Es wird viel gefeiert, aber sparsamer © APA - Austria Presse Agentur
Weihnachtsfeiern sind in der Wirtschaftsflaute ein wichtiger Umsatzbringer. Die Zusammenkünfte seien von großer wirtschaftlicher Bedeutung, erklärten zwei Drittel der Wiener Gastronomen laut einer Umfrage der Wirtschaftskammer vom November. Die Reservierungslage sei trotz allgemeiner Konsumzurückhaltung "eine sehr positive", so Fachgruppenobmann Thomas Peschta. Über ein Drittel der Betriebe war bereits zu Beginn des Advents zu mehr als 80 Prozent gebucht.
Die Zuversicht in der Bundeshauptstadt wird dem Kammervertreter zufolge aber auch getrübt. "Unsere Betriebe kämpfen verstärkt gegen die mangelnde Stornierungskultur der Gäste. Immer öfter werden Reservierungen erst am selben Tag storniert oder einfach nicht wahrgenommen." Definierte Regelungen für Stornos hat der Umfrage zufolge nur ein Drittel der Betriebe. Um Fairness zu schaffen, seien aber klare Regelungen nötig, betont der Branchensprecher.
Auch Familien feiern im Wirtshaus
Immer öfter werden laut dem Fachgruppenobmann Wirtshäuser und Restaurants auch für Familienfeiern zu Weihnachten gebucht. Die Reservierungslage sei auch hier gut. Knapp die Hälfte der an den Feiertagen offenen Lokale war demnach schon früh sehr gut nachgefragt. Zwei Drittel der Wiener Lokale haben in dieser Zeit der Umfrage zufolge zumindest an einem Tag geöffnet. Ein Fünftel der Wiener Gastronomen sperrt heuer auch an Heiligabend auf.
Über mangelnde Reservierungen in der Vorweihnachtszeit kann die Branche auch in der Stadt Salzburg nicht klagen, wie ein APA-Rundruf zeigt. Vor allem Touristen und Besucher der Adventmärkte, die nach dem Glühwein noch im Wirtshaus oder Restaurant einkehren, sorgen vielerorts für volle Lokale. Sehr wohl bemerkt werden allerdings Rückgänge beim Konsum - wenn auch in mäßigem Ausmaß.
"Der Durchschnittsgast kommt zu uns nicht weniger häufig, aber er trinkt vielleicht ein Bier weniger. Oder er wählt ein günstigeres Gericht. Das merkt man schon", sagt Johannes Absmann, der mit seinem Bruder Luis das "Fuxn" im Stadtteil Schallmoos führt. "Das ist ein allgemeiner Trend, unabhängig von Weihnachten." Das Geschäft mit Firmenfeiern laufe schon seit Corona etwas zaghaft. "Aber es gibt immer noch genug Unternehmen, die ein Budget für Feiern haben."
Im Sternbräu in der Salzburger Altstadt sind im Dezember gleich um die 90 Weihnachtsfeiern gebucht. "Sehr viel mehr würde nicht gehen", so Geschäftsführer Harald Kratzer. Von Gästerückgang und Sparzwang merke man in seinem Betrieb nur wenig. "Man spürt mitunter eine kleine Zurückhaltung beim Essens- und Getränkekonsum. Aber die Leute haben nach wie vor Lust und Geld, auszugehen." Was Kratzer wie andere betont: Buchungslage und Umsätze seien heuer sehr gut. "Bei den Erträgen schaut das ganz anders aus." Die Kosten für Personal, Wareneinkauf oder Energie seien in den vergangenen Jahren davongelaufen.
Viele Firmen feiern mit Caterer
Der Salzburger Wirtesprecher Albert Ebner berichtet wiederum von einem Sparkurs bei Firmen- und Weihnachtsfeiern. "Die spüren den Kostendruck. Natürlich gibt es noch Weihnachtsfeiern, aber die verlagern sich in die Firmen selbst." Das sieht auch Ernst Pühringer so, der Chef des Gasthofs Hölle am Kommunalfriedhof und seit gut einem Jahr Spartenobmann in der Wirtschaftskammer Salzburg. "Firmen feiern verstärkt in den eigenen Räumlichkeiten, mit einem Caterer." Finden Weihnachtsfeiern doch in Lokalen statt, werde beim Menü gespart. "Die bestellen dann ein oder zwei Gänge weniger." Auch die Kosten für Bargetränke würden oft nicht mehr übernommen.
