Immo-Gruppe kämpft mit Milliardenschulden © APA - Austria Presse Agentur
Beim Immobilien- und Handelskonzern Signa des Tiroler Investors René Benko haben drei weitere deutsche Tochterfirmen Insolvenz beantragt. Die Signa Financial Services GmbH mit Sitz in Frankfurt/Main, die Signa REM Germany Rent GmbH sowie die SCAx GmbH (beide München) reichten heute beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg entsprechende Anträge ein, geht aus Bekanntmachungen des Gerichts hervor. Während sich Milliardenschulden türmen, gehen die Immo-Bewertungen in den Keller.
Ende November hatte bei dem Berliner Gericht bereits die Signa Real Estate Management Germany GmbH Insolvenzantrag gestellt und damit den jüngsten Reigen eröffnet. Wenig später folgte die österreichische Dachgesellschaft Signa Holding, die am 29. November Wiener Handelsgericht ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragte. Zuvor war bereits Ende Oktober die Signa Sports United in die Insolvenz geschlittert.
In der Schweiz wurde indes am Mittwoch die von der dortigen Signa Retail Selection AG beim Bezirksgericht Zürich beantragte provisorische Nachlassstundung für die Dauer von vier Monaten (bis 5. April) bewilligt, wie laut Nachrichtenagentur sda aus dem Schweizerischen Handelsamtsblatt vom Mittwoch hervorgeht. Damit soll verhindert werden, dass die schweizerische Signa Retail Selection in Abhängigkeit des Insolvenzverfahrens der österreichischen Muttergesellschaft gerate. Das Unternehmen, das unter anderem 50 Prozent an den Schweizer Luxuswarenhäusern Globus hält, werde von der Muttergesellschaft abgekoppelt und geordnet liquidiert.
Die Insolvenz der österreichischen Signa Holding könnte die Profitabilität und die Kreditqualität einiger Banken in Deutschland, Österreich und der Schweiz laut Ratingagentur Moody's belasten, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters eine Analyse, die heute, Mittwoch, veröffentlicht wurde. Insidern zufolge erreicht das Exposure der Signa-Gruppe allein hierzulande 2,2 Mrd. Euro. Der Wert der Beteiligungen der Signa Holding habe sich indes laut "Der Standard" (Mittwochsausgabe) von 5,28 auf 2,5 Mrd. Euro halbiert.
Die "undurchsichtige und komplizierte Struktur" behindere die Analyse der Insolvenzfolgen, hielt Moody's weiters fest. Das Gros der Milliardenkredite dürfte besichert sein, so die US-Ratingagentur. Dies könne die Auswirkungen mildern. Immobilien-Pakete als Sicherheiten könnten aber etwa angesichts gestiegener Zinsen und wenigen Transaktionen am Markt Risiken bergen, heißt es in der Analyse weiters. Immobilien werden gemäß den Bilanzierungsregeln (IFRS) jährlich einer Marktbewertung unterzogen.
Die Beteiligungen der insolventen Signa Holding hätten per Ende September 2023 laut Insolvenzantrag nur noch 2,5 Mrd. Euro ausgemacht, im sofortigen Liquidationsfall als Worst-Case-Szenario wären es sogar nur noch zehn Prozent dieses Werts. In der Bilanz 2022 hatte die Dachgesellschaft ihr Vermögen noch mit 5,28 Mrd. Euro bewertet, also mit mehr als dem Doppelten vom Antrag.
Als Beispiel für eine dahingeschmolzene Immobilienbewertung zieht die Zeitung das Berliner Kaufhaus des Westens (KaDeWe) heran. Heuer im Frühjahr habe die Signa einen Hälfteanteil laut "Financial Times" um 300 Mio. Euro verkauft, in Unterlagen für ihre Gläubigerbanken habe Signa die Gesamtimmobilien allerdings mit 1,5 Mrd. Euro bewertet, den Hälfteanteil folglich mit 750 Mio. Euro, also wiederum mit mehr als dem Doppelten.
Laut Finanzplan, der dem Insolvenzgericht vorgelegt wurde, wurde die Signa Prime laut "Der Standard" um 90 Prozent auf 153 Mio. Euro abgewertet, die Signa Development von 240 Millionen auf 24 Millionen und die Retail-Sparte von 127 Millionen auf null. Der Großteil der 43 Beschäftigten der Signa Holding soll gekündigt werden.