Die Europäische Union und der südamerikanische Staat Chile bauen ihre Handelsbeziehungen aus. Durch ein erweitertes Rahmenabkommen, das am Freitag beschlossen wurde, rechnet die EU-Kommission in den kommenden fünf Jahren mit mehr Exporten im Wert von bis zu 4,5 Mrd. Euro. Künftig seien 99,9 Prozent der EU-Ausfuhren nach Chile zollfrei, teilte die Behörde mit. Einzige Ausnahme sei Zucker.

Zudem erhofft sich die EU durch das Abkommen einen besseren Zugang zu Rohstoffen wie Lithium. Das Element wird unter anderem für die Batterieproduktion benötigt und gilt als wichtig, um etwa klimafreundliche Mobilität voranzubringen.

Die EU und Chile haben bereits 2002 ein Assoziierungsabkommen beschlossen, das auch ein Handelsabkommen beinhaltet. Der Warenhandel zwischen der EU und Chile nahm zwischen 2002 und 2021 nach Kommissionsangaben um 163 Prozent zu.

Das Abkommen verbessere den Zugang zu kritischen Rohstoffen beziehungsweise sauberen Kraftstoffen und sichere wertvolle Arbeitsplätze in Österreich, betonte Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) in einer Aussendung. "Das Modernisierungsabkommen mit Chile ist enorm wichtig, um einerseits unsere Versorgung mit kritischen Rohstoffen aus Chile zu verbessern, die wir für die grüne Energiewende brauchen, vor allem Lithium und Kupfer", so der Minister. Andererseits wolle das Land bis 2050 zu den drei weltgrößten Exporteuren für Grünen Wasserstoff gehören und soll in Zukunft auch die EU beliefern.

Österreichs Warenexporte nach Chile entwickelten sich 2021 laut Wirtschaftsministerium trotz COVID-Krise positiv. In Summe betrug das Handelsvolumen den Angaben zufolge 412 Mio. Euro. 254 Mio. Euro davon seien auf die heimischen Exporte dorthin entfallen - eine Steigerung von 20,1 Prozent gegenüber 2020 und "insgesamt ein neuer Rekordwert". Auch heuer im ersten Halbjahr habe sich der Aufwärtstrend fortgesetzt. Chile sei in Südamerika der zweitwichtigste Markt für österreichische Exporteure.

Die Modernisierung des EU-Chile-Abkommens sei eine "gute Nachricht für Exportland Österreich", hielt der Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Karlheinz Kopf, fest. Damit könnten die guten Handelsbeziehungen zwischen der EU und Chile weiter vertieft und die Zusammenarbeit ausgeweitet werden. Bereits in den vergangenen zehn Jahren hätten sich die heimische Ausfuhren nach Chile beinahe verdoppelt.

Zudem "muss das modernisierte Abkommen laut WKÖ mit Blick auf die Rohstoffversorgungssicherheit österreichischer Betriebe und die Stärkung ihrer Lieferketten verstanden werden". Die Corona-Pandemie oder der russische Angriffskrieg in der Ukraine hätten "deutlich gezeigt, wie riskant einseitige Abhängigkeiten sind und wie wichtig es ist, sich hier möglichst breit aufzustellen", so der Generalsekretär.

(APA)