Markenartikel sind in Österreich oft teurer als in Deutschland © APA - Austria Presse Agentur

In Österreich liegt die Inflation seit Monaten deutlich über dem europäischen Schnitt, auch verglichen mit Deutschland steigen die Preise hierzulande deutlich stärker an. Das macht sich auch bei den Lebensmittelpreisen bemerkbar. Laut einem Preismonitor der Arbeiterkammer (AK) sind vergleichbare Markenartikel in Österreich brutto im Schnitt um 18 Prozent teurer als in Deutschland, netto waren es 15 Prozent. Laut Handelsverband hinkt der Vergleich aber.

Die AK hat im Mai die Preise von 71 Markenartikeln in österreichischen (Billa, Interspar) und deutschen Online-Shops (Rewe, Edeka, Kaufland) verglichen. Von den 71 waren die Bruttopreise von 57 Artikeln höher als in Deutschland, 13 Produkte waren billiger und ein Produkt kostete gleich viel.

Beim Vergleich der Nettopreise waren 53 der 71 Lebensmittel in Österreich teurer als in Deutschland. Bei den Nettopreisen wurde die unterschiedliche Mehrwertsteuer der beiden Länder herausgerechnet. In Österreich liegt der Umsatzsteuersatz bei 20 Prozent, der ermäßigte Steuersatz liegt bei 10 Prozent. In Deutschland liegen die Sätze bei 19 bzw. 7 Prozent.

Vereinzelt zeigten sich laut AK extreme Brutto-Preisunterschiede von bis zu etwa 150 Prozent. Beispielsweise kostet eine 175-Gramm-Packung Philadelphia Frischkäse in Österreich 2,49 Euro, in Deutschland aber nur 0,99 Euro - das entspricht einem Preisunterschied von 152 Prozent.

Auch Produkte wie Leibnitz Butterkekse waren in Österreich um 73 Prozent teurer als in Deutschland, eine 500-Gramm-Packung De Cecco Penne-Nudlen kostete hierzulande um 60 Prozent mehr als im Nachbarland. Bei einer Dose Red Bull betrug der Preisunterschied rund 33 Prozent, bei einem Liter Sprite waren es 66 Prozent.

Der Handelsverband sieht in dem Preisvergleich einen "Äpfel-Birnen-Vergleich", der viele strukturelle Komponenten ausblende, die für die Preisunterschiede verantwortlich seien. So ignoriere die AK die höhere Filialdichte in Österreich, höhere Personal- und Lohnnebenkosten, generell höhere Steuern und Abgaben, einen höheren Anteil an Bio-Produkten, teurere Verkehrswege und häufigere Rabattaktionen.

Auch die territorialen Lieferbeschränkungen (Territorial Supply Constraints oder TSC) würden eine zentrale Rolle spielen. Denn diese würden es großen Markenartikelherstellern erlauben, den EU-Binnenmarkt künstlich entlang nationaler Landesgrenzen zu segmentieren und in jedem Land unterschiedliche Preise zu verlangen - mit Einkaufspreisunterschieden von bis zu 60 Prozent. Würde man die Beschränkungen verbieten, ergäbe sich ein Einsparpotenzial von rund 14 Mrd. Euro für die gesamte EU, rechnet der Handelsverband vor.