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All systems go!

NEW BUSINESS Guides - AUTOMATION-GUIDE 2018
Nach fünf Jahren Entwicklungszeit feierte Rittal auf der Hannover Messe 2018 die Premiere des neuen Großschranksystems VX25. © Rittal GmbH & Co. KG

Rittal setzt wegweisende Entwicklungsschritte in Richtung digitale Zukunft

Innovation, Perfektion und ein offenes Ohr für die Bedürfnisse der Kunden haben im Hause Rittal eine lange Tradition. Mit VX25, dem ersten Schaltschranksystem, das den Anforderungen der digitalen Industrie auf den Leib geschneidert wurde, schlägt das Familienunternehmen nun ein neues Kapitel seiner Erfolgsgeschichte auf.

Digitalisierung, Industrie 4.0, Smart Factory, Big Data oder Artificial Intelligence. Auch wenn die exzessive Präsenz dieser Schlagworte in einigen Fällen bereits zu Ermüdungs­erscheinungen führt, vermitteln sie uns nach wie vor eines: Aufbruchstimmung! Die digitale Transformation stellt die Industrie weltweit vor einen radikalen Strukturwandel und macht Software- und IT-Services zum wohl größten Wachstumsmarkt der Gegenwart und Daten zum Kapital der Zukunft.

Konstante Veränderung
In der global vernetzten Industrie stehen viele Unternehmen heute vor der Herausforderung, neue Geschäftsmodelle und innovative Services zu entwickeln. Tun sie es nicht, erleiden sie einen signifikanten Wettbewerbsnachteil. Für Friedhelm Loh und seine gleichnamige Unternehmensgruppe ist das derzeit vorherrschende Thema Veränderung allerdings nichts Neues.
„Stillstand ist Rückschritt“, lautet ein gern verwendetes Zitat des Unternehmers, der im jungen Alter von 28 Jahren die Geschicke der väterlichen Rittal GmbH übernahm. Heute ist das Unternehmen Weltmarktführer für Schaltschränke und Schaltschrankklimatisierung im Steuerungs- und Schaltanlagenbau. Von den Worten „Lorbeeren“ und „ausruhen“ will Friedhelm Loh jedoch nach wie vor nichts hören. Sein rastloser Innovationsgeist treibt die digitale Transformation voran wie kaum ein anderer. Erst im vergangenen Jahr wurde das Familienunternehmen aus Mittelhessen von führenden Innovationsforschern für die Entwicklung wegweisender Technologien mit dem Top-100-­Siegel ausgezeichnet und zählt damit zu den 100 innovativsten Unternehmen Deutschlands. Und auch im Jahr 2018 hat der technologische Fortschritt im Hause Rittal wieder Hochkonjunktur, wie der nächste Geniestreich der Innovationsschmiede bestätigt.

Kunden zünden Innovationmotor
Wie kann man das Beste noch besser machen? Fünf Jahre investierten die engagierten Spezialisten, Entwickler und Ingenieure von Rittal in die Beantwortung dieser Frage. Schließlich galt der TS 8 jahrelang als Maß aller Dinge und ist mit weit über zehn Millionen Exemplaren der meistverkaufte Schaltschrank der Welt.
Wie so oft in der über 50-jährigen Erfolgs­geschichte des Systemanbieters waren auch bei der Entwicklung des nächsten Meilensteins die Ideen, Wünsche und Problemstellungen der Kunden involviert. Durch eine groß angelegte, wissenschaftlich fundierte Usability-Studie dokumentierten Forscher in Schrift, Bild und Film den Industriealltag von Steuerungs- und Schaltanlagen­bauern in zehn Unternehmen in Deutschland, acht in den USA und sechs in China – darunter kleine, mittelständische und große Unternehmen. „Die Nutzeranalyse war ein Augenöffner. Wir erkannten teils Probleme beim Kunden, die er so selbst noch nicht wahrgenommen hatte“, erinnert sich Dr. Thomas Steffen, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung bei Rittal. Als Ergebnis kristallisierten sich 150 systematisch erhobene und konkrete Anforderungen an einen neuen Schaltschrank heraus, die Entwicklern und Produkt­managern eine belastbare Basis für die eigentliche Entwicklungsarbeit lieferten. Diese ergänzte Rittal um die Erkenntnisse des ebenfalls eingebundenen Kundenbeirats. Keinen einzigen der wesentlichen Punkte hat Rittal später bei der Entwicklung aufgegeben. „Es war für mich eine tolle Erfahrung, dabei zu sein, wenn ein neues Produkt entsteht“, fasst auch Rittal-Kunde Heinz-Josef Schmitz von Blumenbecker seine Erfahrungen zusammen. „Und ich bin sehr froh darüber, dass viele An­regungen, die wir als Schaltanlagenhersteller gegeben haben, auch mit in das Produkt einge­flossen sind.“

