Milchprodukte erwiesen sich einmal mehr als Exportschlager (Symbolbild) © APA - Austria Presse Agentur

Die Teuerung dürfte die agrarische Außenhandelsbilanz Österreichs 2022 ins Minus drehen lassen. So wurde im vergangenen Jahr zwar eine höhere Menge an Lebensmitteln im Ausland verkauft als eingeführt. Die Kostensteigerungen trieben den Wert der Importe gegenüber den Exporten aber stärker an, wie aus einer am Donnerstag präsentierten Schätzung der Agrarmarkt Austria Marketing hervorgeht.

Demnach stieg der Exportwert heimischer Agrarprodukte mit 15,6 Prozent auf gut 16 Mrd. Euro, wobei sich die Einfuhren 2022 laut Prognose um 16,4 Prozent auf etwa 16,2 Mrd. Euro erhöhten. Für den agrarischen Außenhandel ergibt sich 2022 damit ein Defizit von geschätzten 160 Mio. Euro, nachdem die Bilanz 2021 in etwa ausgeglichen und 2020 erstmals positiv ausgefallen war.

Allerdings werden österreichische Produkte im Ausland weiter stark nachgefragt. So konnte bei der Ausfuhrmenge 2022 mit einem Plus von 1,8 Prozent erneut ein Zuwachs verzeichnet werden. AMA-Marketing-Chefin Christina Mutenthaler sieht die aktuelle Entwicklung daher positiv. Es zeige sich, dass "die österreichische Agrar- und Lebensmittelwirtschaft auch in Zeiten von mehrfachen Krisen den richtigen Weg eingeschlagen hat", sagte sie bei der Vorstellung der Zahlen am Rande der Grünen Woche in Berlin.

Außerdem könne man die Entwicklungen der letzten Jahre aufgrund der angesprochenen Krisen kaum miteinander vergleichen, argumentierte Mutenthaler. Denn die heimische Wirtschaft habe aufgrund von Pandemie, Lieferkettenproblemen und zuletzt der steigenden Inflation mit vielschichtigen Herausforderungen zu kämpfen gehabt. Im internationalen Vergleich liege man trotz dieser Probleme weiter vorne, weiß Mutenthaler.

Kaum Veränderungen gab es im Vorjahr bei den wichtigsten Ausfuhrgütern. Als Exportschlager erwiesen sich wie in den letzten Jahren Milchprodukte, deren Volumen zwischen Jänner und September 2022 mehr als 1,2 Mrd. Euro ausmachte und die im Vergleich zur entsprechenden Vorjahresperiode noch einmal deutlich an Wert zulegten (+22,4 Prozent). Begehrt waren im Ausland aus heimischer Produktion auch veredeltes Obst und Gemüse mit 640 Mio. Euro sowie Wurstprodukte mit 520 Mio. Euro, wobei sich in diesen Kategorien jeweils wertmäßige Zuwächse im zweistelligen Bereich ergaben. Deutlich werden die enormen Preissteigerungen im vergangenen Jahr aber insbesondere mit Blick auf den Exportwert von Getreide, der mit einem Plus von 31,4 Prozent kräftig anzog.

Wichtigstes Abnehmerland blieb weiter Deutschland. Der Wert der Ausfuhren stieg von Jänner bis September 2022 um gut 15 Prozent auf 4,4 Mrd. Euro, das entspricht etwas mehr als einem Drittel des gesamten agrarischen Exportvolumens Österreichs. Exportmarketing-Leiterin Julia Göschelbauer betonte, dass man den Fokus im Bereich des Außenhandels derzeit verstärkt auf Deutschland richte, zumal die entsprechende Handelsbilanz 2022 bereits das dritte Jahr in Folge positiv ausfalle. Göschelbauer unterstrich die Bedeutung des Landes mit einer Studie, derzufolge sich heimische Produkte unter deutschen Konsumentinnen und Konsumenten einer besonders hohen Beliebtheit erfreuen.

Kriegsbedingt stark rückläufig fiel der bilaterale Handel mit der Ukraine aus, der auf der Exportseite sowohl mengen- als auch wertmäßig eingebrochen ist. Gemessen am gesamten Außenhandel mit Lebensmitteln spiele die Ukraine jedoch nur eine geringe Rolle, erklärte Josef Domschitz, Geschäftsführer des Fachverbands der Lebensmittelindustrie in der Wirtschaftskammer (WKÖ). Bei Russland, vor dem Krieg drittwichtigster Handelspartner Österreichs außerhalb der EU, gab es in Bezug auf den Warenwert hingegen einen Anstieg: Dieser legte im Vergleich zum Vorjahr in etwa um ein Drittel zu.