Wilfried Hirmann ist seit der Gründung Geschäftsführer von ESSECCA. Ende 2025 zieht er sich aus der Unternehmensführung zurück. Seine Nachfolge hat er von langer Hand vorbereitet. © ESSECCA
Wilfried Hirmann, Geschäftsführer ESSECCA GmbH, im Interview.
Die Digitalisierung hat großen Einfluss auf moderne Sicherheitstechnik. Physische Sicherheit und Cybersecurity sind untrennbar miteinander verbunden. ESSECCA-Geschäftsführer Wilfried Hirmann im Gespräch über das Zusammenspiel dieser Bereiche und aktuelle Trends.
Seit seiner Gründung im Jahr 2012 hat sich das Unternehmen ESSECCA zu einem der führenden Unternehmen in Österreich im Bereich Sicherheitstechnik entwickelt. Heuer wird voraussichtlich erstmals die Umsatzmarke von 30 Millionen Euro überschritten. Seinen Erfolg verdankt ESSECCA unter anderem seiner Strategie, nicht Trends hinterherzulaufen, sondern immer einen Schritt voraus zu sein – und dem Engagement seines 115-köpfigen Teams. Maßgeblich daran beteiligt ist Wilfried Hirmann, Geschäftsführer von Anbeginn an.
Ende 2025 zieht er sich aus der Unternehmensführung zurück, die "nächste Generation" steht natürlich bereits fest: Neuer CEO wird Michael Reiner, der zuvor schon in unterschiedlichen Leitungsfunktionen bei ESSECCA tätig war. In seinem Verantwortungsbereich liegen Vermarktung, Innovation und Technik – einschließlich der Softwareentwicklung. Als geschäftsführender CFO steht ihm Alexander Blümel zur Seite, der bereits davor für den Finanzbereich, das operative Geschäft und die Verwaltung verantwortlich war.
NEW BUSINESS hat Wilfried Hirmann aus diesem Anlass noch einmal um ein Interview gebeten, um sich von ihm eine Einschätzung aktueller Trends und künftiger Entwicklungen geben zu lassen, bevor er sich in seinen verdienten "Dauerurlaub" – wie er es selbst nennt – begibt.
Herr Hirmann, Cybersicherheit ist heute in aller Munde. Darüber darf aber die physische Sicherheit nicht vergessen werden. Wo berühren sich diese Bereiche, wie spielen sie zusammen, und wo liegen die gröSSten Herausforderungen dabei?
Mit physischen Sicherheitslösungen kann der Zugang zur kritischen Infrastruktur bedarfsorientiert geregelt und die Anlagen damit vor direktem Zugriff von Unberechtigten geschützt werden. Die Bereiche spielen zusammen, da gute Cybersicherheit aus meiner Sicht ohne physische Schutzmaßnahmen nicht funktionieren kann. Die größte Herausforderung liegt darin, die Kunden zu überzeugen, dass Cybersicherheit und physische Sicherheit als Gesamtes zu betrachten sind.
Derzeit werden diese Themen in den meisten Organisationen getrennt – Cybersecurity in der IT-Abteilung und physische Sicherheit in der Facility-Abteilung – behandelt, womit keine abgestimmten Lösungen entstehen können. ESSECCA bietet umfangreiche und normgerechte physische Sicherheitslösungen für alle Anwendungen im Gebäude und in der Infrastruktur an. Die Experten von ESSECCA unterstützen bei der Erstellung des bedarfsorientierten Sicherheitskonzepts und bringen ihre Erfahrung aus zahlreichen realisierten Projekten bei der Errichtung und im Betrieb der Anlagen ein.
"Die Bereiche spielen zusammen, da gute Cybersicherheit aus meiner Sicht ohne physische Schutzmaßnahmen nicht funktionieren kann."
Wilfried Hirmann, Geschäftsführer ESSECCA GmbH
Umgekehrt werden auch physische Sicherheitslösungen, wie ESSECCA sie anbietet, immer digitaler. Wie wird sichergestellt, dass Ihre Lösungen auch gegen digitale Angriffe geschützt sind?
Innerhalb unseres Sicherheitsportfolios achten wir darauf, dass unsere Technologiepartner bzw. deren Produkte ausschließlich mit verschlüsselten Daten kommunizieren. Unser Haupttechnologiepartner SALTO ist darüber hinaus ISO 27001 zertifiziert, ebenso wie Gantner und 2N. Als führendes Unternehmen in der Sicherheitstechnik-Branche können wir uns Sicherheitsrisiken schlichtweg nicht leisten.
