Ing. Mag. Markus Brunnthaler, Geschäftsführer MIRAPLAST GmbH © Wirtschaftsbund/Lechner

MIRAPLAST-Geschäftsführer Markus Brunnthaler lässt die Herausforderungen der vergangenen zwei Jahre Revue passieren und wirft kritische, aber dennoch optimistische Blicke in die Zukunft.

Herr Mag. Brunnthaler, der Ausbruch der Pandemie liegt nun zwei Jahre zurück. Ruhe scheint dennoch nicht eingekehrt zu sein. Stimmen Sie dem zu?
Wir erleben wohl gerade eine der verrücktesten Zeiten in der jüngeren Geschichte. Und die letzten beiden Jahre … vielleicht sollte ich mit einer kleinen Anekdote beginnen: Wir waren Anfang 2020 noch alle sehr naiv und haben Corona als lokales Phänomen in China, weit weg von uns, wahrgenommen. Auf unserer Leitmesse AMBIENTE in Frankfurt haben wir uns gewundert. Da gab es schon Messestände, voll aufgebaut, aber ohne Personal und Kunden. Auch viele unserer Kunden sind nicht mehr gekommen und so war die Messe ein Flop.

Wie haben Sie die Krise persönlich erlebt und welche spezifischen Auswirkungen hatte sie auf die Geschäfte von MIRAPLAST?
Mit der Ankündigung des ersten Lockdowns und seinen Maßnahmen habe ich etwas die Panik bekommen. Nach einem Moment der Schockstarre und des intensiven Rechnens sind wir von einem Geschäftseinbruch von mindestens 50 Prozent ausgegangen. Die Dauer war ungewiss und die anschließende Erholung des Geschäftes ebenso. Wir sind in Kurzarbeit gegangen und haben zusätzlich Liquidität gebunkert.
Ehrlich gesagt, habe ich diese Zeit als gespenstisch erlebt! Ausgangssperre in Österreich! Die Straßen leer, alles geschlossen. Im Produktionswerk ebenso – ziemlich leer und ziemlich still. Bei MiraHome waren alle Kunden, die nicht auch Lebensmittel verkauften, geschlossen. Bei MiraTech war das schon etwas komplexer; einfach gesagt: Wenn man sich kein Auto im Schauraum ansehen kann, kauft man keines, dann muss auch keines gebaut werden und wir brauchen auch nichts dafür zu produzieren. Hier hat also das Lieferkettenthema zugeschlagen.

Dafür ging der Onlinehandel absolut durch die Decke! Unser Webshop und ebenso das Amazon-Geschäft sind explodiert, konnten aber nicht ein normales Geschäft abdecken. Die Rohstoffmärkte sind eingebrochen und die Rohstoffpreise sind kurzfristig abgesackt. Zum Glück hat dieser Spuk nicht lange gedauert, die Kurzarbeit haben wir früher als geplant beendet und das Geschäft hat sich rascher erholt als angenommen. Das Vorkrisenniveau haben wir aber nicht mehr erreicht!

Sind Sie der Meinung, dass die Coronakrise nachhaltige Veränderungen in der Wirtschaft ausgelöst hat?
Ich würde sagen, dass sich generell seit dem Frühjahr 2020 sehr viel verändert hat: Jemandem nicht mehr die Hand zu schütteln, Menschen nur mit Maske zu begegnen, die Vermeidung von Menschenansammlungen, 3G-Kontrollen geduldig ertragen, Covid-Antigen-Test selber machen etc. Das alles gab es nicht! Während der Pandemie wurde von einer neuen Zeit gesprochen, einer Zeit, in der wir schnelllebigen Wahnsinn abgelegt haben, in der wir uns auf Regionalität besinnen. Da sind wir noch lange nicht.

Unsere Lieferketten sind noch lange nicht regional und es wird Jahre dauern, bis das geschafft ist. Bis dahin werden wir mit deutlich höheren Preisen rechnen müssen und uns an eine deutlich höhere Inflation gewöhnen müssen. Unser Wohlstand fußt einfach auf billigen Waren aus Fernost – etwas vereinfacht gesagt. 

Wie konnten Sie die Sicherheit Ihrer Mitarbeiter in Zeiten der Pandemie gewährleisten?
Die Miraplast ist nicht ohne Beulen durch diese Zeit gekommen. Wir waren zu Beginn des ersten Lockdowns in Kurzarbeit. Später haben wir unsere Schichten getrennt, haben mit Maske gearbeitet, Homeoffice genutzt, wo es irgendwie ging, und Videocalls waren auf der Tagesordnung. Das alles kostet auch Produktivität und schadet der Kommunikation und dem Zusammenhalt. Ein Unternehmen ist nun einmal ein lebender Organismus! Um eine möglichst hohe Sicherheit für unsere Mitarbeiter gewährleisten zu können und uns auch ausfallsicher zu machen, haben wir eine Teststraße eingerichtet. Je nach Infektionsgeschehen haben wir Stichproben getestet und während der 3G-Phase ungeimpfte Mitarbeiter jeden Tag getestet.

