Forschungsinstitut will weiter in Laborinfrastruktur investieren © APA - Austria Presse Agentur
Das Austrian Institute of Technology (AIT) hat seine betrieblichen Erträge im abgelaufenen Jahr gegenüber 2023 um rund neun Prozent auf 218 Mio. Euro gesteigert. Bei der Bilanzpräsentation am Mittwoch in Wien gab man sich angesichts der "unglaublichen Erfolgsgeschichte", wie es Aufsichtsratschef Peter Schwab ausdrückte, aber auch ein wenig nachdenklich: Der Wachstumspfad im Forschungs-, Technologie und Innovationsbereich (FTI) müsse weiter beschritten werden.
Um - wie seit Jahren von diversen Bundesregierungen angestrebt - zu der illustren Gruppe der europäischen "Innovation Leader" - also zu den führenden Forschungsnationen - aufzusteigen, müsse die aktuelle Regierung an dem Ziel festhalten, die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) bis 2030 auf die im Koalitionsübereinkommen angestrebten vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) anzuheben, sagte Brigitte Bach, Sprecherin der Geschäftsführung des AIT. Beim Ansinnen, die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu stärken, seien F&E ein "ganz zentraler Stellhebel". Neben einem budgetären Bekenntnis zum Wachstum der öffentlichen Mittel in dem Bereich, brauche es auch ein mit rund 220 Mrd. Euro dotiertes, kommendes EU-Forschungsrahmenprogramm (2028-2034), so die Direktorin des außeruniversitären Forschungsinstituts, das zu 50,4 Prozent dem Bund und zu 49,6 Prozent verschiedenen in einem Verein organisierten Industrieunternehmen gehört.
AIT muss "fünf Jahre vor der Industrieforschung sein"
Schwab zeigte sich davon überzeugt, dass Österreich "gestärkt" aus der anhaltenden Rezession herauskommen wird. Das gehe aber nicht ohne Impulse im Bereich "Innovation". Der Aufsichtsratsvorsitzende betonte, dass das "größte außeruniversitäre" einschlägige Institut ein wichtiger Faktor für die Umsetzung von wissenschaftlichen Ideen in Richtung handfeste Produkte und Services sei. Allerdings müsse das AIT mit seinen Schwerpunktsetzungen und Pilotprojekten gute "fünf Jahre vor der Industrieforschung sein", sonst könnten die Betriebe die F&E-Arbeit ja auch selbst vorantreiben. Die Erträge kämen dann oft naturgemäß etwas später.
So habe man trotz vieler positiver Kennzahlen im Vergleich zu 2023 im Vorjahr einen Auftragseingangsrückgang von rund 101 Mio. auf knapp über 89 Mio. Euro verzeichnet. Das sei aber zu erwarten gewesen, da 2023 ausnehmend große Projekte an Land gezogen werden konnten, erklärte der wirtschaftliche Geschäftsführer des AIT, Alexander Svejkovsky. Auf 130 Mio. Euro stiegen die Erlöse durch Auftrags- und kofinanzierte Forschung, was einem Zuwachs von 11,3 Prozent im Jahresvergleich entspreche. Klar sei: Die Einwerbung von Projekten, die über EU-Programme finanziert werden, sei weiter im Steigen. Im vergangenen Jahr war man in 127 solche Projekte involviert, so etwa in den Feldern "Neue Energiestrategien in der Industrie" bzw. zur Dekarbonisierung von wirtschaftlichen Prozessen.
Institut will "investiert bleiben"
Mit dem Ergebnis nach Steuern von 5,42 Mio. Euro (2023: 4,89 Mio.) bleibe man jedenfalls "investiert", so Svejkovsky. Im vergangenen Jahr wurde der Laborinfrastruktur-Aufbau weiter vorangetrieben und etwa ein neues Feststoffbatterielabor eröffnet. Aktuell wird zudem ein neues Wasserstofflabor gebaut. Zur Zeit stünden drei neue Ausgründungen - oder "Spin-offs" - in den Startlöchern: So etwa auch im Feld "virtuelle Realitäten".
Als wissenschaftlicher Direktor verwies Andreas Kugi auf mehr als 600 überprüfte Publikationen in Fachblättern - davon mehr als 80 Prozent in hochrangigen Fachjournalen. Die Achse zwischen den Hochschulen und dem AIT, das im Vorjahr 1.653 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Frauenanteil: rund 33 Prozent) aus über 50 Ländern zählte, sei gut etabliert. Die Schwerpunktsetzungen in den Gebieten resiliente und nachhaltige Infrastruktur sowie digitale Transformation würden weitergeführt, so Kugi.
Sicherheitsforschung im Aufwind
Stark engagiert sei man unter anderem auch in der Sicherheitsforschung - einem Feld, dem die angespannte geopolitische Lage zuletzt durchaus einen Aufschwung bereitet hat. Kugi verwies hier etwa auf ein Projekt in dessen Rahmen Blaulichtorganisationen mit Hilfe von virtueller Realität Unfälle trainieren können oder einen KI-gestützten, frei zugänglichen "Detektor" für gefälschte Online-Shops. Zudem sei man auch im Bereich der abhörsicheren Quantenkommunikation "führend". Bei Projekten aus dem Sicherheits- und militärischen Umfeld sei man jedenfalls an strenge Regularien seitens der EU gebunden und in Abstimmung mit dem Verteidigungsministerium.
(S E R V I C E - https://www.ait.ac.at/)