Keine Besserung am Arbeitsmarkt © APA - Austria Presse Agentur
Im Juli sind 359.374 Personen arbeitslos oder in einer AMS-Schulung gemeldet gewesen. Das ist ein Anstieg gegenüber dem Juli des Vorjahres von 17.605 Arbeitssuchenden, ein Plus von 5,2 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt 6,7 Prozent (plus 0,3 Prozentpunkte im Jahresvergleich), teilte das Sozialministerium am Freitag mit. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen legte demnach um 9,8 Prozent zu.
Die Arbeitslosigkeit von Frauen erhöhte sich im Juli um 6,8 Prozent, während bei den Männern ein Anstieg von 4,3 Prozent verzeichnet wurde. Die Jugendarbeitslosigkeit stieg um 3,7 Prozent. Die Zahl der beim AMS gemeldeten sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden ging deutlich um 7,3 Prozent nach oben. Die Arbeitslosigkeit von Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft legte um 5,3 Prozent zu, bei Österreicherinnen und Österreichern waren es plus 5,5 Prozent.
Starker Anstieg bei Freien Dienstverträgen
Das Sozialministerium hat sich die Entwicklung der freien Dienstverträge genauer angesehen: Diese würden weiter zunehmen. Im Juni 2025 wurden rund 15.200 vollversicherte freie Dienstverhältnisse registriert - ein Anstieg von 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Hinzu kamen noch rund 26.900 geringfügige freie Dienstverhältnisse (plus 6,5 Prozent).
Auffallend sei insbesondere der Zuwachs bei Männern gewesen. "Mit plus 7,2 Prozent fällt der Anstieg der freien Dienstverhältnisse über der Geringfügigkeitsgrenze im Juni deutlich höher aus als bei Frauen, deren Zahl mit 0,2 Prozent nahezu stagniert", so das Ministerium. Rund jedes fünfte freie Dienstverhältnis entfällt auf das Gesundheits- und Sozialwesen, dahinter folgen die Branchen Erziehung und Unterricht sowie wissenschaftliche und technische Dienstleistungen.
Ins Auge sticht die Entwicklung in der Branche der "sonstigen Post-, Kurier- und Expressdienste", zu der auch Lebensmittel-Lieferdienste zählen: Im Vergleich zum Juni 2024 hat sich die Zahl der freien Dienstverhältnisse hier mehr als vervierfacht.
Akademiker-Arbeitslosigkeit legt weiter zu
Ein Blick auf die Bundesländer zeigt: Besonders die Industrieländer Oberösterreich und Steiermark sowie das touristisch geprägte Tirol und Salzburg waren vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen. Nach Ausbildung betrachtet sticht einmal mehr die stark steigende Akademikerarbeitslosigkeit ins Auge. Hier lag das Plus im Jahresvergleich bei 13 Prozent, während der Anstieg bei den Pflichtschulabsolventen 3 Prozent betrug. Besonders stark von zunehmender Arbeitslosigkeit betroffen sind auch Menschen mit Beeinträchtigung (plus 11,9 Prozent).
IHS-Bonin: Debatte über mehr arbeiten ist richtig
IHS-Chef Holger Bonin erklärte am Freitag im "Ö1-Mittagsjournal", Österreich spüre die Folgen der langen Rezession. Dies sei in gewisser Weise erwartet worden, "aber Sorgen sollte uns das schon machen". Die laufende Teilzeitdiskussion sieht der Ökonom differenziert: Es sei "für sich nicht falsch, das Beschäftigungsvolumen auszuweiten", schon alleine wegen der Alterung der Erwerbsbevölkerung. "Das muss aufgefangen werden. Daher ist die Debatte über mehr arbeiten schon eine richtige", so Bonin.
Rückgang bei offenen Stellen
Und auch die Statistik Austria steuerte heute Zahlen zum Arbeitsmarkt bei. Im 2. Quartal 2025 meldeten österreichische Unternehmen laut einer quartalsweise durchgeführten Stichprobenerhebung 147.900 offene Stellen. Das entspricht einem Rückgang von 4,0 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Das ist das fünfte Quartal in Folge mit einem Rückgang an vakanten Stellen.
Die zunehmende Zahl von Menschen auf Jobsuche hat am Freitag für zahlreiche Reaktionen gesorgt. Die Industriellenvereinigung meinte: "Es braucht dringend positive Anreize, die Vollzeit bzw. die Ausweitung des Arbeitsvolumens insgesamt zu attraktivieren." Von der Arbeiterkammer hieß es: "Der Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit muss Priorität haben. Hier sind auch die Unternehmen gefordert." Der Gewerkschaftsbund merkte an: "Langzeitarbeitslosigkeit ist kein individuelles Versagen, sondern Ausdruck struktureller Probleme am Arbeitsmarkt." Der Wirtschaftsbund verwies auf den eigenen Stellenmonitor, der 161.350 offene Stellen anzeigen würde: "Österreich ist Spitzenreiter bei der Teilzeitquote, gleichzeitig suchen unsere Betriebe händeringend nach Personal."
FPÖ kritisiert "Rekordarbeitslosigkeit"
Und auch die Opposition meldete sich zu Wort. "ÖVP, SPÖ und NEOS treiben Österreich in Rekordarbeitslosigkeit, Rezession und Pleitewelle. Seit April 2023 steigt die Arbeitslosigkeit in Österreich deutlich an. (...) Auch die Inflation, aktuell bei 3,5 Prozent, fegt weiter durchs Land", kritisierte FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch. Für Markus Koza, Sozialsprecher der Grünen, ist klar: "Die Regierung kann die soeben gekürzten Mittel für aktive Arbeitsmarktpolitik erhöhen und die angekündigte Erhöhung der Saisonierszahl um 3000 Personen wieder absagen."
Die Wirtschaftskammer betonte in einer Aussendung: "Es ist positiv, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit geringer ist als im Vormonat und die Beschäftigung leicht gestiegen ist. Damit zeigt sich der Arbeitsmarkt in Summe robust, da die Unternehmen wissen, dass sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dringend brauchen werden." Seniorenbundpräsidentin Ingrid Korosec hingegen meinte: "Die aktuellen Arbeitslosenzahlen sind alarmierend."