Die Weltwirtschaft hat sich nach Einschätzung der sieben führenden westlichen Industrienationen (G7) angesichts zahlreicher Krisenherde widerstandsfähiger als erwartet gezeigt. Trotzdem gebe es viele Risiken, heißt es im Abschlussdokument zum G7-Finanzministertreffen im norditalienischen Stresa, das am Samstag veröffentlicht werden soll. Als größte Risiken wurden eskalierende geopolitische Spannungen sowie die schwankungsanfälligen Energiepreise genannt.

Sowohl der russische Angriff auf die Ukraine als auch der Nahost-Konflikt könnten die weltweiten Handelsströme weiter stören. China als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wird in dem Dokument kritisiert. Unfaire Handelspraktiken - etwa durch hohe Subventionen für chinesische Konzerne - seien ein Grund zur Sorge. Der Volksrepublik wird vorgeworfen, ausländische Märkte mit Produkten zu Dumpingpreisen zu fluten. Die G7-Gruppe will die Folgen davon weiterhin überprüfen und Schritte bei der Welthandelsorganisation erwägen, um einen fairen Wettbewerb zu erreichen.

Eines der Hauptthemen bei den G7-Beratungen am Lago Maggiore war der Umgang mit den eingefrorenen russischen Vermögenswerten im Volumen von rund 300 Milliarden Dollar. Die darauf aufgelaufenen Erträge werden in der EU bereits abgeschöpft und sollen der Ukraine zur Verfügung gestellt werden. Besonders die USA wollen nun einen Schritt weitergehen und auch bereits jetzt zukünftig erwartete Erträge nutzen - beispielsweise für einen Mega-Kredit an die Ukraine. Die Erträge könnten dann als Sicherheit oder zur Tilgung des Kredits eingesetzt werden. Die Details zu dem Konzept sind noch unklar.

In dem G7-Papier, das der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt, heißt es, es gebe bei Überlegungen dazu Fortschritte. Ein Ergebnis wurde im Vorfeld noch nicht erwartet. Dem G7-Gipfel der Staats- und Regierungschefs Mitte Juni in Apulien sollen nun Optionen vorgelegt werden. Die G7-Gruppe stellte auch in Aussicht, der Ukraine bei ihren Plänen zur Umstrukturierung der Staatsanleihen helfen zu wollen.

Bei der globalen Steuerreform, die dem deutschen Finanzminister Christian Lindner zufolge gefährdet ist, bekräftigte die G7-Gruppe, bis Ende Juni Fortschritte zur Umsetzung der ersten Säule erzielen zu wollen. In dieser sollen Besteuerungsrechte zu den größten Konzernen der Welt - oft amerikanische Digitalfirmen - in Schwellenländer verlagert werden, wo die meisten Nutzer leben. Die Verhandlungen stockten zuletzt aber. Die zweite Säule der geplanten Reform - eine Mindeststeuer für große Unternehmen in Höhe von 15 Prozent - ist dagegen schon weiter, aber bei weitem auch nicht überall in der Umsetzung.

(APA)