Der Gastronom und Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer Tirol, Alois Rainer, sieht die Buchungslage für Firmen- und Weihnachtsfeiern in dem Bundesland nahezu unverändert. Es gebe allerdings vermehrt Probleme bei der Preisdurchsetzung. Auch das "Konsumverhalten der Gäste" habe sich verändert. So verzichteten sie etwa oftmals auf Vorspeisen, teilten sich Desserts. "Aus der früheren Flasche Wein wird manchmal bei einer Feier auch nur ein Glas Wein", beschreibt Rainer, der auch als Obmann des Fachverbands Gastronomie in der Wirtschaftskammer Österreich fungiert, diese Veränderungen. Trotz dieser Herausforderungen laufe es rund um die Weihnachtszeit für die Tiroler Gastronomiebetriebe aber insgesamt gut. "Vor allem die Häuser, die in Sachen Service und Qualität die Extrameile zurücklegen sind bestens gebucht", hält Rainer fest. "Gut kochen" sei in dieser Hinsicht mittlerweile zu wenig, es brauche auch "Ambiente, Dekoration und ganz allgemein ein Wohlfühlgefühl".
Eher Buffets statt Menüs
Die Vorarlberger Gastronomie spürt die Wirtschaftsflaute im Vorweihnachtsgeschäft durchaus. Zwar seien die Buchungen im Vergleich zum Vorjahr um rund 15 Prozent gestiegen, sagt Mike Pansi, Fachgruppenobmann Gastronomie in der Wirtschaftskammer Vorarlberg, zur APA. Unterm Strich bleibe angesichts von hohen Energie-, Lebensmittel-, Pacht- und Personalkosten für die Gastronomen aber nicht mehr Gewinn übrig. Und auch wenn wieder mehr Weihnachtsfeiern gebucht werden, sparen die Unternehmen den Angaben zufolge doch bei der Gestaltung des Abends. Laut Pansi werden eher Buffets statt Menüs gebucht, "harte" Getränke oder Champagner würden kaum noch angeboten, stattdessen die günstigere Variante mit Bier, Softdrinks und allenfalls einem Hauswein. Es werde definitiv weniger pro Mitarbeiter ausgegeben, manche Firmen schenken laut Pansi anstelle einer gemeinsamen Feier auch einfach Gastronomiegutscheine, was günstiger komme. Immer öfter zu beobachten sei, dass Firmen ihre Weihnachtsfeier ins Frühjahr verschieben, um dem Vorweihnachtsstress auszuweichen.
Auch die Kärntner Wirte spüren die Wirtschaftslage beim Geschäft mit Firmenweihnachtsfeiern. Das sagte Branchensprecher Stefan Sternad auf APA-Anfrage. "Gerade bei Firmenfeiern merkt man, dass eine gewisse Preissensibilität vorhanden ist." Allerdings: "Es gibt auch Betriebe, die sind top gebucht. Die haben viel investiert und machen einen Topjob." In der Weihnachtszeit konzentriere sich alles auf wenige Tage. Seit zwei bis drei Jahren ziehe sich das Geschäft nun auch in den Jänner. "Das ist dann eine Jahresfeier. Ich finde es gut, weil es das Jännerloch füllt, da kann man flexibler bei den Daten sein und es ist vielleicht auch preislich etwas drin", sagt Sternad dazu. Generell gelte: "Preissensibilität und Zurückhaltung sind da, das spürt man nicht nur beim Weihnachtsgeschäft, sondern allgemein. Die verhaltene Stimmung macht sich bei sämtlichen Konsumationen bemerkbar."
In Niederösterreich zeigt sich in der Gastronomie ein gemischtes Bild, was das Geschäft vor Weihnachten angeht. In der Branche wird laut Wirtschaftskammer NÖ etwa davon berichtet, dass sich die Reservierungen auch dort mehr aufteilen, weil Feiern bereits Mitte November gemacht würden oder erst im Jänner. Zum Teil laufe das Geschäft vor dem Fest sehr gut, andere Gastrobetriebe berichten von kleineren Veranstaltungen bzw. fehlenden Firmenweihnachtsfeiern.
