Bei "Pokewalks" gehen Spieler gemeinsam auf die Jagd nach Pokemons © APA - Austria Presse Agentur

Spätestens seitdem das Spiel "Pokemon Go" auch in den heimischen App-Stores verfügbar ist, sieht man regelmäßig Jugendliche, die mit ihrem Smartphone auf Monsterjagd sind. Wer als Händler oder Gastronom ein Pokemon zufällig vor das Geschäft gesetzt bekommen hat, darf sich über potenzielle Kunden freuen.

Die Smartphone-App "Pokemon Go" verwendet die sogenannte "Augmented Reality"-Technik: Dabei nimmt die Handykamera die echte Umgebung auf und blendet dann die Pokemon-Monster am Bildschirm ein, die von den Spielern gefangen werden müssen.

"Pokemon Go"-Spieler seien eine sehr spezielle Zielgruppe, so Gerald Obrovnik, Geschäftsführer der Multimedia-Agentur worx, im APA-Gespräch. Seine Agentur berät Unternehmen, die auf das Thema Pokemon setzen wollen. Die Spieler seien keine "Hardcore-Gamer", sondern aktive Menschen, die rausgehen und andere Leute treffen wollen.

Es gebe schon viele Facebook-Seiten und Chatrooms mit zum Beispiel Pokemon-Tauschbörsen, auf denen sich die Spieler austauschen würden, so Obrovnik. "Pokewalks" könnten von Unternehmen als "Kontaktplattform" zu den jugendlichen Kunden genutzt werden.

Ein "Pokewalk" ist eine geplante Versammlung, bei der Spieler gemeinsam auf die Jagd nach Pokemons gehen. Obrovnik hat mit seiner Agentur vergangenen Samstag bereits einen "Pokewalk" in Wien organisiert. Ein gemeinsamer Pokemon-Rundgang kann auch von Firmen organisiert werden, um dabei Gutscheine und Gratisproben zu verteilen. Es gehe bei derartigen Aktionen auch um die Vermarktung eines Firmennamens, den die Spieler dann besser kennen.

Sich als Unternehmen einen "Pokestop", also einen Ort, wo ein Pokemon gefangen werden kann und somit viele Spieler anzieht, zu kaufen, ist derzeit nur schwer möglich. McDonald's hat sich offenbar weltweit einige tausend "Pokestops" gesichert. Für kleine Unternehmen gibt es diese Option derzeit noch nicht. Die McDonald's-Filiale auf der unteren Mariahilferstraße in Wien hat derzeit einen "Pokestop" vor der Tür. Ob es sich schon nach wenigen Tagen auf das Geschäft auswirkt, kann die Filialmanagerin aber nicht sagen.

Das Wiener Cafe Ritter befindet sich zufällig in einer Gegend, in der es mehrere "Pokestops" gibt. Die Kellner haben in den vergangenen Tagen viele Jugendliche mit dem Smartphone in der Hand beobachtet, die in der Gegend nach den naheliegenden Pokemons suchen. Allerdings würde das Café nicht von dieser Klientel profitieren, da die Spieler weitergehen wollen, um weitere Figuren zu fangen.

Obrovnik sieht auch für den Tourismus und Sehenswürdigkeiten Potential und nennt als Beispiel den Tiergarten Schönbrunn: Der Zoo könnte eine Aktion starten, wo die Spieler neben den virtuellen Pokemons auch die echten Tiere suchen können und ermäßigten Eintritt erhalten.

Für Unmut sorgte "Pokemon Go" unterdessen in Graz, wo virtuell auch vor dem Internationalen Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus am Zentralfriedhof "gekämpft" wurde. Den Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl ärgert das. Sein Büro hat bereits eine Löschung der Kampfarena beim Spielebetreiber beantragt.

Die kleinen virtuellen Monster sind mittlerweile überall im Grazer Stadtgebiet: beim Rathaus, am Schlossberg, auf der Zentralen Verkehrsdrehscheibe Jakominiplatz - und auch am Grazer Zentralfriedhof. Dort messen sie in einer - ebenfalls virtuellen - Kampfarena ihre Kräfte.

"Das Internationale Mahnmal am Grazer Zentralfriedhof steht für die Opfer der Nazidiktatur. Dieses wurde als 'Battlefield' ausgesucht. Wir haben den Spielebetreiber gestern per Mail ersucht, diesen Ort als Spielstätte aus dem Spiel zu nehmen", bestätigte Thomas Rajakovics aus dem Büro von Bürgermeister Nagl (ÖVP) einen entsprechenden Bericht der "Kleine Zeitung" gegenüber der APA. "An einem Ort, an welchem der Gräuel des Krieges gedacht wird, sollte kein 'Battlefield' möglich gemacht werden", hielt man vonseiten der Stadt Graz im Mail an die Support-Stelle des Spieleentwickler Niantic.

Eine Antwort habe man noch nicht bekommen. Die Friedhofsverwaltung wurde beauftragt, zu beobachten, ob der Andrang in den kommenden Tagen abnimmt.