Hahn soll Posten 2026 übernehmen © APA - Austria Presse Agentur

Der ehemalige EU-Kommissar Johannes Hahn (ÖVP) wird neuer Präsident des Generalrats der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Das hat der Ministerrat am Mittwoch beschlossen. Den Posten übernimmt Hahn ab dem 1. Jänner 2026, ernannt wurde er für fünf Jahre. Der Politiker folgt auf Harald Mahrer (ÖVP), der sein Amt als OeNB-Präsident per 30. November im Zuge der Vorgänge in der Wirtschaftskammer (WKÖ) und Kritik an seiner Person zurückgelegt hatte.

Die Auswahl stand laut Koalitionsabkommen der ÖVP zu. Kanzler Christian Stocker (ÖVP) zeigte sich vor der Regierungssitzung über die Wahl erfreut, er attestierte Hahn die Fähigkeit, Entscheidungen herbeizuführen. Hahn habe schließlich jahrzehntelange Erfahrungen in der EU-Kommission gesammelt und auch als Minister Entscheidungen treffen müssen. Mit der schnellen Nachbesetzung zeige die Regierung zudem, dass sie handlungsfähig sei, betonte der Bundeskanzler.

Außenministerin und NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger hob ihre guten Erfahrungen mit Hahn hervor, der immer im Interesse Österreichs und des europäischen Gedankens gehandelt habe. Die Nominierung sei transparent verlaufen, das Nominierungsrecht der ÖVP zugekommen.

Reischl übernahm interimistisch

Der Rückzug Mahrers, der wegen der WKÖ-Causa auch als deren Chef bzw. als Chef des ÖVP-Wirtschaftsbunds den Hut nehmen musste, war bereits Wochen zuvor angekündigt worden. Bis Hahn übernimmt, wird der Generalrat interimistisch von Generalratsvizepräsidentin und Ex-ÖGB-Geschäftsführerin Ingrid Reischl geleitet. Der Generalrat ist das oberste Aufsichtsorgan der OeNB, er berät das Direktorium und schlägt der Regierung im Falle einer Neubesetzung im Direktorium die Mitglieder vor. Beschickt wird der Generalrat von der Bundesregierung.

Ex-Novomatic-Vorstand landet in der Notenbank

Der heute 68-jährige Hahn startete seine politische Laufbahn in den 1970er-Jahren. Zwischen 1980 und 1985 fungierte er als Landesobmann der Jungen ÖVP Wien, 1992 stieg Hahn samt Spitznamen "Gio" zum Landesgeschäftsführer der Partei auf und blieb in dieser Funktion bis 1997. In diesem Jahr wechselte Hahn in die Privatwirtschaft und wurde Vorstand des Glücksspielkonzerns Novomatic, wo er 2003 zum Vorstandsvorsitzenden berufen wurde.

Noch 2003 übernahm er dann für die ÖVP den nicht amtsführenden Stadtrat. Mit der Angelobung auf diese Funktion verabschiedete er sich von der Novomatic und setzte seine politische Karriere fort, ab 2005 an der Spitze der Wiener ÖVP, später - von 2007 bis 2010 - als Wissenschaftsminister. Von 2014 bis 2024 war Hahn österreichischer EU-Kommissar in Brüssel, zunächst für den Bereich Erweiterung und Nachbarschaftspolitik, dann für Budget und Verwaltung.

Seit Mai ist Hahn, der ein Philosophie-Studium absolvierte, EU-Sondergesandter für Zypern. Der Politiker ist mit Wüstenrot-Chefin und Ex-FPÖ-Vizekanzlerin Susanne Riess-Hahn verheiratet, die ihrerseits von 2020 bis März 2025 Mitglied des OeNB-Generalrats war.