Dipl.-Ing. (FH) Martin Kohlmaier ist seit 2021 Vorstandsvorsitzender von ABB Österreich und zugleich seit 2017 Leiter des Geschäftsbereichs Antriebstechnik. © ABB
Martin Kohlmaier, Vorstandsvorsitzender von ABB Österreich, im Interview.
Martin Kohlmaier, Vorstandsvorsitzender von ABB Österreich, betont im Gespräch nicht nur den Stellenwert von Cybersecurity, sondern auch von Nachhaltigkeitsstrategien – die soziale und gesellschaftliche Aspekte nicht außer Acht lassen dürfen.
ABB kennt man als eines der führenden Technologieunternehmen in Bereichen wie Elektrifizierung und Automation – mit insgesamt rund 110.000 Mitarbeitenden weltweit. Martin Kohlmaier, Vorstandsvorsitzender von ABB Österreich, spricht im Interview mit NEW BUSINESS unter anderem über die Geschäftsentwicklung in den vergangenen Monaten, Partnerschaften, das Thema Cybersecurity, neue Innovationen und Trends wie künstliche Intelligenz sowie die Bedeutung zufriedener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Herr Kohlmaier, die Welt befindet sich noch immer im Krisenmodus. Wie zufrieden sind Sie mit der ABB-Geschäftsentwicklung in Österreich?
Ich bin mit der Geschäftsentwicklung von ABB Österreich sehr zufrieden, und wir sind mit unserem breiten Produktportfolio und unseren Systemlösungen in allen Geschäftsbereichen gut aufgestellt.
In unserem letzten Interview haben Sie sich unter anderem über die geschäftliche Entwicklung von ABB Österreich in den Sparten Energiewirtschaft und Nachhaltigkeit sehr erfreut gezeigt. Ist das weiterhin so?
Bei ABB sind Energiewirtschaft, Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung zentrale Schwerpunkte. Das sind Fokuspunkte, denen sich unsere Kunden und Partner ebenfalls gleichermaßen intensiv widmen. Es ist uns ein Anliegen, als Unternehmen mit gutem Beispiel voranzugehen und gleichzeitig unseren Kunden zu helfen, ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele erfolgreich zu erreichen. Wir sind überzeugt, mit unseren Produkten und Systemen die Anforderungen des Markts und unserer Kunden sehr gut abzudecken.
"Ein wertschätzendes Miteinander in einem sicheren, fairen und integrativen Arbeitsumfeld ohne Ausgrenzungen ist für uns essenziell."
Martin Kohlmaier, Vorstandsvorsitzender ABB Österreich
Gibt es auch andere Bereiche, die sich bei ABB so gut entwickelt haben?
Neben Energieeffizienz und Nachhaltigkeit ist Digitalisierung eine wesentliche strategische Zielsetzung. Ein gutes Beispiel dafür ist die Automatisierung industrieller Prozesse. Hier gewinnt Cybersecurity mehr und mehr an Bedeutung. Gleichzeitig ist es uns wichtig zu betonen, dass ABB großen Wert darauf legt, alle Geschäftsbereiche kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Was waren die Highlights von ABB auf der heurigen Smart Automation?
Gemäß dem diesjährigen Motto der Smart Automation "Innovation trifft Automatisierung" und unserem neuen ABB-Slogan "Engineered to Outrun" präsentierten wir ein interessantes ABB-Produktportfolio. Dieses war beispielsweise bei Antriebstechnik durch die Softwareplattform "CrealizerTM" und bei Measurement & Analytics durch die revolutionäre Durchflussmessung mit Ethernet-APL-Konnektivität abgedeckt. Im Bereich Robotics sorgte die Virtual-Reality-Demonstration der Simulationssoftware "RobotStudio" für großes Interesse. Das elektronische Schutzgerät EPD24, das zur Erhöhung der Maschinenverfügbarkeit beiträgt und einen energieeffizienten und selektiven Schutz von 24-V-DC-Lastkreisen in kompakter Größe gewährleistet, war eine Neuvorstellung aus dem Bereich Electrification. Unser Ziel war es, unseren Standbesuchern durch interaktive und praxisnahe Demonstrationen einen umfassenden Einblick in die Welt von ABB zu geben.
ABB hat eine strategische Kooperation mit der österreichischen Engineering Software Steyr GmbH geschlossen, einem Hersteller von Simulationssoftware im Zusammenhang mit Lackieranlagen. Was ist Ziel und Zweck dieser Kooperation?
