Die Preise steigen in Österreich weiterhin stark © APA - Austria Presse Agentur
Die Inflation in Österreich ist weiterhin fast doppelt so hoch wie im Euroraum. Im November lagen die Preise hierzulande um durchschnittlich 4,0 Prozent über jenen vom November 2024. Die Inflation ist damit den dritten Monat in Folge unverändert hoch, wie die Statistik Austria am Mittwoch mitteilte. Der endgültige Wert fiel etwas niedriger aus als in der Schnellschätzung Anfang Dezember. In der Eurozone blieb die Inflation laut EU-Statistikamt Eurostat bei 2,1 Prozent.
Gegenüber Oktober stieg das Preisniveau in Österreich laut Statistik Austria im Schnitt um 0,3 Prozent. Der EU-weit harmonisierte HVPI lag im November ebenfalls bei 4,0 Prozent. Höher war die Inflation im November nur in Estland und Kroatien. Die EZB strebt für die 20-Länder-Gemeinschaft einen Wert von 2,0 Prozent an, den sie als optimal für die Wirtschaft im Währungsraum ansieht. Ökonomen gehen übereinstimmend davon aus, dass die Währungshüter ihren Leitzins an diesem Donnerstag zum vierten Mal in Folge bei zwei Prozent belassen werden.
Die stärksten Preistreiber blieben laut Statistik Haushaltsenergie und Dienstleistungen. Zudem habe sich der Preisauftrieb im November insbesondere bei Treibstoffen deutlich verstärkt, erklärte Statistik-Austria-Generaldirektorin Manuela Lenk.
Strompreise stiegen besonders stark
Der Bereich Wohnung, Wasser, Energie verteuerte sich im Jahresvergleich um 6,6 Prozent (Einfluss: +1,35 Prozentpunkte) und blieb damit der größte Treiber der Gesamtinflation. Hauptverantwortlich war erneut die Haushaltsenergie mit plus 17,0 Prozent.
Besonders stark stiegen erneut die Strompreise (plus 41,4 Prozent; Einfluss: +0,76 Prozentpunkte). Die Statistik Austria verwies dabei auf das Auslaufen bzw. Wegfallen mehrerer Unterstützungsmaßnahmen mit Jahresbeginn sowie höhere Netzentgelte und Abgaben und die Wiedereinführung der Erneuerbaren-Förderungen. Heizöl verteuerte sich nach dem Rückgang im Oktober wieder (November: plus 4,2 Prozent), auch feste Brennstoffe zogen stärker an (plus 3,5 Prozent).
Gastronomie bleibt teuer
Restaurants und Hotels wurden um 5,9 Prozent teurer (Einfluss: +0,79 Prozentpunkte) und lagen damit nur knapp unter Oktober. Bewirtungsdienstleistungen stiegen um 6,0 Prozent, Beherbergungsdienstleistungen um 5,0 Prozent.
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke legten im Schnitt um 3,6 Prozent zu (Einfluss: +0,42 Prozentpunkte) und damit weniger stark als im Oktober. Nahrungsmittel verteuerten sich um 3,1 Prozent, alkoholfreie Getränke um 6,8 Prozent. Deutlich teurer wurde Kaffee (plus 18,1 Prozent), während Öle und Fette (minus 12,3 Prozent) preisdämpfend wirkten. Gemüse wurde um 0,8 Prozent billiger.
Treibstoffe ziehen an - Flugtickets bremsen
Im Bereich Verkehr stiegen die Preise um 2,6 Prozent (Einfluss: +0,38 Prozentpunkte) und damit etwas stärker als im Oktober. Ausschlaggebend waren Treibstoffe (plus 2,5 Prozent). Bei Flugtickets ließ der Preisdruck hingegen merklich nach (plus 1,3 Prozent nach plus 6,1 Prozent im Oktober).
Der Mikrowarenkorb (täglicher Einkauf) stieg im Jahresvergleich um 2,0 Prozent. Der Miniwarenkorb (wöchentlicher Einkauf, inklusive Treibstoffe) legte um 3,1 Prozent zu - und damit ebenfalls weniger stark als die Gesamtinflation.
Parteien reagieren unterschiedlich auf Inflation
Finanzstaatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) erklärte, das Ziel der Regierung sei weiterhin, die Inflation auf 2 Prozent zu senken. Dafür brauche es "nicht nur kurzfristige Effekte, sondern strukturelle Maßnahmen, die dauerhaft wirken". Sie verwies dabei auf die "Beschlüsse der vergangenen Tage - insbesondere das Aufschwung-Paket zur Stromkostensenkung".
Die Grünen machten die Regierungsparteien ÖVP, SPÖ und NEOS für die hohe Inflation verantwortlich. "Wer Gebühren erhöht und den öffentlichen Verkehr verteuert, sollte sich nicht wundern", so Budgetsprecher Jakob Schwarz in einer Aussendung. Zudem ließen die Regierungsparteien "alle preisbremsenden Maßnahmen der Vorgängerregierung zum 1. Jänner 2025 auslaufen".
Wirtschaftssprecherin Barbara Kolm (FPÖ) kritisierte indes, dass im neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) "die Klimaneutralität 2040 mit den Stimmen von ÖVP, SPÖ, NEOS und Grünen direkt und verbindlich in nationales Recht eingebettet" wurde. "Die nächste Runde an Kostensteigerungen ist mit dem ElWG-Klimaziel politisch vorprogrammiert", so Kolm.