Deutlich mehr Pleiten im Handel © APA - Austria Presse Agentur

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Österreich ist in den ersten drei Quartalen 2025 weiter gestiegen. Laut einer Hochrechnung des Gläubigerschutzverbandes KSV1870 mussten 5.110 Betriebe Insolvenz anmelden, um 5,3 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das entspricht rund 19 Pleiten pro Tag. Auffällig ist jedoch, dass die vorläufigen Passiva um 58 Prozent auf 6,4 Mrd. Euro sanken. Betroffen waren 15.200 Beschäftigte, fast ein Fünftel weniger als 2024.

Besonders häufig traf es den Handel mit 921 Pleiten (+10 Prozent), die Bauwirtschaft mit 784 Fällen (-3 Prozent) sowie Beherbergung und Gastronomie mit 603 Insolvenzen (unverändert). Ein drastischer Anstieg von 62 Prozent wurde im Immobiliensektor registriert. "Besonders Projektentwickler befinden sich angesichts einer angespannten Kostenstruktur und einer überschaubaren Anzahl an Bauprojekten nach wie vor in einer brenzligen Lage", erklärte KSV-Insolvenzleiter Karl-Heinz Götze. Zugleich nahm die Zahl der mangels Vermögen nicht eröffneten Verfahren auf knapp 1.800 zu (+8 Prozent).

Leichte Atempause, aber Insolvenzwelle ungebrochen

Das dritte Quartal 2025 brachte zwar eine leichte Atempause, mit 1.600 Fällen die niedrigsten Werte im Jahresverlauf, doch sieht der KSV1870 die Insolvenzwelle damit nicht gebrochen. Für das Gesamtjahr werden bis zu 7.000 Unternehmenspleiten erwartet. "Ob die jüngsten Entwicklungen des dritten Quartals eine Fortsetzung finden, oder es zu einer ähnlichen Entwicklung wie im Vorjahr kommt und im Herbst das Insolvenzaufkommen wieder steigt, bleibt abzuwarten", so Götze.

Kaum Bewegung bei Privatkonkursen

Bei den Privatkonkursen zeigt sich hingegen kaum Bewegung. Von Jänner bis September 2025 wurden österreichweit 6.628 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet, ein Rückgang um lediglich ein Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit liegt die Zahl weiter unter dem Niveau vor Ausbruch der Pandemie. Das dritte Quartal brachte wie üblich die wenigsten Fälle im Jahresverlauf.

Deutlich gestiegen sind allerdings die Passiva: Sie legten um mehr als 22 Prozent auf 929 Mio. Euro zu. Ursache seien einzelne Verfahren mit besonders hohen Schuldenvolumina, etwa in Wien und Tirol. Im Durchschnitt beläuft sich die Verschuldung pro Schuldner mittlerweile auf 140.000 Euro - um 26.000 Euro mehr als 2024.

Für das Gesamtjahr rechnet der KSV1870 mit 8.800 bis 9.000 eröffneten Privatkonkursen und sieht die weitere Entwicklung offen. "Die aktuelle Situation bewegt sich in einem Rahmen, wie wir ihn aus der Vergangenheit kennen", so Götze. Belastend für viele Haushalte bleiben hohe Lebenshaltungskosten sowie steigende Kreditrückzahlungsraten.