Im ersten Quartal 2023 hat es erstmals seit Beginn der Pandemie wieder mehr Firmeninsolvenzen als im Jahr 2019 gegeben. 1.279 Unternehmen meldeten Insolvenz an, das war um 1 Prozent mehr als im Vergleichzeitraum 2019, zum Vorjahresquartal waren es 22 Prozent mehr, teilte der Gläubigerschutzverband KSV1870 am Mittwoch mit. Deutlich gestiegen sind die Zahl der betroffenen Mitarbeiter (4.200, plus 44,8 Prozent). Bis Jahresende rechnet der Verband mit bis zu 5.500 Firmenpleiten.

"Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Vorjahres haben sich zu Jahresbeginn fortgesetzt, weshalb der Trend vergangener Monate anhält", sagte Karl-Heinz Götze vom KSV1870. Jeden Tag wurden im ersten Quartal im Schnitt 14 Unternehmen insolvent. Die Zahl der Eröffnungen legte um mehr als ein Drittel (plus 35,5 Prozent) zu, aber auch die Zahl der mangels Kostendeckung nicht eröffneten Verfahren erhöhte sich um 5,1 Prozent.

Deutlich weniger stark stieg dagegen das Volumen der Passiva. Dieses lag bei 286 Mio. Euro, das entspricht einem Anstieg von 2,5 Prozent zum Vorjahr. "Damit bestätigt sich der jüngste Trend, dass Firmenpleiten zunehmend kleinteiliger werden", schreibt der KSV. Die bisher größte Insolvenz heuer betraf das Tiroler Pharmaunternehmen Montavit mit Passiva in Höhe von rund 45 Mio. Euro.

Die meisten Insolvenzen gab es in der Bauwirtschaft (274 Fälle), gefolgt vom Bereich Kfz-Handel und -Reparatur (217 Fälle) und Tourismus/Gastronomie (181 Fälle). In diesen Branchen gibt es auch zahlreiche Nichteröffnungen: Im Handel waren es 69, in der Bauwirtschaft 68 und in der Gastronomie 59. "Hohe Kosten und fehlendes Personal bilden jenen gefährlichen Mix, der für viele Betriebe über einen längeren Zeitraum nicht zu stemmen ist", so Götze. Oft sei dann eine Insolvenz der einzige Ausweg, dieser Schritt kommt allerdings oft zu spät.

Für das Gesamtjahr rechnet der KSV damit, dass sich die bisherige Entwicklung bei den Insolvenzen fortsetzt. Bis Jahresschluss könnten es bis zu 5.500 Firmenpleiten sein, das wäre ein Plus im niedrigen zweistelligen Prozentbereich gegenüber 2022. Zum Vor-Corona-Niveau wären das bis zu 500 Pleiten mehr.

(APA)