Fronius erwartet heuer ein kleines Umsatzplus © APA - Austria Presse Agentur
Das geplante Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG), dessen Begutachtungsfrist Mitte August endete, sieht zusätzliche Netzgebühren für PV-Einspeiser vor. "Die Rentabilität einer PV-Anlage nimmt ab", warnt Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, CEO des oberösterreichischen Technologiekonzerns Fronius, davor, private Investoren abzuschrecken. Im Gespräch mit der APA pocht sie zudem auf mehr Risikobewusstsein, was die Sicherheit des europäischen Stromsystems angeht.
Das Geschäft von Fronius stützt sich auf zwei große Pfeiler - Schweißtechnik und Solartechnik - sowie den deutlich kleineren Bereich der Batterieladesysteme. Der PV-Bereich glich seit Corona einer Berg- und Talbahn. Nach einem Solarboom 2023 sei der PV-Markt im Vorjahr bereits etwas geschrumpft, im ersten Halbjahr 2025 sei er dann allerdings um satte 30 Prozent zurückgegangen, so die CEO. Als eine Ursache für den Marktrückgang macht sie die Rücknahme von Förderungen aus. Aber auch diverse Ankündigungen hinsichtlich ElWG würden für "große Unsicherheit" und mangelnde Planungssicherheit sorgen. Das Gesetz sei noch gar nicht beschlossen, aber "am Markt kommt an: Da tut sich etwas. Rentiert es sich noch oder nicht?".
Mehr Strombedarf durch KI und Digitalisierung
Im ElWG-Entwurf kritisiert sie vor allem die zusätzlich anfallenden Netzentgelte. "Die Rentabilität einer PV-Anlage nimmt ab" - für Haushaltskunden ebenso wie für Energieversorgungsunternehmen oder große Investoren. Die Netzgebühren in Österreich würden bereits jetzt "zu den höchsten in der gesamten EU" gehören. Man habe verabsäumt, rechtzeitig zu modernisieren. Fix sei allerdings "Wir werden in Zukunft mehr Strom brauchen", etwa für künstliche Intelligenz und Digitalisierung.
Bei Investitionen in intelligente Netze sieht sie die öffentliche Hand in der Pflicht: "Investitionen in die Infrastruktur laufen meistens über staatliche Unterstützung. Das ist ja beim Straßenbau auch so." Die Anhebung der Netzgebühren für PV-Einspeiser würde hingegen ihrer Ansicht nach mehr schaden als nutzen, "weil wir dadurch die Möglichkeit nehmen, dass in Infrastruktur auch von privater Seite investiert wird. Ein Großteil der Investitionen, die gemacht werden, kommt ja aus privater Hand."
Sicherheitsbedenken bei chinesischen Wechselrichtern
"Überhaupt nicht berücksichtigt" im ElWG sei der Sicherheitsaspekt, warnt sie unter Verweis auf verdächtige Funkmodule in chinesischen Wechselrichtern. Das biete ein Einfallstor, durch das Stromnetze in der EU destabilisiert werden könnten, bis hin zum Blackout. Dagegen gelte es sich abzusichern. Kritik übt sie auch an der geplanten statischen Spitzenkappung. Eine dynamische Kappung, wie man sie etwa in Australien habe, würde eine bessere Ausnutzung des Netzes ermöglichen.
Kein weiterer Personalabbau in Sicht
Der 30-prozentige Marktrückgang habe sich bei Fronius "nicht ganz so stark ausgewirkt", sagt Engelbrechtsmüller-Strauß, etwa "weil wir ein neues Produkt aufgenommen haben" - eine Batterie, die hier einiges abgefedert habe. Im Vorjahr hatte Fronius allerdings 800 Jobs in Österreich und 200 im Ausland abgebaut. Aktuell rechnet sie aber nicht mit weiterem Personalabbau. Die vollen Lager der Installateure und Großhändler, die den Absatz gebremst hatten, seien weitgehend abgearbeitet. Für heuer erwartet die CEO ein kleines Umsatzplus - im Vorjahr war der Umsatz um rund 40 Prozent auf 932 Mio. Euro abgesackt.
Die US-Zölle bereiten auch Fronius Sorgen. "Die USA ist für uns schon ein wichtiger Markt, vor allem in der Schweißtechnik. Es hat natürlich Auswirkungen, dass es diese Zölle gibt." Derzeit könne man am amerikanischen Markt aber die Preiserhöhungen weitergeben, "weil viele unserer Mitbewerber, die wir in den USA haben, in China produzieren und auch mit Zöllen konfrontiert sind." Dennoch - auch wenn nicht unmittelbar Veränderungen geplant sind, werde man mittelfristig wohl "ein bisschen etwas in den USA investieren", um Zölle zu vermeiden.