Die EZB hat die Banken einem Stresstest unterzogen © APA - Austria Presse Agentur

Heute Abend veröffentlicht die Europäische Zentralbank das Ergebnis ihrer Banken-Stresstests. Zu den 50 getesteten Banken gehören auch die Erste Group und die Raiffeisen Bank International (RBI), die beide heute ihre Halbjahresergebnisse präsentiert haben. Beide Banken haben dank niedrigerer Risikovorsorgen ihre Gewinne gesteigert. Während die Erste ihren Aktionären in Aussicht gestellt hat, die 2020 ausgefallene Dividende nachzuholen, hält sich die RBI noch bedeckt.

Die Erste Group hat in der ersten Jahreshälfte ihren Nettogewinn von 294 Mio. auf 918 Mio. Euro gesteigert und damit sogar den Nettogewinn des ersten Halbjahrs 2019 übertroffen. Für die Aktionäre ist eine weitere Dividende von 1 Euro je Aktie geplant, nachdem bereits 0,5 Euro/Aktie für 2020 ausgeschüttet wurden, teilte die Bank heute (Freitag) mit.

Für das Geschäftsjahr 2019 hatte die börsennotierte Bank Erste Group, im Pandemie-Jahr 2020 den Vorgaben der Europäischen Zentralbank (EZB) folgend, keine Dividende gezahlt. Heuer kehre man wieder zu einer "progressiven Dividendenpolitik" zurück, heißt es in der Mitteilung. Nach dem Beschluss der Hauptversammlung wurde bereits im Mai 2021 eine Bardividende von 0,5 Euro je Aktie für das Geschäftsjahr 2020 ausgeschüttet. Im vierten Quartal 2021 - im Einklang mit den Empfehlungen der EZB und vorbehaltlich der Zustimmung einer außerordentlichen Hauptversammlung - solle eine weitere Ausschüttung von 1 Euro je Aktie ("Nachholdividende") erfolgen. Für das Geschäftsjahr 2021 ist dann eine Dividende von 1,6 Euro je Aktie geplant. Für das laufende Geschäftsjahr wurden 0,8 Euro je Aktie im regulatorischen Kapital berücksichtigt.

RBI-Chef Johann Strobl hält sich hingegen noch bedeckt, was die Dividende betrifft. Die Dividendenausschüttungen sollen 20 bis 50 Prozent des Konzernergebnisses betragen, kündigte die RBI heute an. Diese Bandbreite sei groß, räumte Strobl ein, es gebe aber "zwei, drei regulatorische Unsicherheiten, die die kurzfristige Kapitalbasis etwas erschweren". Als Beispiel nannte er die Eigenkapitalvorschriften um Basel 4. Sobald man mehr Klarheit habe, werde man diese Bandbreite einengen. Außerdem sollten sich auch kleinere Akquisitionen ausgehen, so der RBI-Chef.

Zu möglichen Dividendennachzahlungen nach der Aufhebung der EZB-Einschränkungen sagte der RBI-Chef: "Wir sind im Gespräch mit der EZB und werden zeitnah unsere Überlegungen konkretisieren." Heute Abend ab 18 Uhr wird die EZB die Ergebnisse des Banken-Stresstests veröffentlichen. "Wir sehen das als gesamthafte Inszenierung der EZB, dass sie die Beendigung der Empfehlung, keine Dividenden zu zahlen, nahe an die Verkündung der Stresstests legt."

Die RBI hat im ersten Halbjahr 2021 ihren Gewinn im Vergleich zum coronabedingt schwachen Vergleichsjahr des Vorjahres kräftig gesteigert - unterm Strich kletterte das Ergebnis im ersten Halbjahr um 66 Prozent auf 612 Mio. Euro. Vorstandschef Johann Strobl glaubt, "dass unsere Kernländer im Verlauf des Jahres 2022 das Jahr 2019 überschreiten können und dieser starke Rückgang dann aufgeholt und kompensiert wird".

Die Gewinnsteigerung ist zu einem guten Teil auf die Senkung der Risikokosten von 312 Mio. auf 110 Mio. Euro zurückzuführen. Was das Kreditwachstum betrifft, sei man jetzt etwas zuversichtlicher als zuletzt, sagte Strobl. "Angesichts der beschleunigten Kreditnachfrage im zweiten Quartal erwarten wir für das Gesamtjahr 2021 ein Kreditwachstum im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich", und zwar ohne die übernommene tschechische Equa bank.

Die BAWAG war bereits am Montag mit der Ankündigung in Vorlage getreten, nach der Aufhebung der Dividendenstopp-Empfehlung der EZB umgehend 420 Mio. Euro Dividenden aus den Gewinnen der Jahre 2019 und 2020 zur Auszahlung bringen und zieht dafür die Hauptversammlung auf 27. August vor.