Boeing hat Probleme bei der Qualitätssicherung © APA - Austria Presse Agentur

Der Flugzeugbauer Boeing muss der US-Aufsichtsbehörde FAA innerhalb von 90 Tagen einen überzeugenden Plan zur Lösung seiner "systematischen Qualitätssicherungsprobleme" vorlegen. "Boeing muss sich zu echten und tiefgreifenden Verbesserungen verpflichten", erklärte FAA-Chef Mike Whitaker am Mittwoch in Washington. Es gehe um grundlegende Veränderungen, um die sich die Führung des US-Konzerns nachhaltig kümmern müsse. "Wir werden sie für jeden Schritt zur Verantwortung ziehen."

Die Luftsicherheitsbehörde zieht damit die Konsequenzen aus einem Vorfall von Anfang Jänner, als bei einer Boeing 737 MAX-9 von Alaska Airlines kurz nach dem Start in Portland in knapp fünf Kilometern Höhe ein Teil der Kabinenwand herausgefallen war, hinter der sich der Notausgang befindet. Danach hatte sich herausgestellt, dass vier Bolzen an der Kabinentür fehlten.

Die FAA hatte Boeing-Chef Dave Calhoun am Dienstag zu einem ganztägigen Treffen einbestellt. Der Airbus-Rivale steht seit langem im Fokus der Behörden, seit zwei Boeing-Abstürze in den Jahren 2018 und 2019 das Leben von 346 Menschen gekostet hatten. Ein Expertengremium hatte in einem Anfang der Woche vorgelegten Bericht scharfe Kritik an den Sicherheitsvorkehrungen in der Produktion von Boeing geübt. Das Unternehmen leide "unter einer unzureichenden und widersprüchlichen Umsetzung (...) einer positiven Sicherheitskultur", hieß es dort.

Den Bericht hatte die FAA bereits vor gut einem Jahr in Auftrag gegeben - weit vor dem Zwischenfall bei Alaska Airlines. Die Experten erklärten, dieser vergrößere noch die Bedenken, dass sicherheitsrelevante Botschaften oder Verhaltensweisen nicht im Bewusstein aller Boeing-Mitarbeiter angekommen seien. Auch die Kunden des Flugzeugbauers üben inzwischen offen Kritik an den Qualitätssicherungsmaßnahmen. Einige von ihnen - darunter auch Alaska Airlines - haben angekündigt, alle Flugzeuge selbst genau unter die Lupe zu nehmen, bevor sie das Boeing-Werk verlassen.