Offene Fragen nach dem Tod von Armani bezüglich seines Imperiums © APA - Austria Presse Agentur
Giorgio Armani hat in den vergangenen fünf Jahrzehnten eine der bekanntesten Mode-Marken der Welt aufgebaut. Mit seinem Tod im Alter von 91 Jahren stellen sich nun zwangsläufig Fragen zur Zukunft des italienischen Modeunternehmens, für dessen Expansion und finanzielle Unabhängigkeit Armani während seiner ganzen Karriere hart gekämpft hat. Der Nobelschneider war der alleinige Hauptaktionär des Unternehmens.
Die Firma gründete er in den 1970er-Jahren zusammen mit seinem verstorbenen Partner Sergio Galeotti und behielt bis zum Schluss sowohl in kreativer als auch in geschäftlicher Hinsicht die Kontrolle. Da der Designer keine Kinder hinterlässt, stellt sich die Frage, wie es mit dem Konzern weitergeht. Im Jahr 2024 erwirtschaftete das Unternehmen relativ stabile Einnahmen von 2,3 Milliarden Euro.
Armanis Vermögen geht weit über sein Modeunternehmen hinaus
Giorgio Armani hinterlässt nicht nur ein enormes kreatives Erbe, sondern auch ein beeindruckendes finanzielles Imperium. Mit einem persönlichen Vermögen von über 9,5 Mrd. Dollar laut dem Bloomberg Billionaires Index und 12 Milliarden laut Forbes, steht er auf Platz vier der reichsten Männer Italiens. Sein Vermögen geht weit über sein Modeunternehmen hinaus, denn Armani hinterlässt ein großes Immobilienportfolio, zu dem unter anderem eine Villa auf der süditalienischen Insel Pantelleria, eine Sommerresidenz in der toskanischen Badeortschaft Forte dei Marmi und eine zentral gelegene Mailänder Wohnung in der Via Borgonuovo gehören. Außerdem besaß er Residenzen auf der ganzen Welt - von St. Moritz über Paris bis hin zu Saint-Tropez.
Zu Armanis Erbe gehören außerdem bedeutende Kunstwerke, das erfolgreiche Basketball-Team Olimpia Milano und zuletzt das traditionsreiche Lokal La Capannina in der Toskana, eines der liebsten Treffpunkte von "König Giorgio", das er erst vor wenigen Tagen erwarb. Dieser umfassende Besitz spiegelt Armanis außergewöhnlichen Geschmack und seine Fähigkeit wider, Vermögen nicht nur zu schaffen, sondern es auch auf lange Sicht zu bewahren.
Armani erhielt mehrere Angebote für seinen Modekonzern
Im Laufe der Jahre erhielt Armani mehrere verlockende Angebote für seinen Modekonzern, darunter 2021 von John Elkann, dem Erben der italienischen Unternehmerfamilie Agnelli, sowie ein weiteres von Gucci. Doch der Modepapst lehnte auch in höherem Alter immer wieder potenzielle Deals ab, die seine Kontrolle verwässert hätten, und weigerte sich, sein Unternehmen an die Börse zu bringen. Er traf Vorkehrungen, um die Kontinuität und Unabhängigkeit seines Unternehmens zu sichern, das er mit vertrauensvollen Familienmitgliedern und einem Netzwerk langjähriger Kollegen führte.
Zu Armanis Erben zählen seine jüngere Schwester Rosanna, seine beiden Nichten Silvana und Roberta, sowie ein Neffe, Andrea Camerana, die alle wichtige Rollen im Unternehmen innehaben. Auch sein engster Vertrauter Leo Dell'Orco wird als ein Familienmitglied betrachtet. Diese fünf Personen gelten als mögliche Erben. Weitere Klarheit über Armanis Pläne könnte sich in den kommenden Wochen ergeben, wenn sein Testament eröffnet wird.
Auf der Managementebene wird das Unternehmen die Positionen des Vorsitzenden und CEO neu besetzen müssen, die Giorgio Armani selbst innehatte. Hier kommen erfahrene Manager wie Giuseppe Marsocci und Daniele Ballestrazzi als mögliche Optionen in Frage. Schwieriger könnte die Wahl der kreativen Struktur werden. Armanis Nichte, Silvana, arbeitete eng mit ihm zusammen an den Damenkollektionen, während Dell'Orco an den Herrenkollektionen beteiligt war.
Armani wollte reibungslose Nachfolge garantieren
Bereits vor über zehn Jahren begann Armani, einen Plan zu entwickeln, um eine reibungslose Nachfolge zu garantieren und die Unabhängigkeit seines Unternehmens zu bewahren. Das veranlasste ihn 2016 dazu, eine Stiftung zu gründen, die eine stabile Führung des Modekonzerns sichern sollte. In einem Interview sagte der Designer, dass eine solche Struktur nötig sei, um seinen Erben zu helfen, gut miteinander auszukommen und zu verhindern, dass das Unternehmen von anderen übernommen oder aufgespalten werde. Zudem legte Armani ein neues Unternehmensstatut fest, das nach seinem Tod in Kraft treten und zukünftige Grundsätze für die Leitung des Konzerns durch die Erben festlegen soll.
Das neue Statut legt klare und strenge Regeln für die zukünftige Entwicklung des Unternehmens fest. Es kann nur mit 75 Prozent der Stimmen in der Versammlung geändert werden. Auch Fusionen oder Spaltungen unterliegen dieser hohen Hürde. Eine Börsennotierung kann erst fünf Jahren nach Inkrafttreten des Statuts in Betracht gezogen werden. Die sorgfältige Planung und Vorkehrungen in Bezug auf die Unternehmensführung und mögliche Veränderungen unterstreichen Armanis Ziel, seine Gruppe auch über seine eigene Lebenszeit hinaus zu sichern und unabhängig zu bewahren.