Werner Pamminger, GF Business Upper Austria: »Als One-Stop-Shop sind wir heute zentrale Anlaufstelle für Investoren und Betriebe aus dem In- und Ausland für ihre Investitions- und Innovationsvorhaben.« © Business Upper Austria/Gregor Hartl
Cluster- und Technologie-Netzwerke sowie Kompetenzzentren gelten in Österreich als ein wichtiges Schmiermittel, um den Wirtschaftsmotor am Laufen zu halten.
Oberösterreich hat vier Viertel. Während manche sogar meinen, es gebe sogar ein fünftes Viertel – und sich die Proponenten dieser Theorie dann darüber streiten, ob es sich bei diesem überzähligen Landesteil um den Zentralraum oder den oberösterreichischen Teil des Salzkammerguts handelt. Gesichert ist hingegen die Tatsache, dass sich die Wirtschaft des Landes ob der Enns in zehn Wirtschafts-Cluster gliedert. Wobei auch bei dieser Cluster-Struktur eine kleine Unregelmäßigkeit zu verzeichnen ist. Denn zu den acht klar als solche titulierten Clustern gesellen sich als Nummer neun und zehn die Kooperationszentren Human Capital Management und der Softwarepark Hagenberg.
2.200 Partnerunternehmen
Hinter der Cluster-Struktur in Oberösterreich steht Business Upper Austria, die Standortagentur des Landes Oberösterreich. Diese wiederum versteht sich als Kompetenzzentrum für eine unternehmensübergreifende Zusammenarbeit, will zum einen den Informationsaustausch untereinander fördern, zum anderen Unternehmen aus dem In- und Ausland maßgeschneiderte Lösungen für ihre Investitions- und Innovationsvorhaben in Oberösterreich bieten. Aktuell arbeiten in den Clustern mehr als 2.200 Partner zusammen.
Spiritus Rector Christoph Leitl
„Die Initiative zu einer Standortagentur und zu den Cluster-Initiativen ging vom damaligen Wirtschaftslandesrat Christoph Leitl und den Sozialpartnern aus, die mit einer schlagkräftigen Standortagentur Betriebsansiedlungen und neue Technologien in OÖ fördern wollten“, berichtet Werner Pamminger, Geschäftsführer von Business Upper Austria.
Im Jahr 1991 wurde daher die OÖ. Technologie- und Marketingges.m.b.H. (TMG) gegründet, zu deren Aufgaben Standortmarketing und Betriebsansiedlungen gehörten. Im Jahr 1998 wurde schließlich das erste strategische Wirtschaftsprogramm für Oberösterreich niedergeschrieben, mit dem die Aufgaben der TMG auf Standortentwicklung, Gründung von Clustern sowie Impuls- und Technologiezentren erweitert wurden. Noch im selben Jahr wurde mit dem Automobil-Cluster (AC) die erste Cluster-Initiative aus der Taufe gehoben.
Die Strategie von Leitl, später von 2000 bis 2018 Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), ging auf: In den vergangenen drei Jahrzehnten hat Business Upper Austria mehr als 1.500 Unternehmen bei der Ansiedlung oder Erweiterung in Oberösterreich begleitet. Das Investitionsvolumen dieser Unternehmen liegt laut der Agentur bei 8,6 Milliarden Euro, wodurch mehr als 32.000 Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert wurden.
Die zehn OÖ-Cluster im Überblick
• Automobil-Cluster – AC: Gegründet 1998, beschäftigt sich der AC mit
Future Mobility, Leichtbau, Connected Mobility, Internationalisierung,
Qualifizierung, effizienter Mobilität sowie effizienten Prozessen und Nachhaltigkeit.
• Building Innovation Cluster – BIC: 2000 als Möbel- und Holzbau-Cluster gestartet, erfolgte 2022 das Rebranding. Fungiert als branchenübergreifendes Netzwerk für Architektur und Design, Bau- und Baunebengewerbe sowie den Möbel- und Holzbau.
