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Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ. © Harrer/RLB OÖ

Wie die Raiffeisenlandesbank OÖ ihre Kunden im Kontext von Covid-19 unterstützt und wie es nach dem Ende der Pandemie weitergehen könnte, darüber spricht Generaldirektor Heinrich Schaller im Interview

Herr Generaldirektor Schaller, wie funktioniert eine Bank in Zeiten von Pandemie und Lockdowns? Wie gehen Sie in der Raiffeisenlandesbank OÖ organisatorisch mit der Situation um?
Wir haben am Beginn der Pandemie sehr früh reagiert, ein umfangreiches Maßnahmenpaket umgesetzt und unsere Arbeitsweise in der Bank völlig umgestellt. Innerhalb kürzester Zeit war ein Großteil unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice. Wir haben ja schon vor längerer Zeit unser Hard- und Softwarekonzept umgestellt. Dieser große Digitalisierungsschritt, den wir bereits vor einiger Zeit gesetzt haben, hat uns jetzt sehr geholfen.

Wie können Banken Kunden in dieser schwierigen Lage unterstützen?
Unsere Aufgabe ist es, für Stabilität zu sorgen. In erster Linie gilt es, die Liquidität der Unternehmen zu sichern. Dort, wo es notwendig ist, werden auch Zinsen und Kreditrückzahlungen nach hinten geschoben. Wichtig ist, möglichst schnell und unbürokratisch zu helfen und die besten Lösungen im Zusammenhang mit den staatlichen Förderungen zu garantieren.

Was bedeutet das in Zahlen bei den Überbrückungsfinanzierungen bzw. bei den Kreditstundungen?
Wir haben in der Raiffeisenbankengruppe OÖ im Jahr 2020 im Kontext von Covid-19 mehr als 13.400 Kreditstundungen mit einem Volumen von mehr als 115 Millionen Euro abgewickelt. Außerdem haben wir mehr als 2.600 Anträge für Überbrückungshilfen der staatlichen Förderstellen wie AWS, ÖHT oder OeKB in Bearbeitung bzw. bereits abgewickelt, was einem Volumen von mehr als 1,25 Milliarden Euro entspricht.

Damit sind wir in Oberösterreich die klare Nummer 1. Impulse von staatlicher Seite sind natürlich weiterhin wichtig. Das zeigt sich etwa bei der Investitionsprämie, wo aufgrund der großen Nachfrage die Möglichkeit zur Antragstellung verlängert werden musste.

Irgendwann werden die staatlichen Hilfen auslaufen. Was passiert dann?
Hier spielt der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle. Man sollte nicht alle Hilfsmaßnahmen von einen Tag auf den anderen herunterfahren. Das könnte fatale Folgen haben. Ich denke, dass eine Art Marshall-Plan der richtige Ansatz ist. Das heißt zum Beispiel, dass man den Unternehmen bei der Rückzahlung von Hilfen bzw. Krediten einen wirklich großen zeitlichen Spielraum lässt.

Wie schätzen Sie die weitere konjunkturelle Entwicklung ein?
Alles hängt davon ab, wie sich die Infektionszahlen entwickeln. Wenn alles wieder aufgesperrt werden kann und wir uns wieder frei bewegen können, dann bin ich davon überzeugt, dass wir einen enorm starken Konjunkturschub erleben werden. Vielleicht in einer Stärke und Geschwindigkeit, wie wir es noch nie erlebt haben. Schauen Sie auf die Rekord-Sparquote in Österreich im Jahr 2020 mit 15,7 Prozent.

Das bedeutet in absoluten Zahlen, dass in Österreich rund 17 Milliarden Euro in Relation zu durchschnittlichen Jahren zusätzlich angespart wurden, weil man keine Möglichkeit hatte, das Geld auszugeben. Wenn dieses Geld nach dem Ende der Pandemie ausgegeben wird, erleben wir einen ungeheuren Konjunkturschub. Daher sage ich: Impfen ist das beste Konjunkturpaket. (red.)

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