Wärmepumpe als Klimaretter

NEW BUSINESS Guides - INDUSTRIE GUIDE 2019/20
Der ecop-Gründer und Geschäftsführer Bernhard Adler ist an seiner das Klima sowie das Geldbörserl schonenden Idee drangeblieben und hat damit Erfolg. © Florian Rainer

Industrieabwärme stellt eines der größten ungenützten Energie­potenziale der Welt dar. Genau dieses Potenzial macht sich das österreichische Unternehmen ecop zunutze ...

... und hat eine spezielle ­Wärmepumpe für die industrielle Verwendung entwickelt, die besonders effizient, leistungsstark und flexibel ist. 

In vielen Teilen der Welt bemühen sich derzeit Menschen, das Ruder herumzureißen und sich ernsthaft mit dem Thema Klimawandel auseinanderzusetzen. So auch das Unter­nehmen ecop: Dieses hat erkannt, dass bei Industrieprozessen entstandene Wärme oft ungenutzt bleibt oder nur teilweise genutzt wird. Dabei könnte die ungenützte Abwärme gezielt für die Energierückgewinnung eingesetzt werden. „Während Wärmepumpen für das Eigenheim schon Usus sind, setzt die Industrie für die Generierung von Prozess­wärme mehrheitlich noch immer auf fossile Energieträger. Das hat uns den Anstoß gegeben, eine neuartige und vor allem nachhaltige Technologie zu entwickeln“, sagt ecop-Gründer und -Geschäftsführer Bernhard Adler.

Nachhaltige Antwort auf verschärfte EU-Regeln
Die meisten bisherigen Wärmepumpen basieren auf einem flüssigen Kältemittel. Dieses nimmt Wärme auf, verdampft und gibt die Temperatur an das Heizungswasser ab. Das bringt mehrere Nachteile für industrielle Anwendungen mit sich: Die Kältemittel verdampfen bei einer nicht veränderbaren Temperatur und müssen daher für jeden Prozess individuell angepasst werden. Sie können die Quellentemperatur nur schwer verarbeiten und sind für die in der Industrie benötigten höheren Temperaturen nicht geeignet. Außerdem sind die verwendeten Kältemittel oft giftig, brennbar und tragen zu einer negativen CO₂-Bilanz und zum Treibhauseffekt bei.
„Unsere Wärmepumpe rotiert und arbeitet nach dem Joule-Prozess. Anders als marktübliche Geräte kommt bei ecop-Modellen statt des flüssigen Kältemittels auf Kohlenstoffbasis ein Gemisch aus Edelgasen zum Einsatz. Es wird verdichtet und dann wieder expandiert statt verdampft und verflüssigt. Der energiefressende Phasenübergang von flüssig auf gasförmig fällt weg. Das Gasgemisch arbeitet auch ab 90 Grad wirtschaftlich und konstant. Der Prozess ist rein gasförmig. Wir setzen Gase ein, die aus der Luft gewonnen werden – wenn die entweichen, gehen sie also dorthin, wo sie gewonnen wurden. Sie haben kein Treibhausgaspotenzial und sind nicht giftig“, geht Adler ins Detail.
Prozesswärme ist außerdem für viele Unter­nehmen ein entscheidender Kostenfaktor. Die EU-Verordnung über fluorierte Treibhausgase beschränkt massiv den Einsatz von Kälte­mitteln, und die EU-Energieeffizienzrichtlinie schreibt Unternehmen vor, 20 Prozent des ­Primärenergiebedarfs bis 2020 einzusparen. Unternehmen müssen auf effiziente und grüne Alternativen umsteigen. Diese bietet ecop und wurde dafür unter anderem mit dem Europäischen Umweltpreis der Europäischen Kommission (2018) und dem Staatspreis Umwelttechnologie (2018/19) ausgezeichnet.

Nicht nur sauber, sondern auch effizient
Die „Rotation Heat Pump K7“ von ecop, mit einer Nennleistung von 700 kW, verwendet ein ungiftiges und nicht brennbares Spezialgas anstatt eines Kältemittels. Das Gas rotiert in einem geschlossenen Kreislauf um eine Achse. In einem thermodynamischen Kreisprozess wird dieses erwärmt und gibt Wärme ab. Aufgrund unterschiedlicher Druckverhältnisse kann die Temperaturdifferenz beliebig reguliert werden und Temperaturbereiche von minus 20 Grad Celsius bis plus 150 Grad Celsius können abgedeckt werden. „Dadurch leistet die Wärme­pumpe in den verschiedensten Industriezweigen wertvolle Dienste. Mögliche Einsatzgebiete sind industrielle Prozesse, wie beispielsweise die Trocknung von Holz, Ziegeln oder Lebensmitteln, die Pasteurisierung von Fruchtsäften oder die Destillation in chemischen Prozessen sowie Fernwärmeanwendungen“, erklärt Adler. Aufgrund bisher mangelnder umweltschonender Alternativen beläuft sich das Potenzial für industrielle Wärmepumpen in Europa auf etwa 174 TWh (626 PJ). Das entspricht rund 41.000 Wärmepumpen vom Typ K7. An der Nutzung der Technologie zur Kühlung wird ebenfalls bereits geforscht.

