„Wir sehen uns als Vorreiter in der Bioökonomie.“

NEW BUSINESS Bundeslandspecial - KÄRNTEN 2022
Mondi Frantschach ist Papier- und Zellstofflieferant für Verpackungshersteller und Verarbeitungsbetriebe auf der ganzen Welt. © Mondi

Mondi Frantschach, der Kärntner Produktionsstandort des internationalen Verpackungs- und Papierherstellers Mondi, investiert 20 Millionen Euro in nachhaltigere Produktionsbedingungen.

Die industrielle Tradition des Kärntner Mondi-Standortes in Frantschach reicht – als Eisenhammerwerk – bis in das 16. Jahrhundert zurück. Dank des Holzreichtums der Region wurde 1881 unter Graf Hugo Henckel von Donnersmarck die Produktion auf Zellstoff umgestellt und bereits 1894 ging die erste Papiermaschine in Betrieb.

Das Werk war bis 1998 unter dem Namen Patria Papier & Zellstoff AG zur Gänze im Besitz der Familie Hartmann/Kaufmann und Teil der Frantschach-Gruppe. 2004 wurde die Frantschach-Gruppe von Mondi übernommen. Bis dahin firmierte das Werk unter Frantschach Pulp & Paper Austria AG. Seit 2008 nennt sich das Papier- und Zellstoffwerk Mondi Frantschach GmbH.

Weitreichende Modernisierungen im Laufe der Jahre, wie die Großumbauten 1990 an der PM 8 und 2000 an der PM 6, sowie stetige Investitionen in die Modernisierung der Produktionsanlagen gewährleisten höchste Qualitätsstandards. Mit dem R&D Innovation Center, dem BAG Application Center und dem Food Safety Laboratory hat Mondi den Standort Frantschach als gruppenweites Forschungs- und Entwicklungszentrum gestärkt. Seit 2012 ist das Werk durch die Errichtung des Laugenverbrennungskessels RB4 vollkommen energieautark.

20 Millionen Euro für nachhaltige Produktion
Mondi Frantschach produziert vorwiegend Kraftpapiere, die beispielsweise für Lebensmittel, Baustoffe oder auch Futtermittel eingesetzt werden. Dabei bestimmt die Verpflichtung zu Nachhaltigkeit das gesamte unternehmerische Handeln. Im Rahmen des Aktionsplans MAP2030 hat das Unternehmen angekündigt, bis 2025 alle Mondi-Produkte wiederverwendbar, recyclebar oder kompostierbar zu machen. Durch die positive Unternehmensentwicklung mit umfangreichen Investitionen in den Umweltschutz wurde das Werk als bedeutender Wirtschaftsfaktor gestärkt und ist einer der größten Arbeitgeber in der Region.

Aktuell werden 20 Millionen Euro in die Erweiterung der Eindampfanlage investiert. „Mithilfe der neuen Anlagenteile gelingt es, die Zellstoffproduktion noch effizienter und nachhaltiger zu machen. Die Modernisierung und Erweiterung der Eindampfanlage, die in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Maschinenhersteller Andritz erfolgt, erhöht den ausgekoppelten Wärmeanteil bei gleichzeitiger Reduktion der benötigten Frischdampf-Menge. Damit einher geht die Verringerung des chemischen Sauerstoffbedarfs um jährlich 140 Tonnen in der biologischen Abwasserkläranlage“, betont Mondi-Frantschach-Geschäftsführer Gottfried Joham anlässlich der Bekanntgabe des lokalen Millionen­investments.

Der regionale Vorzeigebetrieb, der rund 450 Mitarbeiter:innen beschäftigt und 2021 sein 140-jähriges Jubiläum begeht, produziert nicht nur bereits seit Jahren vollkommen energieautark, sondern versorgt mit der überschüssigen Wärme aus der Zellstoffproduktion auch umliegende Gemeinden und Industriebetriebe.

Konsequente Optimierung der ­Zellstoffverarbeitung
Ausschlaggebend für die nun bekanntgegebene Investition ist auch die dadurch mögliche, noch effizientere Nutzung von Holz. „Holz ist der wichtigste Rohstoff einer Zukunft, die auf erneuerbaren Rohstoffen fußt und ohne fossile Rohstoffe auskommt. Eine Schlüsselrolle spielt dabei Ressourceneffizienz. Wir sehen uns als Vorreiter in der Bioökonomie, indem wir beispielsweise den Anteil der Nebenprodukte aus der Zellstoffproduktion erhöhen“, so Joham.

Im konkreten Fall wird der Anteil von Tallseife, welche in Zukunft unter anderem beispielsweise bei der Herstellung von Lacken, Klebstoffen oder Folien verwendet werden kann, von derzeit 18 kg auf 35 kg per Tonne Zellstoff erhöht.

Mit der Errichtung der neuen Eindampfanlage wurde bereits begonnen, die Inbetriebnahme soll im Herbst 2023 erfolgen.

Mondi und WU initiieren ­internationales Master-Stipendien­programm
Mit ihrem Nachhaltigkeitsgedanken verfolgt die Unternehmensgruppe nicht nur ökologische sondern auch soziale Ziele. Seit dem Wintersemester stehen erstmals die in Kooperation mit der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) entwickelten „Mondi International Scholar­ships“ für sozial oder wirtschaftlich benachteiligte internationale Studierende zur Verfügung. Vergeben werden sieben geförderte Stipendien, davon mindestens vier an Frauen.

„Inklusion zeigt sich auch daran, wie Bildungszugänge gestaltet sind. Fehlende finanzielle Mittel dürfen aus unserer Sicht jedenfalls kein Grund sein, ein Studium nicht zu beginnen“, unterstreicht Frauke Bastians, Mondi Diversity and Inclusion Senior Manager, die Beweggründe für dieses Förderprogramm.

Mondi selbst beschäftigt Mitarbeiter aus beinahe 100 Nationen. „Bis 2030 wollen wir zudem den Frauenanteil auf allen Ebenen von heute 21 Prozent auf 30 Prozent erhöhen. Vier von zehn Neueinstellungen werden also Frauen sein“, so Bastians. (BO)

INFO-BOX
Meilensteine bei Mondi Frantschach
• 1881 Gründung Gräfl. Henckel v. Donnersmarck’sche Cellulose Fabrik Frantschach
• 1894 Inbetriebnahme der ersten Papiermaschine
• 1914 Pachtvertrag zwischen Familie Hartmann und Graf Henckel v. Donnersmarck
• 1924 Kauf des Werkes durch Hofrat Wilhelm Hartmann
• 1938 Zellstoff- & Papierfabrik Frantschach AG
• 1952 Restituierung an die Familie Hartmann und Neugründung
• 1988 Patria Papier & Zellstoff AG
• 1992 Mondi beteiligt sich zu 44 % an der Frantschach AG
• 2001 Frantschach Pulp & Paper Austria AG
• 2004 Frantschach AG wird zu 100 % Teil von Mondi
• 2004 Mondi Packaging Frantschach GmbH
• 2006 Eröffnung R&D Innovation Center
• 2008 Mondi Frantschach GmbH
• 2008 Eröffnung BAG Application Center
• 2013 Inbetriebnahme Recovery Boiler 4
• 2021 140 Jahre Werk Frantschach