Mit dieser strategischen Partnerschaft wollen wir den Lackierprozess in der Automobilindustrie grundlegend verbessern. Gemeinsam mit Engineering Software Steyr entwickeln wir hochpräzise Simulationstools, die physische Prototypen überflüssig machen und die Inbetriebnahme deutlich verkürzen. Das ist ein weiterer Schritt in Richtung Effizienz, Digitalisierung und Nachhaltigkeit in der Lackiertechnik.
Künstliche Intelligenz und in letzter Zeit vor allem generative KI werden immer wieder auch ins Gespräch gebracht, wenn es darum geht, den vorherrschenden Personalmangel auszugleichen. Wo sehen Sie konkret die größten Potenziale und ‚sinnstiftenden‘ Anwendungen für generative KI in industriellen Prozessen?
Künstliche Intelligenz ist in der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Generative KI kann in vielen Bereichen einen Mehrwert bringen. Besonders bei energieeffizienten Systemen, vorausschauender Wartung oder smarter Automatisierung sehen wir großes Potenzial. Auch beim ressourcenschonenden und umweltverträglichen Betrieb von Produktionsstätten kann KI unterstützen. Darüber hinaus hilft sie bei der Verarbeitung komplexer Daten und beschleunigt Lösungsfindungen. Selbst im Büroalltag kann generative KI durch intuitive Benutzerinteraktion sinnvoll eingesetzt werden.
Das energieeffiziente und nachhaltig gebaute Headquarter von ABB Österreich in Wiener Neudorf © ABB
Welche Trends und Zukunftsthemen sehen Sie in der industriellen Automatisierung noch, abgesehen von KI? Haben Sie einen Tipp, mit welchen Themen sich die Unternehmen beschäftigen können bzw. sollten?
Cybersecurity, denn für industrielle Prozesse und Automatisierungslösungen sind sichere Systeme unumgänglich. Ebenso von Bedeutung ist der Fokus auf die Reduktion von CO₂-Emissionen, die Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien und -zielen, wie unter anderem das Forcieren der Kreislaufwirtschaft, Reduktion von Abfällen, Schutz von Wasser und biologischer Vielfalt sowie Landflächen verantwortungsvoll zu nutzen. Ebenfalls sollen soziale und gesellschaftliche Nachhaltigkeitsmaßnahmen nicht außer Acht gelassen werden, um den sozialen Fortschritt zu fördern.
ABB in Österreich schneidet in Arbeitgeber-Rankings immer wieder sehr gut ab. Wie kommt das?
Das positive Abschneiden bei diesen Rankings freut mich natürlich sehr. Es zeigt uns, dass wir bei ABB Österreich vieles richtig machen. Ein wertschätzendes Miteinander in einem sicheren, fairen und integrativen Arbeitsumfeld ohne Ausgrenzungen ist für uns essenziell. Genauso entscheidend ist für uns die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die wir durch unsere berufundfamilie-Zertifizierung hervorheben können. Zusätzlich sollen die jährlichen ABB-Gesundheitsprogramme zur Förderung einer ganzheitlichen Gesundheit dienen, und dies inkludiert die oft vernachlässigte mentale Gesundheit, für die wir mit unserem globalen ABB Employee Assistance Program (EAP) einen Mental-Health-Schwerpunkt setzen. Zufriedene Mitarbeitende tragen entscheidend zum Erfolg eines Unternehmens wie ABB Österreich bei und sind für die Weiterentwicklung wesentlich.
ABB kooperiert mit HTLs und unterstützt beispielsweise den Lehrlingswettbewerb Industrie 4.0. Wie wichtig sind solche Engagements bei der Suche nach Mitarbeiter:innen?
Als Unternehmen ist es uns wichtig, dass gut ausgebildete Fachkräfte von verschiedenen Bildungseinrichtungen hervorgebracht werden und wir dazu beitragen können, ihnen zu helfen, mit innovativen Ideen und technischem Know-how die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Durch unsere Unterstützung des Lehrlingswettbewerbs sowie Kooperationen mit HTLs und universitären Einrichtungen tragen wir dazu bei, die nächste Generation von Fachpersonal und Absolventen auf dem aktuellen Stand der Technik auszubilden. Das hilft ABB, aber natürlich auch der gesamten österreichischen Industrie in Bezug auf die benötigten Fachkräfte. (RNF)
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