v.l.n.r.: Ao. Univ.-Prof. Dr. Alexander Redlein, Leitung ACC an der TU Wien, Ao. Univ.-Prof. Dr. Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Dr. Katharina Schäfer, Leitung SAP University Alliances, David Faller, Vice President Development & Managing Director IBM Germany R&D Labs © RNF
Grau ist alle Theorie? Das muss nicht sein. Mit Partnern wie SAP und IBM hat die TU Wien eine erfolgreiche Symbiose aus Bildung, Forschung und Wirtschaft geschaffen, die seit 25 Jahren andauert.
Am 3. und 4. September fand an der TU Wien die SAP Academic Community Conference 2024 für den DACH-Raum statt. Die Veranstaltung dient dem Austausch zwischen Universitäten und dem Softwareanbieter SAP. Sie bietet eine Plattform, auf der Lehrkräfte aus verschiedenen Regionen Ideen teilen, sich inspirieren lassen und über die neuesten Entwicklungen im SAP-Ökosystem informieren können.
Dieses Jahr wurde außerdem das 25-Jahr-Jubiläum der Gründung des SAP Academic Competence Centers (ACC) in Wien gefeiert, das weiterführende Schulen, Hochschulen und Universitäten in der schulischen und akademischen Ausbildung sowie Forschung mit SAP unterstützt. SAP Österreich und SAP University Alliances, das globale Programm von SAP für die Kooperation mit Bildungseinrichtungen, sind seit der Gründung des ACC im Jahr 1999 an Bord.
Ein Vorbild für Public-Private-Partnership
„Das ist für mich wirklich ein Vorbild für Public-Private-Partnership, wo private Unternehmen und öffentliche Einrichtungen miteinander arbeiten, um ein durchgängiges Aus- und Weiterbildungskonzept zu erstellen“, lobte Bildungsminister Martin Polaschek diese Zusammenarbeit im Rahmen einer Pressekonferenz. Minister Polaschek hob die Bedeutung von digitalen Skills und Kenntnissen in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) in der heutigen Zeit hervor: „Dementsprechend müssen wir auch die jungen Leute bilden und ausbilden. Wir müssen ihnen diese Kompetenzen mitgeben und durch eine solche Kooperation kann man das sehr schön anhand von konkreten Beispielen mit konkreten Firmen.“ Als Beispiel nannte er unter anderem Zertifizierungen in der Berufsbildung. So wäre etwa der Einsatz von ERP-Software seit 2014 Bestandteil der Lehrpläne an den Handelsakademien und an den höheren technischen Lehranstalten. Im Schuljahr 2023/2024 wurde dem Minister zufolge an 79 von insgesamt 106 kaufmännischen Schulen und an 27 von insgesamt 76 technischen Schulen SAP in den betriebswirtschaftlichen Fächern eingesetzt. Die Schülerinnen und Schüler lernen Hands-on und bekommen am Ende des Schuljahres eine Teilnahmebestätigung, in der die erworbenen Qualifikationen angeführt werden. Das ist nicht nur eine gute Basis für die spätere Weiterbildung in diesem Bereich, auf der zum Beispiel an den Universitäten aufgebaut werden kann, anstatt ganz von vorne beginnen zu müssen, sondern auch ein nützliches Asset auf dem Arbeitsmarkt.
Bildungsminister Martin Polaschek unterstrich außerdem, dass es nicht nur um die Anwendung von ERP-Software geht, sondern auch um Forschung und Weiterentwicklung: „Wir befinden uns in einer digitalen und ökologischen Transformation. Die können wir nur mit einer entsprechenden wissenschaftlichen Begleitung aktiv mitgestalten. Das betrifft uns als Wissenschaftsstandort, als Forschungsstandort und natürlich auch als Wirtschaftsstandort. Und gerade solche starken Partnerschaften zwischen Bildungs- und Forschungseinrichtungen und internationalen IT- und Wirtschaftsakteuren halte ich aus diesem Grund für sehr wichtig.“
Zweimal 25 Jahre
Auch Katharina Schäfer, die bei SAP SE weltweite Verantwortung für das SAP University Alliances Programm trägt, betonte, wie wichtig die Partnerschaft zwischen Technologieanbietern und Bildungseinrichtungen ist, um die nächste Generation auf die Herausforderungen der digitalen Zukunft vorzubereiten und anwendungsnahes Wissen zu vermitteln. „Für SAP ist es seit jeher von zentraler Bedeutung, mit Universitäten und Schulen zusammenzuarbeiten. Daraus hat sich vor 25 Jahren ein eigenständiges Programm entwickelt, das SAP University Alliances Programm, das weltweit über 2.800 Institutionen in mehr als 100 Ländern umfasst und jährlich 1 Million Lernende erreicht. Und hier ist ein ganz zentraler und starker Partner das ACC in Wien, mit dem wir seit Beginn zusammenarbeiten. Wir feiern dieses Jahr sozusagen zweimal 25 Jahre. Gemeinsam haben wir unter anderem eines der weltweit größten Schulprogramme entwickelt und erreichen hier mit aktuell 700 Lehrenden jährlich über 20.000 Schülerinnen und Schüler in Österreich und Deutschland, die mit Zugriff auf die SAP-Technologie das Thema Geschäftsanwendungen und Unternehmensprozesse lernen können“, erklärte Schäfer auf der Pressekonferenz.