• Cleantech-Cluster – CTC: Im Jahr 2006 als Umwelttechnik-Cluster gegründet, kam es 2014/15 zur Umbenennung. Forciert werden u. a. Lösungen für den Umweltschutz, die Defossilisierung der Industrie und Kreislaufwirtschaft sowie grüner Wasserstoff und Nachhaltigkeitsmanagement. Fusionierte 2013 mit dem seit 2009 bestehendem Netzwerk Ressourcen und Energieeffizienz.
• Human Capital Management – HCM: Das Netzwerk Humanressourcen (NHR) entstand 2004, im Jahr 2020 wurde dieser Cluster in die Abteilung Human Capital Management umgewandelt, die nunmehr als Anlaufstelle für Betriebe und Personalverantwortliche rund um die Themen Fachkräftesicherung, Personalmanagement und Organisationsentwicklung dient.
• IT-Cluster – ITC: Die Gründung dieses Clusters, zu dessen Schwerpunkten Business Software, Industrial Data, Softwarequalität und IT-Security zählen, erfolgte 2013.
• Kunststoff-Cluster – KC: Trägt mit dem Gründungsjahr 1999 die Startnummer 2, entwickelt Lösungen für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung und Fertigungstechnologien, Image, Fachkräfte und Wissenstransfer sowie Materialien, Funktionsintegration und Leichtbau.
• Lebensmittel-Cluster – LC: Der LC übersiedelte 2017 von der Wirtschaftskammer OÖ in die Clusterland OÖ GmbH und 2018 zu Business Upper Austria, setzt auf neue Technologien, Lebensmittelsicherheit und Qualitätsmanagement.
• Mechatronik-Cluster – MC: Zählt mit dem Gründungsjahr 2003 zu den ersten Clustern, ist an den „typischen“ Produktlebenszyklus angelehnt und fokussiert auf Smart Engineering, Intelligent Production und Industrial Services sowie Digitalisierung und Automatisierung.
• Medizintechnik-Cluster – MTC: Wurde 2002 unter dem Namen Gesundheits-Cluster gegründet, vernetzt Gesundheitseinrichtungen, Bildungsinstitutionen, Forschungseinrichtungen, Medizintechnikunternehmen, Zulieferer und Berater. Im Mittelpunkt stehen Digital Health und Medical Materials. Zu den Services zählen auch Regulatory Affairs, Care Technologies, ein MedTech-Inkubator sowie der Smart MedTech Check.
• Softwarepark Hagenberg: Zum Softwarepark Hagenberg gehören aktuell 16 Unternehmen mit mehr als 3.100 Mitarbeiter:innen. Mit derzeit elf Forschungseinrichtungen, 26 Ausbildungsprogrammen und mehr als 75 Unternehmen stehen hier regionale und überregionale IT-Projekte im Fokus.
Netzwerke und Cluster
Österreich zeigt sich generell als ein Land, das seine Wirtschaft gerne vernetzt. Die Erkenntnisse und Erfahrungen rund um Forschung, Technologie, Innovation, Export und andere werden nicht selten in mehr oder weniger offizielle Strukturen und Bünde eingebracht. „Die Vernetzung in Clustern ermöglicht Unternehmen aus Industrie, Gewerbe und Handwerk sowie aus dem Dienstleistungsbereich die firmenübergreifende Zusammenarbeit in den Bereichen Forschung, Technologie und Innovation“, heißt es beispielsweise von der Wirtschaftskammer. Doch derart ausgeprägt wie in Oberösterreich ist die Cluster-Struktur in keinem anderen Bundesland. Bestenfalls das flächenmäßig etwas größere Niederösterreich kann da einigermaßen mithalten.
Als „leistungsstarke Innovationsnetzwerke in den wirtschaftlichen und technologischen Stärkefeldern“ stufte das Wirtschaftsministerium schon 2014 die Cluster ein. Zufall oder nicht, der damalige Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner stammte aus dem oberösterreichischen Mühlviertel. Die Cluster-Struktur im Land ob der Enns war seit ihren Anfängen in die unterschiedlichsten Konstruktionen eingebunden, wurde von Vereinen und eigenen Gesellschaften getragen.
