US-Präsident Trump zeigte sich zuletzt kompromissbereit © APA - Austria Presse Agentur
Die Vertreter der chinesischen und der US-Regierung haben bei ihren Handelsgesprächen in Genf einen Durchbruch erzielt. Die Unterhändler verständigten sich am Montag darauf, ihre gegenseitigen Zölle ab Mittwoch um jeweils 115 Prozentpunkte zu senken. "Wir haben eine Einigung über eine 90-tägige Pause erzielt", sagte US-Finanzminister Scott Bessent. Die Zeit soll genutzt werden, um weiter zu verhandeln, wie auch aus einer gemeinsamen Erklärung mit den Chinesen hervorgeht.
Die Zölle für die meisten chinesischen Ausfuhren in die USA gehen damit auf 30 Prozent zurück, wie der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer sagte. Peking senke zugleich seine Aufschläge auf US-Importe auf 10 Prozent. Laut der gemeinsamen Erklärung wird ein "Mechanismus zur Fortsetzung der Gespräche über die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen" eingerichtet.
Diese Verständigung liege "im Interesse beider Länder und im gemeinsamen Interesse der Welt", erklärte das Handelsministerium in Peking. Es sei zu hoffen, dass Washington weiter kooperiere, "um die falsche Praxis der einseitigen Zollerhöhungen zu korrigieren". Angaben zu gegenseitigen Zugeständnissen über die Zollsenkungen hinaus machten beide Seiten zunächst nicht.
Harter US-Zollkurs seit Jänner
US-Präsident Donald Trump fährt seit Beginn seiner zweiten Amtszeit am 20. Jänner einen harten handelspolitischen Kurs und hat zusätzliche Zölle gegen zahlreiche Staaten angedroht, teils auch verhängt und eine ganze Reihe jedoch wieder zurückgenommen. China reagierte mit Gegenzöllen auf die US-Aufschläge, woraufhin Trump die Zölle weiter erhöhte, auf zuletzt insgesamt 145 Prozent. Chinas Gegenzölle liegen bei 125 Prozent.
Die Gespräche in Genf über das Wochenende waren die ersten direkten Kontakte auf Regierungsebene zwischen Peking und Washington seit Wochen. Der US-Präsident hatte sich am Samstag bereits zuversichtlich gezeigt und einen "vollständigen Neustart" in den Handelsbeziehungen der beiden größten Volkswirtschaften der Welt in Aussicht gestellt.
Erleichterung an den Börsen
Mit seiner Handelspolitik hatte Trump für massive Unsicherheit und Kurseinbrüche an den Börsen gesorgt. Die nun verkündete Einigung wurde von den Anlegern mit Erleichterung aufgenommen. Die asiatischen und europäischen Börsen verzeichneten Kursgewinne, an den US-Märkten wurde noch nicht gehandelt. Auch der Ölpreis stieg kräftig und der Dollar legte im Vergleich zum Euro und zum japanischen Yen zu.
"Das Ausmaß dieser Zollsenkung ist größer als erwartet", erklärte Tai Hui, Asien-Pazifik-Experte bei JP Morgan Asset Management. "Dies zeigt, dass beide Seiten die wirtschaftliche Realität anerkennen, dass die Zölle das globale Wachstum beeinträchtigen werden und Verhandlungen die bessere Option für die Zukunft sind."
In der vergangenen Woche hatte Trump bereits eine erste Vereinbarung in Zollfragen mit der britischen Regierung vorgestellt. Viele der Großbritannien betreffenden Zölle bleiben demnach jedoch bestehen. Dass Washington offenbar grundsätzlich bereit ist, über sektorspezifische Zollsenkungen zu sprechen, beruhigte dennoch die Märkte.
EU begrüßt Zoll-Deal
Die EU sieht in der Verabredung der USA und Chinas im Handelskonflikt eine Entwicklung in die richtige Richtung. "Wir begrüßen ausdrücklich die Tatsache, dass die USA und China angekündigt haben, zumindest in gewissem Umfang die Einführung von Zöllen für 90 Tage zurückzunehmen", sagte ein Sprecher der EU-Kommission in Brüssel. Die EU vertrete die Sichtweise, dass die Einführung von Zöllen ein Rückschritt im globalen Handel und für die Weltwirtschaft insgesamt sei. Vor diesem Hintergrund sei alles gut, was zum reibungslosen Funktionieren globaler Lieferketten beitrage und die Stabilität und die Vorhersehbarkeit für den weltweiten Handel und Investitionen unterstütze.
Weitreichende US-Zölle auf Einfuhren aus der EU wurden von Trump nach großen Turbulenzen an den Aktien- und Finanzmärkten bereits im vergangenen Monat für 90 Tage ausgesetzt. Dieses Zeitfenster soll für Verhandlungen genutzt werden. Die EU betont, dass sie entschiedene Maßnahmen gegen US-Zölle einführen wird, sollten die Verhandlungen scheitern. Dazu sollen unter anderem Gegenzölle gehören.