Sie lenkte im Anschluss die Aufmerksamkeit wieder auf die SAP Academic Community Conference und eine wesentliche Ingredienz des langjährigen Erfolgsrezeptes: „Es sind über 100 Dozierende aus Deutschland und Österreich zusammengekommen, um über neue innovative Lehrformate im Bereich der SAP-Technologie zu sprechen. Und die Community ist wirklich eine der zentralen Stützen dieses Programms. Ohne diese Community hätten wir nicht den Impact, den wir haben, und würden nicht fast 1 Million Studierenden jährlich erreichen.“
Alte und neue Freunde
Es gab aber nicht nur ein „Doppeljubiläum“ zu feiern, sondern auch den „Beginn einer wunderbaren Freundschaft“. Denn die diesjährige SAP Academic Community Conference markierte zudem den Beginn einer brandneuen Kooperation des ACC an der TU Wien mit dem Technologieanbieter IBM. Das Unternehmen stellt der Universität für ihre Arbeit zwei Power-10-Scale-Out-Systeme zur Verfügung. „Das sind zwei Server, inklusive dem zugehörigen Storage, die zu unseren leistungsfähigsten Scale-Out-Systemen zählen. Es geht dabei um eine Plattform, die für SAP-Workloads auf einer IBM-Power-Hyper-Cloud-Architektur ausgelegt ist, und nicht nur den Betrieb von SAP-ERP-Software ermöglicht, sondern es auch erlaubt, künstliche Intelligenz in geschäftskritischen Applikationen und Umgebungen auszuführen“, hielt David Faller, seines Zeichens Vice President Development und Managing Director IBM Germany R&D, fest. Die Systeme würden zudem einen hohen Fokus auf Nachhaltigkeit legen, so Faller, denn: „Die Bedeutung von verantwortungsvollem Computing bezieht sich nicht nur auf den verantwortungsvollen Umgang mit Daten, sondern auch den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. Und Rechenzentren sind sehr energieintensiv.“
Neben der Nachhaltigkeit sprach er auch den Stellenwert von Verfügbarkeit und IT-Sicherheit an und die Wichtigkeit, auch diese Themen in der Ausbildung zu verankern. Faller weiter: „Deswegen ist es uns ein besonderes Anliegen, diese Investition in die zukünftige Generation zu tätigen. Und deswegen bin ich auch überzeugt, dass wir mit unseren Power-10-Systemen, in Kooperation mit SAP, eine Kombination bieten, mit der in der Forschung neue spannende Themen angegangen werden können. Wir geben der Gesellschaft damit auch die Möglichkeit, die Schlaglichter auf die Themen zu richten, die uns in der IT in den nächsten Jahren beschäftigen werden.“
Kooperation ist keine Einbahnstraße
Alexander Redlein, Leiter des SAP Academic Competence Centers an der TU Wien, unterfütterte den Austausch von Forschung, Bildung und Wirtschaft mit Beispielen. So wird etwa an der TU Wien, in Zusammenarbeit mit der WU Wien und Wirtschaftsprüfern, ein Forschungsprojekt in Sachen Blockchain in der Rechnungsprüfung gestartet, welches sich auch der Technologien der Kooperationspartner SAP und IBM bedient und für deutliche Zeit- sowie Kostenersparnisse sorgen könnte.
Diese Forschung ist Teil des übergeordneten Projekts "ERP of the future". "Wir wollen in ERP of the Future aber noch mehr", so Redlein, der fortsetzte: "Wir wollen forschen, wie das Zusammenspiel von ERP mit neuen Technologien zu effizienteren Prozessen, bis hin zu neuen Geschäftsmodellen und zu mehr Trust, führen kann. Daher das Beispiel Rechnungsausgang. Hier werden Prozesse effizienter und es gibt mehr Trust. Das wollen wir auf Basis von wissenschaftlichen Methoden erforschen und dann zeitnahe in die Lehre bringen. Damit wir nicht nur Innovation für Industrieunternehmen erlebbar machen, sondern auch die zukünftigen Mitarbeiter ausbilden, die dann die neuen Modelle in den Unternehmen umsetzen können." Im Fall des angesprochenen Blockchain-Projekts soll das bereits nächsten Sommer in kleinerem Rahmen im Zuge der Vorlesung Industrial Information Systems erfolgen, mit ungefähr 100 Studierenden, im Wintersemester dann schon mit etwa 400.
Eine gute Kooperation ist keine Einbahnstraße, und genauso ist es auch in diesem Fall mit den Partnern TU Wien, SAP und IBM. „Wir haben sehr viele Forschungskooperationen mit verschiedenen Universitäten“, sagte etwa Katharina Schäfer von SAP, „und mir ist besonders wichtig, für den Wissensaustausch und Technologietransfer über die Projektlaufzeit den persönlichen Kontakt mit den Forschenden zu haben.“
Die Forschung und der Bildungsbereich lernen also von der Industrie und vice versa. Besser kann es eigentlich gar nicht sein. Und manchmal sind es auch ganz elementare Dinge, die man in so einer langjährigen Beziehung lernt, die gar nichts mit Technologie zu tun haben. Gibt es vielleicht ein zentrales Learning aus einem Vierteljahrhundert Kooperation von Forschung und Industrie? Alexander Redlein blieb die Antwort nicht lange schuldig: „Ich würde es so formulieren, dass die gemeinsame Sprache uns manchmal auch trennt. Wir haben unsere bestimmten Terms, das sind aber nicht unbedingt die Terms der Praxis. Mein Take-away ist es, zuzuhören. Wir haben vieles gemeinsam erlebt, wir haben vieles gemeinsam geleistet, aber ich muss jemandem auch bis zum Ende zuhören, weil unter Umständen kommt am Schluss noch eine Wendung, die ich mir nicht vorher zusammenreimen konnte.“ (RNF)