Vorhang auf
Das Ergebnis dieser aufwendigen Forschungs- und Entwicklungsarbeit trägt den Namen VX25 und ist das erste Schaltschranksystem, das vollständig entlang der Anforderungen nach erhöhter Produktivität im Steuerungs- und Schaltanlagenbau und derer von Industrie-4.0-Wertschöpfungsketten entwickelt wurde. Über 25 angemeldete Schutzrechte belegen den hohen Innovationsgrad des VX25.
Der Name VX25 ist Programm und steht für die Vielfalt an Möglichkeiten, das Erfüllen x-facher Kundenanforderungen und für eine perfekte Symmetrie durch ein übergreifendes, durchgän­giges 25-Millimeter-Maßraster.
„Neu ist, dass nie zuvor ein Schaltschranksystem so konsequent und systematisch für den maximalen Kundennutzen entwickelt wurde. Der VX25 ‚tickt‘ so, wie der Steuerungs- und Schaltanlagenbauer denkt und handelt: in Funktionen und Prozessen“, erklärt Rittal-F&E-Geschäftsführer Thomas Steffen.

Im Rahmen der Möglichkeiten
Das Herzstück der Innovation ist die Neuentwicklung des Rahmenprofils, denn dieses entscheidet über den Bauraum, die Effizienz bei Engineering und Montage, die Erweiterungsmöglichkeiten, die Stabilität und damit die Sicherheit und Flexibilität in der Werkstatt des Kunden. Mit dem neuen Großschranksystem ist es gelungen, alle auf dem Markt etablierten Produkteigenschaften des TS-8-Großschranksystems zu erhalten und sie um eine Vielzahl an neuen Funktionen zu erweitern. Da das neue Rahmenprofil im 25-Millimeter-Maßraster jetzt auch in den horizontalen Teilen des Rahmens verwendet wird, ist der Ausbau des Schaltschranks über Schrankgrenzen hinweg ex­trem flexibel. Ausbaukomponenten für die vertikalen Rahmenteile passen nun auch im Dach- und Bodenbereich des Schaltschranks. Selbst bei angereihten Schaltschränken setzt sich das 25-Milli­meter-Maßraster im benachbarten Schaltschrank fort.
Eine deutliche Reduktion der Komplexität macht sich auch bei der Montage bzw. Demontage der Türen bemerkbar. Diese sind nun komplett ohne Werkzeug in der Ein-Mann-Montage möglich.

Verschmelzung realer und physischer Workflows
Als Systemanbieter mit ganzheitlichem Lösungsrepertoire ist sich Rittal einer Sache bewusst: Das Produkt allein ist nicht genug, um die Kunden bei den komplexen Herausforderungen der digitalen Transformation zukunftsfähig zu unterstützen.Mit der Kombination aus einem realen Schaltschrank und seinem digitalen Zwilling soll VX25 in Zukunft sämtliche Digitalisierungsanforderungen erfüllen – von der Onlinekonfiguration und Engineering über die Montage bis hin zu Automatisierung und zum Tracking. Durchgängige Daten sind heutzutage der Schlüssel in jedem automatisierten Prozess, um Zeit und Kosten zu sparen. Durch maximale Datenqualität und Durchgängigkeit im Engineering schafft Rittal die Voraussetzungen für die Verschmelzung realer und physischer Workflows – mit deutlichem Effizienz­gewinn für Steuerungs- und Schaltanlagenbauer. Beim VX25 stehen sämtliche 3D-Daten durchgängig in maximaler Qualität zu Verfügung. Das digitale Produkt unterstützt Steuerungs- und Schaltanlagenbauer in allen Prozessen entlang ihrer Wertschöpfungskette. So können Elektroplanung, mechanische Konstruktion, Einkauf, Kalkulation und Produktion sowie alle anderen Bereiche im Schaltanlagenbau stets auf vollständige, hochwertige Daten zugreifen. Dem Anwender eröffnen sich damit neue Wege zur durchgängigen Digitalisierung seiner Prozesse.

„Werden Kunden beim Umstieg unterstützen!“
Seit dem Launch auf der Hannover Messe 2018 ist VX25 erhältlich, und obwohl sich Rittal mit dieser Neuheit an eine erweiterte Zielgruppe richtet, werden natürlich auch viele Bestandskunden auf VX25 umrüsten wollen. „Ein großer Vorteil bei der Umstellung auf VX25 ist die Montageplatte, die sich zum Vorgängermodell nicht geändert hat“, erklärt Rittal-CEO Karl-Ulrich Köhler. „Dies vereinfacht den Umbau signifikant.“ Je komplexer der bestehende Schrank mit verschiedensten Elementen ausgebaut ist, desto aufwen­diger wird allerdings auch der Umbau sein. „In solchen Fällen sind wir natürlich gern bereit, den Kunden zu unterstützen und ihm so den Umstieg zu erleichtern“, verspricht Köhler.