Die Ergebnisse habe ich anonymisiert und unaufgefordert jede Woche an die BH gemeldet. Eine Antwort habe ich keine bekommen – das hab ich auch nicht erwartet. Aber ich wollte zeigen, dass wir uns kümmern, aufpassen und alles im Griff haben. Erst kürzlich hat mir ein Mitarbeiter des Krisenstabs erzählt, dass unser Mail sehr wohl wahrgenommen wurde – positiv! Das hat mich sehr gefreut! So haben wir knapp 2.000 Tests seit Herbst 2021 verbraucht. Wir waren auch Impfstraße und haben unseren Mitarbeitern die ersten beiden Impfungen angeboten. So haben wir auf Anhieb mehr als 2/3 der Belegschaft impfen können. Wir haben aber auch viele Gespräche mit Mitarbeitern führen müssen, die sich an gar nichts halten wollten, und mit Mitarbeitern, die sich dadurch in Gefahr sahen. Das hat alles viel Zeit, Geld und Nerven gekostet.

Welche Entwicklungen bereiten Ihnen aktuell die größten Sorgen?
Seit Anfang 2021 hat das Blatt gedreht. Die Rohstoffpreise sind explodiert und die Verfügbarkeiten waren ganz schlecht. Plötzlich war die Lieferzeit für Kunststoffgranulat 20 Wochen und mehr. Die Preise haben sich fast verdoppelt! Zuerst haben wir alle mit hochgezogenen Augenbrauen hingesehen und waren der Meinung, dass der vorherige Zusammenbruch der Rohstoffpreise jetzt eben einmal nach oben ausschlägt und sich dann wieder normalisieren wird. Jetzt sind wir schon ein Jahr später und die Rohstoffpreise steigen weiter an.

Vor einigen Monaten sind die Hersteller mit Energiezuschlägen gekommen. Mittlerweile sehen wir das ja auch schon überall. Die Strompreise, Gaspreise – alles geht durch die Decke. Beim Strom sind wir teilweise beim Faktor 3! Diese Entwicklung hat auch die Inflation angefacht und so sind die aktuellen Lohnabschlüsse – verständlicherweise und zur Abdeckung der Inflation – sehr hoch. Aus der Zeitung ist auch schon zu entnehmen, dass die großen Energie- und Rohstoffkonzerne und der Staat von den hohen Preisen sehr profitieren. 

Große Sorgen bereitet uns nun der Absatzmarkt. Wir dachten wirklich, dass sich der Rohstoffmarkt wieder normalisieren wird und die Preise auf ein normales Niveau zurückkehren würden. Davon sind wir weit entfernt. Die postpandemische Zeit und der aktuelle Konflikt in der Ukraine halten die Rohstoffpreise hoch und zwingen uns zu Preiserhöhungen in noch nie dagewesenem Ausmaß – ich spreche von 15 bis 25 Prozent. Währenddessen ist der Absatzmarkt am Schrumpfen – wahrscheinlich aufgrund einer Mischung aus Sparen und Vorsicht, aber nach wie vor durch Lieferengpässe.

Mit welchen Gefühlen blicken Sie in die Zukunft?
Rückblickend sind wir zwar mit Beulen durch die Pandemie gekommen, aber die wirtschaftliche Katastrophe ist ausgeblieben. Alle Arbeitsplätze sind erhalten geblieben und alle Kunden konnten wir beliefern. In der aktuellen Situation bin ich mir nicht mehr sicher – ich hatte aber auch zu Beginn der Pandemie meine Zweifel. Wenn sich nicht bald eine allgemeine Beruhigung einstellt und sich Produktionsmengen, Absatzmengen und Preise stabilisieren, wird es zu gröberen wirtschaftlichen Auswirkungen kommen. Die aktuellen Zahlen der Industrie zeigen bereits eine Rezession, die durch Tourismus und Dienstleistung kaschiert wird. Ich hoffe für uns alle, dass rasch wieder Normalität einkehrt.

Trotzdem müssen wir auch positiv nach vorne blicken! Wir werden im 2. Quartal mit dem Aufbau einer ganz neuen Fertigungslinie beginnen. Wir konnten mit MiraTech Anfang des Jahres einen Auftrag gewinnen, der unseres gesamten Leistungsspektrums bedarf. Von der Bauteilentwicklung über Formenbau bis zur Produktion und Montage eines fertigen Gerätes. Dieser Auftrag gehört mit zu den größten, die wir bis jetzt abgewickelt haben. Nach dem Sommer soll schon die Serienfertigung starten!

Bei MiraHome wollen wir in puncto Nachhaltigkeit noch eines draufsetzen. Ein komplett neues Sortiment soll den fossilen Anteil am Kunststoff auf ein absolutes Minimum des technisch Möglichen treiben. Wir wollen zeigen, was möglich ist, und dass wir uns dafür stark machen. Das Ergebnis wird in Kürze auf unserer Homepage zu sehen sein. (BO)

www.miraplast.at