Geringe Nachfrage aus der Baubranche © APA - Austria Presse Agentur

Österreichs Holzindustrie hat ein starkes Jahr 2022 hinter sich, blickt aber sorgenvoll auf 2023. Im vergangenen Jahr seien Waren im Wert von 11,45 Mrd. Euro verkauft worden - ein Plus von 13 Prozent zu 2021, teilte der Fachverband der Holzindustrie am Dienstag mit. Seit Mitte 2022 verzeichne die Branche aber ein starkes Abflauen der Nachfrage. Vor allem aus der Baubrachen fehlten die Aufträge.

"Wir wissen jetzt schon, dass das Jahr 2023 kein Jubeljahr wird", sagte der stellvertretende Obmann des Fachverbandes, Erlfried Taurer bei der Präsentation der Jahresbilanz. "Die Frühjahrsbelebung, wie wir sie normalerweise haben, findet heuer nicht statt". Wegen der zudem hohen Kosten für Energie, Logistik, Rohstoffe und Personal würden die Betriebe Produktionskapazitäten reduzieren müssen. Dies würde zuerst über den Überstundenabbau und Urlaub passieren, da die Betriebe ihre Fachkräfte behalten wollten, beteuerte Taurer. Danach würde es aber zu einem Personalabbau kommen, den man aber nicht beziffern könne.

Die Holzindustrie fordert daher antizyklische Investitionsanreize: Der Staat solle in bezahlbaren und energieeffizienten Wohnbau investieren, sowohl in Neubau als auch Sanierungen. "Die jährliche Sanierungsrate stagniert bei so rund 1,5 Prozent, da gab es mal ein politisches Ziel, dass die doppelt so hoch sein sollte", argumentierte auch der zweite Obmann-Stellvertreter, Andreas Ludwig.

Die Export- und Importbeschränkungen gegen Russland und Belarus im Zuge des Ukrainekrieges habe die Branche dagegen wenig betroffen, obwohl beide Länder wichtige Holzexporteure sind. Die europäischen Märkte hätten den Ausfall gut kompensiert, so Ludwig. Zu den starken Absatzzahlen im Vorjahr habe der Außenhandel mit Exporten von 8,03 Mrd. Euro (+10,3 % ggü. 2021) zu einem guten Teil beigetragen. Importe von 6,24 Mrd. Euro führten unter dem Strich zu einem Handelsbilanzüberschuss der Holzindustrie von 1,8 Mrd. Euro, nach 1,6 Mrd. im Jahr davor.

Ein gestiegener Holzeinschlag in Österreich in der Menge von fast 19,4 Millionen Festmeter (+9,6 Prozent) habe weiters dazu geführt, dass erstmals seit mehreren Jahren wieder über 60 Prozent des in der Industrie verwendeten Holzes aus dem Inland kam, sagte der Verbands-Obmann Herbert Jöbstl.

Die Vertreter der Holzindustrie richteten gleich mehrere Wünsche in Richtung Politik. So solle Altholz nicht mehr dem Abfallwirtschaftsgesetz unterliegen. Dieses schreibe seit Jänner ab einer gewissen Distanz einen Transport mit der Bahn vor, was das Wiederverwenden von Altholz unattraktiv, weil teurer, mache, so Taurer. Dadurch werde mehr Frischholz eingesetzt, das vorrangig aber von der Säge- und Papierindustrie gebraucht werde. "Altholz ist für uns kein Abfall, Altholz ist ein Rohstoff". Das spiegle sich auch in Zahlen der Branche wider, wonach ein Großteil des Altholzes wiederverwendet werde.

Änderungswünsche gab es auch mit Blick auf den Green Deal der Europäischen Union (EU), den man grundsätzlich unterstütze, so Jöbstl, der aber Widersprüche verortet. "Mehr Holz sollte verwendet werden im Bau, in der Renovierung - auf der anderen Seite soll der Holzeinschlag eingeschränkt werden."

Dem Fachverband der Holzindustrie gehören fast 1.300 Betriebe aus der Säge-, Platten-, Holzbau-, Ski- und Möbelindustrie an, die laut eigenen Angaben etwas mehr als 28.000 Menschen beschäftigen.