Weshalb wir es als große Bestätigung unserer diesbezüglichen Bestrebungen betrachten, 2023 mit dem renommierten ALC Award in der Sonderkategorie "Cybersecurity" ausgezeichnet worden zu sein. Wir arbeiten laufend an der Erhöhung der Sicherheit unserer Systeme und führen regelmäßige Audits mit externen Experten durch, mit dem Ergebnis, dass wir das Cybertrust-Austria-Label des KSV1870 führen können.
Welchen Einfluss haben Digitalisierung und KI auf die Sicherheitstechnikbranche bzw. die Entwicklung Ihrer Produkte und Services?
Mit der fortschreitenden Digitalisierung wird die Vernetzung der unterschiedlichen Systeme im Gebäude immer wichtiger. Die Sicherheitssysteme, insbesondere die Zutrittskontrolle, bilden die Basis für die Steuerung der Abläufe und Prozesse im Gebäude. Es geht um mehr als um bloßes Auf- und Zusperren von Türen, über intelligente Zutrittskontrollsysteme werden der Personen-Flow und die Gebäudetechniksysteme effizient gesteuert. Durchgängige Sicherheitslösungen erfüllen alle Anforderungen im Komfort, dem effizienten, ressourcenschonenden Management der Sicherheit, der gesetzlichen Auflagen für Mitarbeiter, Besucher, Parkplätze, Aufzüge und Räume.
Der Trend geht vermehrt zu Cloud-Lösungen und zur Nutzung von Mobil- und IoT-Geräten. Mobile Credentials wie das Smartphone ersetzen klassische Zutrittskarten. Auch biometrische Zutrittssysteme – wie die Gesichtserkennung – werden vermehrt eingesetzt, weil diese nicht an andere Personen übertragbar sind.
Durch KI-Modelle für Predictive Maintenance und Erkennung von Anomalien werden bisher nie da gewesene Möglichkeiten zur Produktverbesserung und Effizienzsteigerung innerhalb des Betriebs geschaffen. Ziele sind die Erkennung von Anomalien und die vorausschauende Instandhaltung für Sicherheitstechnik und Gebäudetechnik. Durch die einfache Integration unterschiedlicher IoT-Sensoren in Verbindung mit den Daten der Zutrittskontrolle wird über ein Management-Dashboard eine fundierte Entscheidungsgrundlage für Eigentümer:innen geschaffen.
Somit lässt sich die Nutzung und Ausrichtung ihrer Gebäude flexibel und strategisch auf den Bedarf hin gestalten. Moderne Sicherheitslösungen helfen Unternehmen dabei, Gebäude zu digitalisieren, Prozesse professionell zu steuern und Energieeffizienz zu steigern. Wir wollen unseren Kund:innen das volle Lösungsspektrum zur Digitalisierung aus einer Hand anbieten – egal, ob es um Sicherheitstechnik geht, oder ob wir ihnen dabei helfen, ihre Gebäude "smart" zu machen.
Gab es in der jüngeren Vergangenheit vielleicht ein Kundenprojekt, auf das Sie besonders stolz sind und von dem Sie uns berichten können?
Wir haben seit der Gründung der ESSECCA zahlreiche namhafte Projekte umgesetzt und damit unsere Sicherheitslösungen in allen Branchen und in öffentlichen Einrichtungen installiert. All diese Projekte überragt der langfristige Auftrag der Asfinag zur Errichtung und Servicierung der physischen Sicherheitsanlagen in der Straßenverkehrsinfrastruktur in ganz Österreich.
Herr Hirmann, Sie sind seit der Gründung von ESSECCA vor rund 13 Jahren Geschäftsführer des Unternehmens. Waren Sie zufrieden mit dem geschäftlichen Erfolg der letzten Jahre?
ESSECCA wurde im Dezember 2012 gegründet und übernahm im Jänner 2013 den Teilbetrieb Bad Fischau-Brunn von EVVA. Heute zählen wir zu den führenden Unternehmen in Österreich im Bereich elektronische Zutrittskontrolle. Durch die konsequente Vermarktung digitaler Sicherheitslösungen – von Zutritt über Video und Alarm bis hin zu Intercom und Sicherheitsmanagement-Software – konnten wir unseren Umsatz in den letzten 13 Jahren von zehn auf 30 Millionen Euro verdreifachen.
Unser Erfolg basiert auf der Strategie, nicht einfach den Markttrends zu folgen, sondern stets einen Schritt vorauszudenken. Wir setzen auf Innovation und gestalten den Markt aktiv mit. Das hat uns eine breite Marktstellung gesichert und selbst in herausfordernden Zeiten Wachstum ermöglicht. Entscheidend dafür ist unser Team, das mit Know-how und Leidenschaft Lösungen entwickelt, die unseren Kund:innen durch Digitalisierung und Prozessoptimierung echten Mehrwert bieten.
