Die Lage bleibt angespannt © APA - Austria Presse Agentur

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet in den kommenden Jahren nur einen leichten Wirtschaftsaufschwung. "Es gibt aktuell noch eine Reihe von Bremsfaktoren, die nur langsam ausklingen", sagte Notenbank-Ökonom Gerhard Fenz am Freitag bei einer Pressekonferenz. Vor allem der Konsum stocke noch, außerdem seien die Finanzierungskosten weiter relativ hoch. "Die überwiegende Mehrheit der Vorlaufindikatoren bleibt unterdurchschnittlich", so Fenz.

Für 2025 rechnet die Notenbank zwar mit einem realen BIP-Zuwachs von 0,6 Prozent und damit etwas mehr als zuletzt. Die Erwartungen für 2026 und 2027 bleiben mit einem Plus von 0,8 Prozent bzw. 1,1 Prozent gegenüber der Vorhersage vom September aber unverändert und weiter im relativ niedrigen Bereich.

Lage für Exporteure schwierig

Grund dafür ist laut Nationalbank-Gouverneur Martin Kocher auch die weiterhin schwierige Lage für die exportorientierte Industrie, einhergehend mit schwachen Wachstumszahlen in Deutschland. Parallel dazu kämpfe die Wirtschaft mit dem starken Anstieg der Lohnkosten, der in den vergangenen Jahren über dem Euroraum gelegen sei, und den hohen Energiepreisen, fügte Fenz an. "Beides zusammen führt dazu, dass die österreichischen Unternehmen eine deutliche Verschlechterung ihrer Wettbewerbssituation wahrnehmen."

Fenz hob mit Blick auf die Exportorientierung der österreichischen Wirtschaft auch China als strukturellen Faktor hervor. So habe das Land technologisch in den vergangenen Jahren enorm aufgeholt und mache mittlerweile potenziell jedem vierten heimischen Ausfuhrprodukt Konkurrenz. "Zusammen mit der Tatsache, dass wir preisliche Wettbewerbsfähigkeit verlieren, zeigt das, dass wir eine große Herausforderung haben."

Diesen Befund dürfe man zwar "nicht überdramatisieren", ergänzte Kocher, es sei aber wichtig, dass Österreich entsprechend mit Innovation reagiere. Generell empfehle er angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten, langfristige strukturelle Maßnahmen für den Standort zu setzen, etwa um die Folgen der demographischen Entwicklung abzufedern. Von eher kurzlebigen Konjunkturpaketen rät Kocher angesichts der nicht weniger angespannten Budgetlage ab.

Weitere Maßnahmen zur Budgetkonsolidierung notwendig

Das Budgetdefizit dürfte trotz der Sparmaßnahmen der Regierung heuer deutlich über der Maastricht-Grenze von 3 Prozent bleiben. Für 2025 wird ein Budgetsaldo von minus 4,5 Prozent des BIP prognostiziert. 2026 und 2027 dürfte es sich zwar auf minus 4,2 Prozent des BIP verbessern, zur Konsolidierung seien aber weitere Anstrengungen notwendig, so die Notenbank.

Auch die Lage am Arbeitsmarkt bleibt schwierig. Die Arbeitslosenquote wird laut Prognose im Gesamtjahr 2025 um 0,5 Prozentpunkte auf 7,5 Prozent steigen und erst ab 2027 wieder sinken.

Inflationsdruck lässt nach

Immerhin lässt der Inflationsdruck nach. Für das Gesamtjahr 2025 rechnen die Nationalbank-Ökonomen noch mit einem Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) auf 3,6 Prozent, das sind um 0,7 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2024 (2,9 Prozent). Kommendes Jahr wird allerdings ein Rückgang auf 2,4 Prozent erwartet, gefolgt von einer weiteren Abnahme auf jeweils 2,1 Prozent in den Jahren 2027 und 2028. Maßgeblich ist der Effekt aus den heuer ausgelaufenen Energiehilfen, der kommendes Jahr wegfällt.