Die neue Biopharmazeutika-Produktionsanlage CC2Plus © APA - Austria Presse Agentur
Der Pharmakonzern Novartis hat am Montag am Standort Schaftenau in Tirol (Bezirk Kufstein) eine neue Zellkulturanlage für monoklonale Antikörper eröffnet. Es handle sich bei der 250 Mio. Euro teuren Anlage CC2Plus um die "schnellste und effizienteste Wirkstoffproduktionsanlage auf Zellkulturbasis" von Novartis - ein "Meilenstein", hieß es am Montag bei einer Pressekonferenz. Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) sah einen "guten Tag" für eine Schlüsselindustrie.
Mit der neuen Anlage sei etwa "170 Prozent mehr Output" möglich, erläuterte Standortleiter Roland Gander. Damit könnten alleine an diesem Standort jährlich 14 Tonnen reiner Antikörper produziert werden - eine Zahl, die vor kurzem noch als "utopisch" gegolten habe. Auch europaweit sei man damit einer der größten Produktionsstandorte in der Industrie. Zusammen mit der Schwesteranlage in Kundl, die plangemäß im Herbst nächsten Jahres eröffnet werden soll, gebe Novartis jedenfalls ein "riesiges Bekenntnis" für den Standort Tirol ab. Antikörper wie jene in Schaftenau produzierten seien für Medikamente besonders in der Immunologie, Onkologie und gegen Autoimmunerkrankungen zentral, hieß es.
Das alles erfülle ihn mit Stolz, bekannte Kuntal Baveja, Präsident von Novartis Austria. Man tue als führendes Pharmaunternehmen im Land alles daran "die Bürde von schweren Krankheiten in der Welt zu lindern". Man fokussiere sich dabei auf Biopharmazeutika, denn diese würden "neue Möglichkeiten in der Medizin eröffnen, wo herkömmliche Medikamente und Therapien an ihre Grenzen stoßen." Dabei verwies Baveja auf insgesamt mehr als zwei Milliarden an Investitionen in Österreich in den vergangenen zehn Jahren. Man beschäftige 3.300 Mitarbeiter und erziele einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro.
Die Politik bemühe sich, die geeigneten Rahmenbedingungen für "Schlüsselindustrien" wie den Pharma- oder Life-Science-Bereich zu schaffen, betonte indes Kocher. Es sei zentral, Forschung und Produktion an einem Standort zu halten - auch für die "Souveränität" und in Krisenzeiten. Forschung und Entwicklung seien jedenfalls als "Motor der wirtschaftlichen Entwicklung" zu sehen. Dementsprechend wolle man auch in diesem Bereich investieren.
Über einen weiteren Ausbau des "größten und innovativsten Standort in Österreich" freute sich indes Tirols Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP). Die Menschen würden immer älter, nun müsse der Anspruch sein, "dass sie so gesund wie möglich älter werden". So stünden Herausforderungen etwa im Kardio- aber auch im onkologischen Bereich an, betonte Hagele.
Mit der Erweiterung der Produktionsanlagen in Kundl und Schaftenau um jeweils 250 Mio. Euro entstünden 350 neue Arbeitsplätze, hatte es bereits bei der Präsentation der Pläne Mitte Februar des heurigen Jahres geheißen. Die Bauzeit der neuen Anlage in Schaftenau betrug zwei Jahre - sie hatte sich bei der Präsentation bereits im Bau befunden. Bei dem nun eröffneten CC2Plus handelte es sich um den zweiten Bauteil der Anlage, bereits 2022 war der Bauteil CC2 in Betrieb genommen worden. Insgesamt verfügt die Zellkulturanlage über eine Fläche von 13.500 Quadratmeter. Der Schweizer Pharmakonzern Novartis beschäftigt österreichweit 3.300 Menschen, davon 3.000 in Tirol.
Nach der kürzlich von der EU-Kommission bewilligten Bevorratungsverordnung des Gesundheitsministeriums gefragt, meinte Baveja indes, man sei sich bewusst, dass sich auch Novartis-Produkte auf der Liste der betroffenen Medikamente befinden würden. Man habe in der Vergangenheit jedoch kaum Probleme mit der Verfügbarkeit gehabt - 99 Prozent des Portfolios seien durchgehend verfügbar gewesen. Darauf sein man durchaus stolz, so der Novartis Österreich-Präsident. Sollte sich einmal ein "Flaschenhals" ergeben, würde man diesen mit höchster Dringlichkeit beheben.
Die Pharmaindustrie wird durch die Verordnung dazu verpflichtet, ihre Lagerbestände für kritische Arzneimittel zu erhöhen: Sie müsse von rund 700 wichtigen Medikamenten einen Bedarf von vier Monaten einlagern, hatte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) zuletzt mitgeteilt.