45 bis 50 Euro statt 70 Euro pro Gast
In der Steiermark scheint die Anzahl der Gastro-Buchungen nicht unter der Wirtschaftslage gelitten zu haben. Sebastian Tropper, einer der beiden Geschäftsführer des Restaurants "Fürstenstand" am Grazer Hausberg Plabutsch, spricht von einer etwa gleichgebliebenen Gästeanzahl bei den Weihnachtsfeiern. Bei den Buchungen durch große Firmen habe sich allerdings der Pro-Kopf-Umsatz im Vergleich zum Vorjahr spürbar verringert - von etwa 70 Euro pro Gast auf 45 bis 50 Euro.
Auch bei Franz Grossauer von der Grossauer Unternehmensgruppe mit unter anderem den Grazer Lokalen Gösser Bräu, Glöckl Bräu und dem Steakhaus El Gaucho, ist die Buchungslage in der Adventzeit sehr gut. "Die großen Weihnachtsfeiern der Firmen sind zwar rückgängig, aber es gibt die Tendenz zu mehr kleineren, firmeninternen Feiern. Dabei werde zwar von den Gästen weniger ausgegeben, weil sie die Kosten öfter selbst tragen würden, aber die Umsätze insgesamt steigen dennoch. Grund zum Klagen habe Grossauer nicht. Vor allem Tagesgäste von den Adventmärkten hätten die Lokale im Dezember sehr gut gefüllt. Das kompensiere die eine oder andere ausgefallene Weihnachtsfeier.
Im Restaurant "Sudhaus" im Süden von Graz mit angeschlossener Brauerei zeigte man sich ebenfalls zufrieden. Die Buchungslage sei ähnlich wie 2024, seit Ende November sei man mit Weihnachtsfeiern ausgebucht und habe kaum À-la-carte-Tage - wenn, dann eben mit Teilnahme am Buffet, hieß es auf APA-Anfrage. Man sei seit Ende November durchgehend ausgebucht. Der Obmann der Fachgruppe Gastro in der Wirtschaftskammer Steiermark, Klaus Friedl, sagte laut seinem Rundruf sei die Branche zufrieden. Gespart würde höchstens "beim Kaffee oder beim Schnapserl nach dem Essen". Auch die Diners zu Silvester oder zum Bauernsilvester (30. Dezember, Anm.) seien sehr gut gebucht bis vergeben, höre er.
Keine Runden mit Bacardi- oder Whiskey-Cola mehr
Die Gastro-Buchungslage ist auch in Oberösterreich sehr gut. Allerdings breche heuer bei den Weihnachtsfeiern auch dort der Deckungsbeitrag durch Getränke und Spirituosen weg. Weiters sei die Verweildauer im Lokal kürzer, "die Leute gehen früher", berichtet der Fachgruppen-Obmann Gastronomie der Wirtschaftskammer Oberösterreich, Gerold Royda, im Gespräch mit der APA. "Runden mit Bacardi- oder Whiskey-Cola fallen komplett aus", so die Beobachtungen der letzten Jahre. "Wenn früher eine Firma um 2.000 Euro Wein und Spirituosen gehabt hat, dann sind es jetzt 600 Euro", berichtet der Wirtesprecher. Meistens würden die Rechnungen für Hochprozentiges und Flaschenweine von den einladenden Firmen nicht übernommen. Die aktuell angespannte Wirtschaftslage merke die Gastro in puncto Weihnachtsfeiern insofern, als immer wieder Buchungen "aufgrund einer Insolvenz der Firma" storniert würden.
Im Burgenland zeigt sich die Gastronomie laut Wirtschaftskammer mit der Buchungslage ebenfalls zufrieden. Weihnachtsfeiern seien ein wichtiger Umsatzbringer, auch in der derzeit schwierigen Situation. "Gerade in wirtschaftlich anspannten Zeiten ist es vielen ein Bedürfnis, ihrem Team Danke für den Einsatz im abgelaufenen Jahr zu sagen", betonte der Obmann der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer Burgenland, Matthias Mirth. Dennoch gebe es auch immer mehr Klein- und Mittelbetriebe, die bei den Weihnachtsfeiern sparen müssten. Im Burgenland kommt es laut Wirtschaftskammer so gut wie nie vor, dass Weihnachtsfeiern kurzfristig storniert und die Leistung dann nicht in Anspruch genommen wird. Im ländlichen Raum sei die Situation da auch anders als in der Bundeshauptstadt, räumte Mirth ein: "Bei Weihnachtsfeiern handelt es sich oft um Stammkunden, die auch das ganze Jahr kommen."