Herausforderung angenommen: Rittal wechselt im laufenden Betrieb in den Hightech-Modus
Um das neue Rahmenprofil des VX25 fertigen zu können, hat Rittal 120 Millionen Euro in neue, hochmoderne Fertigungsanlagen investiert. Im Werk Rittershausen entsteht derzeit eine hochmoderne Großschrankfertigung nach den Prinzipien von Industrie 4.0. Im laufenden Betrieb installiert Rittal dort neue Hightech-Fertigungsstraßen. „Unser Ziel ist, im Werk Rittershausen die mo­dernste Großschaltschrankfertigung der Welt zu bauen. Dazu haben wir die Transformation in das Industrie-4.0-Zeitalter eingeleitet. Wir setzen den nächsten Standard im Rittal-Produktions­system für unsere Werke weltweit – nach dem Prinzip: ein Rittal, ein Standard“, sagt Carsten Röttchen, Technischer Geschäftsführer von Rittal. Erste Anlagen für den VX25 wie voll automatisierte Flachteilelinien für Montageplatten, Profilier- und Schweißanlagen wurden bereits installiert. Im Endausbau  020 soll die neue Fertigung drei Profilieranlagen mit einer Länge von jeweils 70 Metern haben. Die Serienfertigungslinien verfügen im Weiteren über vollautomatische Schweißanlagen. 31 Schweiß- und Handling-Roboter in der vollautomatischen Serienschweißanlage stellen die automatischen Transport- und Schweißprozesse im Anlagenkomplex sicher.

Mensch und Technologie gehen Hand in Hand
Trotz all der bereits automatisierten Prozesse spielt die menschliche Arbeitskraft im Hause Rittal eine tragende Rolle. „Einfachere, repetitive Aufgaben in der Produktion können dank der Automatisierung effizienter erledigt werden. Für komplexere Arbeitsbereiche, wie F&E, Engineering oder Überwachung und Qualitätskontrolle, sind das Wissen, das Gespür, die Erfahrung und die Kompetenzen unserer Mitarbeiter jedoch unverzichtbar“, ist Karl-Ulrich Köhler überzeugt.
Ebenso wie hierzulande sehen sich aber auch unsere deutschen Nachbarn mit einem Mangel an Fachkräften konfrontiert. Im Hause Rittal will man diese Herausforderung mittels dualer Ausbildungsprogramme meistern, wie uns der promovierte Ingenieur Köhler erklärt. „In meiner Ausbildungszeit waren theoretische Lehrinhalte vorherrschend. Dadurch hat vieles für mich erst Sinn ergeben, als ich bereits im Berufsleben stand. Deswegen unterstützen und beschäftigen wir Studenten schon während ihrer Ausbildung und erzeugen dadurch eine Win-win-Situation. Auf der einen Seite bekommen die Studierenden einen praktischen Einblick in ihren jeweiligen Fach­bereich. Auf der anderen Seite profitieren wir von künftigen Mitarbeitern, die den spezifischen Anforderungen von Rittal genau entsprechen und bereits eine Bindung zum Unternehmen aufbauen konnten.“
Auch die unternehmenseigene Weiterbildungs­einrichtung, die Loh Academy, bietet seit 2002 über 25.000 Seminare und Workshops an. Aktuell begleitet sie die digitale Transformation der Arbeitswelt und qualifiziert die gewerblichen Mitarbeiter für die sich ändernden Arbeitsprozesse nach Industrie 4.0 im Produktionsumfeld. „Zum Beispiel absolvieren viele Kollegen aus der Produktion eine Weiterbildung zum Maschinen- und Anlagenführer. Mit diesem Programm konnten wir in den vergangenen Jahren bereits einige ­schöne Erfolge verbuchen“, so Köhler.

Für die Zukunft gerüstet
Trotz der hauseigenen Fachkraftschmiede und Weiterbildungsmaßnahmen steht Rittal im Kampf um die besten Kandidaten nicht automatisch auf der Gewinnerseite. „In Zeiten des Fachkräftemangels und der damit einhergehenden Hochkonjunktur im Headhunting, müssen auch wir unsere Anstrengungen als attraktiver Arbeit­geber kontinuierlich verstärken“, so Köhler. „Um seine Mitarbeiter zu halten und neue zu gewinnen, muss man als Unternehmen interessant sein und Perspektiven bieten.“
Dass sich Rittal diesbezüglich auf dem richtigen Weg befindet, bezeugen unter anderem die regelmäßigen Auszeichnungen des Top Employers Institute. In einem strengen Untersuchungsprozess punktete das Familienunternehmen 2018 mit außergewöhnlichen Leistungen in der Mitarbeiterorientierung, wie zum Beispiel mit der Schaffung moderner Arbeitsbedingungen und dem Angebot umfangreicher Weiterbildungsprojekte. Dafür wurde es zum zehnten Mal in Folge als einer der besten Arbeitgeber Deutschlands ausgezeichnet. (BO)