Fast ein Drittel aller Erwerbstätigen arbeiteten 2024 Teilzeit © APA - Austria Presse Agentur

90,4 Prozent der offenen Stellen waren im August laut ÖVP-Wirtschaftsbund (WB) als Vollzeitstellen ausgeschrieben. 9,6 Prozent waren Teilzeitjobs. Das geht aus dem erstmals erhobenen WB-"Vollzeitradar" hervor. Insgesamt waren im Vormonat österreichweit 160.306 Jobs inseriert. Die Teilzeitquote von Männern und Frauen lag nach Angaben der Statistik Austria im Jahr 2024 bei 31,5 Prozent.

"Diese Diskrepanz zwischen offenen Vollzeitstellen und der Teilzeitquote wird zunehmend zur Wohlstandsbremse", so Wirtschaftsbund-Generalsekretär und ÖVP-Nationalrat Kurt Egger in einer Aussendung. Es sei "unbestritten, dass einige Menschen aufgrund von Kinderbetreuung, Pflege oder aus gesundheitlichen Gründen Teilzeit arbeiten müssen".

Maßnahmen zur Erhöhung der Vollzeitquote gefordert

Der Wirtschaftsbund drängt auf Anreize für Mehrarbeit und eine flächendeckende Kinderbetreuung: "Jetzt brauchen wir die richtigen Rahmenbedingungen und den Willen in der Bevölkerung, um die Vollzeitquote tatsächlich zu erhöhen", sagte der Wirtschaftsbund-Generalsekretär.

Stellenanzeigen, die als "Voll- oder Teilzeit" ausgeschrieben sind, werden beim Wirtschaftsbund-"Vollzeitradar" als Vollzeitstellen gezählt, hieß es auf APA-Nachfrage. Der Wirtschaftsbund lässt bereits seit einigen Jahren monatlich die Gesamtzahl an offenen Stellen und Lehrstellen beim Arbeitsmarktservice (AMS) und von Online-Jobplattformen wie karriere.at oder willhaben.at durch die IT-Firma Texterous erheben und veröffentlicht auf Basis dieser Daten den WB-"Stellen- und Lehrstellenmonitor".

Im EU-Vergleich zweithöchste Teilzeitquote in Österreich

Österreich verzeichnete zuletzt die zweithöchste Teilzeitquote aller 27 EU-Staaten. Österreich lag damit hinter den Niederlanden und vor Deutschland. Die Teilzeitrate bei erwerbstätigen Frauen belief sich 2024 laut Statistik Austria auf 51,1 Prozent, ein Plus von 0,5 Prozentpunkten gegenüber 2023. Bei Männern erhöhte sich die Teilzeitquote um 0,3 Prozentpunkte auf 13,7 Prozent.

Die Debatte rund um Teilzeit flammte in den vergangenen Jahren mehrfach auf. Die ÖVP kritisierte die hohe Teilzeitquote angesichts des Fachkräftemangels und verwies auf negative volkswirtschaftliche Effekte sowie finanzielle Einbußen für die Sozialversicherung. SPÖ, Gewerkschaft und Grüne führten Betreuungs- und Pflegearbeit als Teilzeit-Hauptgründe ins Feld. FPÖ und NEOS wünschten sich mehr Leistungsanreize für Vollzeitarbeit.

Teilzeitdebatte von ÖVP angestoßen

Der damalige Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) hatte Anfang 2023 darauf gedrängt, Teilzeitarbeit für junge Menschen ohne Betreuungspflichten oder gesundheitliche Einschränkungen weniger attraktiv zu machen. 2024 brachte die ÖVP einen Vollzeitbonus ins Spiel. Im Sommer 2025 entfachte ÖVP-Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer mit seinem Sager von einer "Lifestyle-Teilzeitwelle" die politische und mediale Debatte erneut.