Viele Stromanbieter haben sich verkalkuliert © APA - Austria Presse Agentur

Nach Maxenergy und Enstroga haben zwei weitere Energieanbieter Kunden trotz aufrechter Preisgarantie gekündigt. Es handelt sich dabei um TopEnergy und Grünwelt. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) prüft gerade rechtliche Schritte gegen die beiden Anbieter, sagte Thomas Hirmke, Leiter des Bereichs Recht. Bei Enstroga gibt es mit dem VKI mittlerweile einen Vergleich, weil sich das Unternehmen bereit erklärt hat, Schadenersatz zu leisten. Bei Maxenergy läuft eine Klage.

Hirmke erwartet, dass es im Herbst zu weiteren Preiserhöhungen bei Energietarifen kommt. Ob diese rechtlich in Ordnung sind, hängt von der Vertragsgestaltung ab. Vor allem bei aufrechten Preisgarantien geht der VKI davon aus, dass Preiserhöhungen nicht rechtens sind. Bei Maxenergy betrifft das einige tausend Kundinnen und Kunden.

Maxenergy argumentierte zuletzt, die Kündigung trotz Preisgarantie sei rechtens, weil es zusätzlich zur Preisgarantie über 18 Monate eine kürzere Mindestvertragslaufzeit von 12 Monaten gebe. "Aufgrund der durch Maxenergy ausgesprochenen Kündigung zum Ende der Mindestvertragslaufzeit endet demnach auch die Preisgarantie, da nach diesem Zeitpunkt kein aufrechtes Vertragsverhältnis mehr besteht."

Einige Energieanbieter haben Änderungskündigungen ausgesprochen, weil sie selbst durch die hohen Preise unter Druck geraten sind. Sie haben sich mit den Preisgarantien verkalkuliert. Das betrifft vor allem reine Energiehändler, etwa Stromhändler, die selbst keinen Strom erzeugen. Ihr Geschäftsmodell bestand darin, Strom und Gas im Großhandel billig einzukaufen und mit einem Aufschlag an Privatkunden weiterzugeben. In den Jahren vor der Teuerungswelle waren sie meist günstiger als die großen Landesenergieversorger.

Durch die Mitte 2021 begonnene Preisexplosion im Großhandel mussten diese eher kleineren Anbieter die Energie jedoch plötzlich teuer einkaufen, wegen der Preisgarantien aber weiter billig an ihren Kunden abgeben. Auch in Deutschland gerieten ab Ende 2021 einige Anbieter in Zahlungsschwierigkeiten. In Österreich musste heuer im März McStrom Insolvenz anmelden. Die betroffenen Kunden wurden dann von Ersatzlieferanten versorgt und mussten sich neue Anbieter suchen.