Erste Erfolge in Niederösterreich
Auch wenn die innovative Wärmepumpe in der Anschaffung zunächst teurer ist, macht sich ihr Einsatz schnell bezahlt. Aufgrund von geringeren Betriebs- und Wartungskosten und der höheren Effizienz beträgt die Amortisations­dauer dem Unternehmen zufolge je nach Anwendungsbereich nur 2,5 bis 3,5 statt branchenüblichen fünf bis sieben Jahren. Eine erste Referenzanlage wurde an die Bioenergie Buck­lige Welt GmbH verkauft. Ein Heizwerk, das mehrere Gemeinden mit Fernwärme versorgt, setzt auf die Dienste der ecop-Wärmepumpe. Außerdem wurde ein Vertrag mit einem Schweizer Systemintegrator unterzeichnet, im Herbst 2019 soll im Rahmen dessen eine weitere ­Wärmepumpe verkauft werden.

Beteilige und Energiewende ­unterstützen
Unterstützer der Energiewende konnten sich in Form einer Crowdinvesting-Kampagne auf der Plattform Green Rocket an dem Projekt beteiligen. Das qualifizierte Nachrangdarlehen war auf fünf Jahre und drei Monate angelegt. Die Investoren wurden mit sechs Prozent Fixzinsen pro Jahr und einem gewinnabhängigen Bonuszins beteiligt. Die Idee wusste zu überzeugen: Das Fundingziel lag am Ende bei 750.000 Euro und wurde nach einer Laufzeit von drei Monaten auch erfolgreich erreicht. Bereits das Erreichen des ursprünglich festgelegten Ziels von 500.000 Euro in weniger als drei Wochen war ein herausragender Erfolg.
Der Plattform Crowdcircus zufolge schaffte es ecop bereits damals mit dem Anfangsvolumen als einziges Nicht-Immobilien-Projekt in die Top 15 der größten Kampagnen Österreichs im ersten Halbjahr 2019. Weil sich aber immer wieder potenzielle Interessenten meldeten, hat sich ecop dazu entschlossen, das Limit anzu­heben. „Das entgegengebrachte Vertrauen der Crowd ist eine Bestätigung für uns, dass wir in den letzten Jahren viel richtig gemacht haben. Wir sind sehr stolz und freuen uns über diesen breiten Zuspruch“, so Adler.
Das Geld soll zum Ausbau der Vertriebs- und Marketingaktivitäten und zur Finalisierung der Überleitung der Produktion in die Serienfertigung verwendet werden. Darüber hinaus wird die Entwicklung an einer höheren Leistungsklasse mit der rund dreifachen Leistung vorangetrieben. „Das Interesse aus der Industrie ist groß. Wir haben schon 20 bis 25 ganz konkrete Projekt in Aussicht, und die erste Pumpe, die Anfang des Jahres die Serienproduktion verlassen hat, ist bereits bei einem Kunden installiert. Leider ist der Beschaffungsprozess bei Kunden ein sehr langer, der manchmal bis zwei Jahre dauert. Deshalb haben wir uns im Rahmen der Crowdinvesting-Kampagne Kapital besorgt, um in die Serienproduktion gehen zu können. Die Produktion am derzeitigen Standort im ober­österreichischen Neuhofen an der Krems ist darauf ausgelegt, 30 bis 40 Maschinen pro Jahr herzustellen. Aktuell beschäftigt ecop 16 Mitarbeiter, 2022 sollen es 50 sein. In diesem Jahr wollen wir auch die Gewinnschwelle erreicht haben“, gibt Adler einen kleinen Ausblick. Seine Vision ist aber noch viel größer: „Wir wünschen uns, dass unser Verfahren zum Standardverfahren für alle Wärme- und Kälteanlagen wird. Theoretisch geht das bis zum Kühlschrank.“ Wer weiß? Vielleicht schon in ein paar Jahren gluckert auch in Ihrer Küche ein umweltfreundlicher Fri­gi­daire mit Hightech aus ­Niederösterreich. (RNF)


INFO-BOX
Über ecop Technologies
ecop ist ein mehrfach ausgezeichnetes österreichisches Technologieunternehmen, das mit einer neuartigen, international patentierten Technologie Rotationswärme­pumpen für den industriellen Einsatz herstellt. Zu den Produktvorteilen zählen u. a. Temperaturen bis zu 150 °C, Flexibilität bei Eingangs- und Ausgangstemperaturen, hohe Effizienzwerte und ein Verzicht auf umweltschädliche Kältemittel. Damit unterstützt ecop Unternehmen dabei, Energie rückzugewinnen, die Umwelt zu schonen und Kosten zu sparen. Der Firmensitz und Produktionsstandort befindet sich in Neuhofen in Oberösterreich und das Entwicklungszentrum in Wien.
www.ecop.at