Doch am Grundgedanken dahinter „hat sich im Wesentlichen nichts geändert“, unterstreicht Business-Upper-Austria-Geschäftsführer Pamminger und ergänzt. „Business Upper Austria mit seinen Fachabteilungen und Branchen-Clustern ist zuständig für die operative Umsetzung dieser Ziele. Als One-Stop-Shop sind wir heute zentrale Anlaufstelle für Investoren und Betriebe aus dem In- und Ausland für ihre Investitions- und Innovationsvorhaben. Wir bieten maßgeschneiderte Lösungen an und gestalten die Wirtschafts- und Forschungspolitik aktiv mit.“
Breites Service-Spektrum
Das Service-Portfolio ist dabei möglichst breit und dennoch zielorientiert ausgelegt. Wobei das Hauptaugenmerk auf der Förderberatung zu regionalen, nationalen und internationalen Programmen für Forschung, Technologie und Innovation sowie dem Technologietransfer und den Human Ressources liegt. „Wir knüpfen Netzwerke zwischen Unternehmen, Forschern, Gründern und Standortpartnern und entwickeln Projekte zur firmenübergreifenden Zusammenarbeit. Wir unterstützen Unternehmen beim Finden, Qualifizieren und Binden von Fachkräften“, berichtet Christian Altmann, Leiter Cluster & Kooperationen bei Business Upper Austria.
Der Blick in die Zukunft
Mit „#upperVISION2030“ ist auch bereits die Zukunftsstrategie formuliert. Die Bildung neuer Cluster sei nicht ausgeschlossen, so Altmann: „Fusionen und Neugründungen wie in der Vergangenheit sind immer möglich, derzeit aber nicht konkret geplant.“ Pamminger ergänzt: „Es liegt in der DNA einer Standortagentur, dass wir regelmäßig unsere Tätigkeit, unsere Angebote, unser Geschäftsfeld evaluieren und gegebenenfalls den aktuellen Entwicklungen anpassen. Gerade die Cluster sind sehr nahe an den Unternehmen ihrer Branche dran und kennen deren Bedürfnisse und Wünsche.“ Das Feedback aus den Unternehmen unterstreicht jedenfalls die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges. (ALS)
www.biz-up.at
www.upperaustria.at
Die Creative Region Linz & Upper Austria
Hoch im Kurs stehen in der oberösterreichischen Wirtschaft auch die Creative Industries. Mit der Creative Region Linz & Upper Austria wurde daher eine eigene Organisation geschaffen, die sich als Schnittstelle zwischen Kunst, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft versteht. Die als GmbH organisierte Initiative will Menschen und deren Ideen sowie Unternehmen aus der Kreativwirtschaft zusammenzubringen, mit ihren Aktivitäten als Keimzelle für neue Ideen fungieren. „Die Creative Region bringt zusammen, was (Ober)Österreich und über die Grenzen hinaus auch morgen noch stark und innovativ macht. Wir inspirieren, initiieren und vernetzen Ideen, Menschen und Unternehmen“, heißt es zum Selbstverständnis der Organisation. „Wir kommen aus den unterschiedlichsten Branchen und begeistern mit verschiedensten Services, Produkten und Ideen.“ Die von der Stadt Linz und dem Land Oberösterreich getragene Gesellschaft organisiert u. a. Konferenzen, Workshops und Vorträge, bietet beispielsweise auch Weiterbildungs- und Wissenstransferprogramme, begleitet Start-ups und andere mit Mentoring und Beratung und Begleitung. Die Initiative wurde bereits 2010 ins Leben gerufen, u. a. zur regionalen, nationalen und internationalen Positionierung von Linz und Oberösterreich als Kreativwirtschafts-Standort. Georg Tremetzberger zeichnet seit 2020 als Geschäftsführer für die Creative Region verantwortlich.
https://creativeregion.org/