Mieten: Je jünger, fremder und kürzer da der Bewohner, desto teurer © APA - Austria Presse Agentur
Die Österreicher sind sehr froh mit ihrer Wohnsituation. Die Wohnzufriedenheit liegt auf einer Skala von 0 bis 10 bei 8,1, "trotz vieler Baustellen in diesem Bereich", erläuterte Regina Fuchs von der Direktion Bevölkerung der Statistik Austria am Freitag bei einem Medientermin in Wien. Mit den "vielen Baustellen" war aber nicht die zuletzt eingebrochene Zahl der Baubewilligungen gemeint, die 2024 ein Rekordtief erreichten, sondern eher die Mietpreissteigerung.
Das Mieten ist zuletzt viele Jahre lang über der Inflation teurer geworden, erklärte Fuchs. Wurden 2010 nur 6 Euro je Quadratmeter samt Betriebskosten im Gesamtdurchschnitt fällig, waren es im Vorjahr 9,80 Euro. Alleine 2024 stiegen die Mieten um 4,8 Prozent, während sich der Verbraucherpreisindex lediglich um 2,9 Prozent erhöhte.
Die Mietkosten werden durch den sozialen Wohnbau gedrückt. In einer Gemeindewohnung werden durchschnittlich inklusive Betriebskosten 8 Euro pro Quadratmeter fällig, in einer Genossenschaftswohnung 8,50 Euro, in einer anderen Hauptmiete aber 11,60 Euro. Neuvermietungen liegen deutlich über den Durchschnittsmieten. Mieterinnen und Mieter zahlen in Salzburg am meisten (11,90 Euro). Tirol und Vorarlberg folgen knapp dahinter (11,50 bzw. 11,30 Euro). Am günstigsten mietet es sich in Kärnten (7,70 Euro) und dem Burgenland (7,40 Euro).
Junge Alleinlebende und Menschen aus dem Ausland zahlen dabei mehr als der Gesamtdurchschnitt. Einpersonenhaushalte unter 30-Jähriger zahlen 11,30 pro Quadratmeter (Einfamilienhaushalte: 9,70 Euro), Einpersonenhaushalte von über 60-Jährigen aber nur 8,50 Euro. Haushalte mit ausschließlich österreichischen Staatsbürgern kostet das Wohnen 9,10 Euro, Haushalte mit Personen ohne Austro-Pass aber 11,10 Euro.
48 Prozent der Hauptwohnsitzwohnungen im Eigentum
In Österreich gibt es 4,16 Mio. Hauptwohnsitzwohnungen, von denen 48 Prozent im Eigentum sind. Durchschnittlich leben 2,17 Personen in einer 102 Quadratmeter großen Wohnung mit 3,9 Wohnräumen. Die Mietquote ist mit 46 Prozent die zweithöchste in Europa hinter Deutschland mit 53 Prozent. Der EU-Durchschnitt beläuft sich auf 32 Prozent.
Die hiesige, verhältnismäßig hohe Mietquote wird von Wien geprägt, wo sie 78 Prozent beträgt. Am anderen Ende der Skala finden sich das Burgenland (22 Prozent) und Niederösterreich (28 Prozent). In den anderen Ländern liegt der Wert zwischen 34 und 40 Prozent, zeigt die Erhebung "Wohnen 2024" der Statistikbehörde.
Auch die Wohnsituation unterscheidet sich im Durchschnitt deutlich, trennt man sie in Eigentum und Miete. Eine durchschnittliche Eigentumswohnung hat 132 Quadratmeter und 4,7 Räume mit Zentralheizung. Bei einer Mietwohnung sind es knapp 69 Quadratmeter, 2,9 Wohnräume und Fernwärme.
Je nach Mietform unterscheiden sich Befristung und Vertragsdauer deutlich. Bei einer Gemeindewohnung liegt die Vertragsdauer durchschnittlich bei 13,2 Jahren, in einer Genossenschaftswohnung sind es 8,3 Jahre und bei einer privaten Hauptmiete 2,4 Jahre. Das habe viel damit zu tun, dass knapp die Hälfte der privaten Hauptmieten befristet sind, während dies in Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen sehr selten vorkommt. In Österreich sind 39 Prozent der Mietwohnungen Genossenschaftswohnungen, 16 Prozent Gemeindewohnungen und 45 Prozent andere Hauptmietformen wie private Miete.
Baubewilligungen auf Rekordtief eingebrochen
Die Baubewilligungen erreichten 2024 ein Rekordtief. Verglichen zum Höchststand von 71.805 Bewilligungen (Gebäude mit ein oder zwei Wohnungen und Gebäude mit drei oder mehr Wohnungen) anno 2017 entsprechen die 31.867 Bewilligungen 2024 mehr als einer Halbierung. Schon 2023 waren es nicht viel mehr Bewilligungen als im Vorjahr.
Beim Immobilienkauf sind Bestandsobjekte mit der Zinswende günstiger geworden. Erst im letzten Quartal 2024 zeigte sich wieder ein leichter Aufwärtstrend. Neue Wohnungen und Häuser sanken nur ganz kurz im Preis - nämlich 2023 um 0,3 Prozent - und wurden im Vorjahr wieder um 2,7 Prozent teurer. Auch die Käufe selbst steigen laut Statistikbehörde wieder an - seit dem zweiten Vierteljahr 2024. Zuvor gab es seit dem dritten Quartal 2021 Rückgänge bis hin zu deutlichen Einbrüchen 2022 und 2023.
Preislich gibt es ähnlich der Mieten regional immense Unterschiede. Es lässt sich feststellen, dass Wohnungen und Häuser im Westen und in Ballungszentren mehr kosten.