++ ARCHIVBILD ++ Bau und Industrie befinden sich weiterhin in der Krise © APA - Austria Presse Agentur
Ökonomen der UniCredit-Bank-Austria haben die Wirtschaftsentwicklung der Bundesländer analysiert. Sie bestätigen die triste ökonomische Lage, denn 2024 hat es gesamtstaatlich trotz einer globalen Stabilisierung den zweiten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Folge gegeben, ein Wachstum nach Bundesländern nur in Wien. In allen Ländern stieg die Arbeitslosigkeit. Die Aussichten sind heikel, Industrie und Bau leiden weiter. Und: US-Präsident Donald Trump verunsichert.
Auch das Wachstum in Wien fiel mit plus 0,4 Prozent gegenüber 2023 minimal aus. In allen anderen Bundesländern steht ein Minus vor der Entwicklung. In Oberösterreich und Kärnten gab es mit minus 2,7 bzw. minus 2,4 Prozent den größten Rückgang. Dahinter folgten Vorarlberg (minus 1,8 Prozent), Niederösterreich (minus 1,7 Prozent), Burgenland (minus 1,0), Steiermark (minus 0,8), Salzburg (minus 0,7) und Tirol (minus 0,5 Prozent).
Industrieregionen besonders gedämpft
"Wie schon 2023 erlebten die Industrieregionen erneut einen Dämpfer, ohne signifikante positive Impulse aus dem Dienstleistungsbereich", so UniCredit-Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Die Wertschöpfung am Bau brach um 4,4 Prozent ein, jene in der Industrie um 5,5 Prozent. Nur die Pharmaindustrie wuchs stark, ein Mini-Plus verzeichnete die Metallverarbeitung. Sonst gab es in allen Industriebereichen eine Stagnation oder zum Teil immense Rückgänge.
Investitionen gingen insgesamt deutlich um 3,4 Prozent zurück, am Bau sogar um 5,4 Prozent - vor allem wegen des dahindümpelnden Wohnbaus. Besonders negativ betroffen waren hier das Burgenland und Kärnten. "Die gedämpfte Nachfrage im Wohnbau aufgrund hoher Baukosten und höherer Zinsen belastete die Baukonjunktur massiv", so Robert Schwarz, Ökonom bei der UniCredit-Bank-Austria. Auch der Handel bremste die Konjunktur in allen Regionen.
Wirtschaft schrumpft, Arbeitslosigkeit steigt
Die österreichische Wirtschaft schrumpfte 2024 insgesamt um 1,2 Prozent. Der private Konsum stagnierte, der öffentliche Konsum stützte mit einem Plus von 1,6 Prozent. Die Nettoexporte verzeichneten auch neuerlich ein Plus. Grund dafür waren etwas stärker sinkende reale Importe als Exporte. Der Dienstleistungssektor verzeichnete einen leichten Anstieg der Wertschöpfung, was sich vor allem auf die Lage in Wien positiv auswirkte, etwas aber auch im Burgenland. Tirol und Salzburg hingegen waren von einer schwachen Tourismus-Wertschöpfung betroffen.
Die Arbeitslosenquote stieg österreichweit um 0,6 Punkte von 6,4 Prozent auf 7,0 Prozent im Jahresdurchschnitt 2024. Den prozentuell stärksten Anstieg gab es in Oberösterreich. Auch in Wien und der Steiermark war das Plus überdurchschnittlich. Wie 2023 verzeichnete Salzburg mit 4,2 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote, Wien mit 11,4 Prozent die mit Abstand höchste. Trotzdem gab es in der Bundeshauptstadt das stärkste Beschäftigungswachstum von 1,0 Prozent.
Österreichweit wuchs die Beschäftigung nur um 0,1 Prozent, Rückgänge gab es in Oberösterreich (minus 0,7 Prozent), Steiermark und Kärnten (jeweils minus 0,3 Prozent), Niederösterreich (minus 0,2 Prozent) und Burgenland (minus 0,1 Prozent). Der öffentliche Sektor und der Bereich Informationstechnologie stützten das Wachstum, das in Tirol und Salzburg immerhin auch je 0,7 Prozent erreichte und in Vorarlberg stagnierte. Die Arbeitslosenquote steigt heuer und kommendes Jahr auf 7,5 Prozent, so die weitere Erwartung.
Drittes Rezessionsjahr in Folge, "Schlusslicht Kärnten"
Zu den Aussichten schreiben die Bank-Experten zwar von einer schrittweisen Konjunkturverbesserung. "Living in a Trump-World" bedeute aber große Unsicherheiten, spielen sie auf die erratische (Zoll-)Politik des US-Präsidenten an. Heuer wird für die Alpenrepublik mit dem dritten Rezessionsjahr in Folge gerechnet, die Prognose zeigt minus 0,2 Prozent. Erst 2026 wird wieder ein Wachstum von 1,1 Prozent gesehen.
Immerhin wird für fast alle Bundesländer heuer mit einem höheren Wachstum als 2024 gerechnet. Das stärkste Plus - und das ist kein Großes - wird für Wien und Burgenland mit je 0,4 Prozent erwartet. Trist schaut es mit dem "Schlusslicht Kärnten" aus, wie es die Bank Austria formuliert, hier wird ein weiterer Rückgang von 1,1 Prozent erwartet.
Wien "Place to be"
In wirtschaftlich derart schwierigen Zeiten freut dann in der Hauptstadt freilich schon das vorige und neu prognostizierte kleine Wachstum. "Der Wiener Weg, der sozialen Zusammenhalt mit wirtschaftlicher Stärke verbindet, wirkt", kommentierte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Wirtschaftskammer-Wien-Chef Walter Ruck: "Auch wenn die Zeiten für Unternehmen nicht so leicht sind. Wien ist für Wirtschaftstreibende der Place to be."
Inflation heuer weiter deutlich über 2,0 Prozent
Die Inflationsaussichten (VPI) beziffert die Bank Austria für heuer mit 2,5 und für kommendes Jahr mit 1,9 Prozent. Zielwert der EZB sind 2,0 Prozent. Die öffentliche Verschuldung klettert weiter von 84,7 Prozent heuer auf 86,4 Prozent kommendes Jahr.