Michael Reiner (links) und Alexander Blümel – zwei langjährige Mitarbeiter mit umfangreicher Führungs- und Branchenerfahrung – treten bei ESSECCA in die Fußstapfen von Wilfried Hirmann. © ESSECCA
Die neue "Doppelspitze" von ESSECCA: Michael Reiner und Alexander Blümel
"Einer der Gründe für den bisherigen Erfolg von ESSECCA liegt darin, dass wir uns gemeinsam mit unseren Kunden und deren Anforderungen weiterentwickeln. In dieser engen, strategischen Zusammenarbeit entstehen neuartige Lösungskonzepte", sagt der zukünftige CEO und Sprecher der gemeinschaftlichen Geschäftsführung, Michael Reiner. In seinem Verantwortungsbereich liegen Vermarktung, Innovation und Technik – einschließlich der Softwareentwicklung. Mit einer technischen Ausbildung und über 20 Jahren Branchenerfahrung war er vor seiner Ernennung zum Geschäftsführer in unterschiedlichen Leitungsfunktionen bei ESSECCA tätig.
Alexander Blümel ergänzt: "Dank der stabilen wirtschaftlichen Grundlage, die wir in den letzten zehn Jahren aufgebaut haben, sind wir bestens gerüstet, unser Unternehmen auch in Zukunft nachhaltig auszubauen. Es erfüllt mich mit Stolz, dass unser gesamtes Team voller Motivation daran arbeitet, unsere strategischen Ziele umzusetzen und die damit verbundenen technischen Herausforderungen mit Innovationskraft zu lösen." Als geschäftsführender CFO wird er auch weiterhin für den Finanzbereich, das operative Geschäft und die Verwaltung verantwortlich sein. Blümel ist Industriekaufmann und verfügt über 25 Jahre Erfahrung im Projektmanagement in der Sicherheitstechnik sowie über mehrjährige Expertise im Business-Controlling und Key-Account-Management.
Wie man hört, planen Sie, bald Ihren wohlverdienten Ruhestand anzutreten. Können Sie uns schon etwas über Ihre Nachfolge verraten?
Ich habe vor drei Jahren entschieden, mich mit Ende des Jahres 2025 aus der Unternehmensführung zurückzuziehen und, wie ich es nenne, meinen "Dauerurlaub" anzutreten. Ich sehe die Nachfolgeplanung als wesentliche Aufgabe jeder Führungskraft. Wenn es um die Nachfolge in der Geschäftsführung geht, ist die Herausforderung noch ein Stück weit größer. Umso mehr bin ich froh darüber, dass ich rechtzeitig begonnen habe, mich damit zu befassen und auch das gesamte Unternehmen darauf vorzubereiten. Mit Michael Reiner und Alexander Blümel übernehmen zwei langjährige Mitarbeiter mit umfangreicher Führungs- und Branchenerfahrung das Ruder. Ich bin mehr als überzeugt davon, dass sie das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft führen werden.
Wird Ihnen ESSECCA im Alltag fehlen?
Ich habe meine Tätigkeit als Geschäftsführer der ESSECCA stets mit großer Leidenschaft, vollem Einsatz und Spaß bei der Arbeit wahrgenommen. Natürlich wird mir in den ersten Monaten nach dem Austritt etwas fehlen, aber da alles langfristig geplant war, konnte ich mich darauf vorbereiten.
Die frei werdende Zeit werde ich für die Umsetzung von persönlichen und familiären Vorhaben und Zielen verwenden. Aus meiner Zeit als Unternehmensleiter nehme ich mit, dass man sich langfristige Ziele setzen und seinen Weg konsequent gehen soll, schließlich hat man es selbst in der Hand, was man aus seinem Leben macht.
Wie sehen Sie die kommenden Jahre für ESSECCA? Werden sie chancenreich oder besonders herausfordernd?
Die kommenden Jahre werden für ESSECCA sehr chancenreich, aber aufgrund der schwachen und volatilen Wirtschaftslage auch herausfordernd sein. Dank der stabilen wirtschaftlichen Grundlage, die wir in den letzten zehn Jahren aufgebaut haben, ist das Unternehmen bestens gerüstet, auch in Zukunft das Geschäftsvolumen nachhaltig auszubauen.
Das gesamte 115-köpfige ESSECCA-Team arbeitet mit voller Motivation daran, die strategischen Ziele umzusetzen und die damit verbundenen technischen Herausforderungen mit Innovationskraft zu lösen. Wir sehen in vielen Bereichen großes Digitalisierungspotenzial, welches wir mit unseren umfangreichen und innovativen Hard- und Softwarelösungen in den nächsten Jahren in Umsätze umwandeln wollen. (red.)
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