Der neue Kollektivvertrag der Metaller steht © APA - Austria Presse Agentur
Die rund 130.000 Mitarbeiter der Metalltechnischen Industrie bekommen rückwirkend mit 1. November eine Ist-Lohnerhöhung von im Schnitt 7,44 Prozent. Untere Einkommensgruppen werden stärker angehoben, bei ihnen beträgt der Lohnzuwachs bis zu 8,9 Prozent. Als Berechnungsbasis gilt: Ein Zuwachs von 5,4 Prozent plus ein monatlicher Fixbetrag von 75 Euro. Die KV-Löhne und -Gehälter sowie die Zulagen legen um 7 Prozent zu. Der Mindestlohn steigt von 2.090 auf 2.236 Euro.
Deutlich mehr Geld gibt es auch für Lehrlinge. In Etappen erhöhen sich die Entschädigungen bis November 2024 auf 1.050 Euro (1. Lehrjahr), 1.270 (2.), 1.625 (3.) und 2.110 Euro (4. Lehrjahr).
Sichtlich zufrieden zeigten sich die Arbeitnehmervertreter von PRO-GE und GPA nach dem nächtlichen Abschluss, die Arbeitgeber vom Fachverband der Metalltechnischen Industrie (FMTI) verwiesen auf eine Einigung im Sinne des sozialen Friedens und der Planungssicherheit. Zu einem gemeinsamen Pressestatement nach der Einigung um Mitternacht fanden die Sozialpartner aber nicht zueinander.
IHS-Direktor Klaus Neusser sieht den gestrigen Abschluss als "durchaus im Rahmen" und "vernünftig", es habe weder einen Ausschlag nach unten noch nach oben gegeben. Die Unternehmen werden wohl versuchen, einen Teil der Mehrkosten weiterzugeben, aber bei besonders exportorientierten Firmen werde dies schwierig sein, sagte er zur APA.
WIFO-Ökonom Benjamin Bittschi verwies im "Ö1-Mittagsjournal" heute darauf, dass es "interessant" sei, dass Einmalzahlungen keine Rolle spielten, schließlich habe die Bundesregierung genau diese Möglichkeit eröffnet. Ob bei der laufenden Herbstlohnrunde nun einmalige Aufschläge vom Tisch sind, wollte Bittschi so nicht sehen. In anderen Branchen könnten sie teilweise doch eine Rolle spielen.
Mit der Einigung in der Nacht hat zwar der größte Fachbereich der Metallindustrie abgeschlossen, andere Sektoren sind aber noch am Verhandeln - einigten sich aber bisher immer auf dem Niveau der Metalltechniker. Ebenfalls noch offen ist der Abschluss im Metallgewerbe.
In der KV-Runde befindet sich gerade der Handel, hier waren bisher zwei Gesprächstermine erfolglos. Zuletzt hätten die Handelsbeschäftigten gar nicht so weit unter den traditionell gut verdienenden Metallern abgeschlossen, heuer könnte sich laut Bittschi jedoch die Schere wieder weiter öffnen - denn für den Handel sei es schwieriger, die hohe Inflation weiter zu geben. "Es würde mich nicht überraschen, wenn der Abstand diesmal größer ist", meinte der Arbeitsmarktexperte.
Die Industriellenvereinigung (IV) appellierte heute an die Gewerkschaften, nun das "Säbelrasseln einzustellen", es gelte wieder gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Nicht nachvollziehbar sei, dass die Gewerkschaften das Angebot von steuerfreien Einmalzahlungen nicht angenommen haben, denn dies hätte den Beschäftigten einen noch deutlicheren Reallohnzuwachs gebracht, so die IV. Lob für die Kollegen von PRO-GE und GPA gab es von der AUGE/UG Wien. "Im derzeitigen Forderungs- und Verhandlungssystem ist das ein guter Abschluss", meinten die Gewerkschafter.
Der Grüne Parlamentsklub reklamierte auch einen Erfolg für sich. "Mit der Abschaffung der kalten Progression haben wir dieses Jahr eine laufende Steuerreform für die Ewigkeit beschlossen und die Metaller sind mit die Ersten, die davon ab Jänner kommenden Jahres profitieren", hieß es in einer Aussendung.