das Unternehmen transformieren. Und ich habe meinen Übergebern sehr viel Wertschätzung entgegengebracht.“ Und Rabmer-Koller skizziert schon den nächsten Schritt: „In den nächsten zehn Jahren plane ich die Übergabe. Meine zwei Kinder habe ich aber nicht von klein auf dazu getrimmt, das Unternehmen zu übernehmen. Sie sollen das machen, was ihnen Spaß macht. Die Kunst ist es, Lösungen zu finden, die gut für die Familie und gut fürs Unternehmen sind!“ (BO)