Stronach auf einem Archivbild aus dem Jahr 2015 © APA - Austria Presse Agentur

Der austro-kanadische Unternehmer Frank Stronach sieht sich mit Vorwürfen sexueller Übergriffe konfrontiert. In Kanada laufen Ermittlungen wegen fünf Straftaten, darunter sexueller Übergriff und Vergewaltigung, bestätigte sein österreichischer Anwalt Michael Krüger am Samstagnachmittag gegenüber der APA. Eine "Verhaftung", wie es zuvor laut Agenturberichten hieß, habe es aber nicht gegeben, Stronach sei freiwillig einer Aufforderung der Polizei zur Befragung nachgekommen.

Die Nachrichtenagentur Reuters und weitere Medien hatten zuvor unter Verweis auf örtliche kanadische Polizeibeamte berichtet, Stronach sei im Vorort Aurora in Toronto kurzzeitig verhaftet worden, sei aber mittlerweile unter Auflagen wieder auf freiem Fuß. Letzteres bestätigte Krüger: Die Auflage sei die Abgabe seines Reisepasses gewesen. Stronach könne diesen aber im Fall von geschäftlichen Auslandsreisen zurückerhalten. "Er hat den Reisepass abgegeben, das ist in solchen Fällen üblich."

Es habe aber keine Zwangsmaßnahmen gegeben, so Stronachs Anwalt. "Er wurde angerufen von der Polizei, es wurde ihm mitgeteilt, dass Vorwürfe gegen ihn erhoben werden und er möge zur Polizei kommen zu einer Einvernahme. Dieser Aufforderung hat er Folge geleistet", so Krüger. Der 91-jährige Stronach sei bei der Polizei mit verschiedenen Vorwürfen konfrontiert und auch einvernommen worden - "und danach ist er wieder gegangen". Laut der von Reuters zitierten Peel Regional Police sollen sich die mutmaßlichen sexuellen Übergriffe von den 1980er Jahren bis ins Jahr 2023 erstreckt haben. Der Magna-Gründer werde zu einem späteren Zeitpunkt vor dem Ontario Court of Justice in Brampton erscheinen, hieß es.

Krüger betonte, Stronach weise alle Vorwürfe als unbegründet von sich. Zuvor hatte Reuters bereits Stronachs kanadischen Anwalt Brian Greenspan zitiert, der alle erhobenen Vorwürfe "kategorisch" zurückwies. Stronach freue sich auf die Gelegenheit, auf die Vorhaltungen vollständig zu reagieren "und sein Vermächtnis als Philanthrop und Ikone der kanadischen Geschäftswelt aufrechtzuerhalten", hieß es.

Seitens des Magna-Konzerns wurde laut Reuters mitgeteilt, man habe keine Kenntnis von der Untersuchung oder den erhobenen Vorwürfen. Auch verwies man darauf, dass Stronach keine Verbindung zu Magna mehr habe, seit er im Jahr 2010 die Kontrolle abgegeben hat.

Stronachs ehemalige Assistentin Carolin Handl wusste auf APA-Anfrage nichts über die Vorwürfe. Sie betonte aber, dass sie - solange sie für Stronach gearbeitet hatte - diesen stets als "sehr integre Person" wahrgenommen habe. Sie könne sich "nicht vorstellen, dass diese Anschuldigungen wahr sind".

Im Jahr 2012 stieg Stronach in die österreichische Politik ein: Das von ihm gegründete "Team Stronach" war er im Nationalrat und in mehreren Landtagen vertreten. Er zog sich aber persönlich bereits im Jänner 2014 von seinem bei der Nationalratswahl 2013 errungenen Mandat wieder zurück - schon am Wahlabend war der damals 81-Jährige enttäuscht, dass ihm die Österreicher nicht einmal sechs Prozent der Stimmen geschenkt hatten. Die Partei löste sich im Jahr 2017 wieder auf.