Nicht alle sind von Gas begeistert © APA - Austria Presse Agentur

"Auf das Beste hoffen, aber auf das Schlimmste vorbereitet sein" - das ist die Devise der EU-Kommission, wenn es um die Versorgungssicherheit bei Erdgas geht. "Wir sehen derzeit keine Versorgungslücke im Jahr 2023", sagte der stellvertretende Generaldirektor für Energie, Matthew Baldwin, am Dienstag bei der von heftigen Protesten von Klima-Aktivisten begleiteten Europäischen Gaskonferenz (EGC) in Wien. "Aber wir sind noch nicht über dem Berg", warnte der ranghohe EU-Beamte.

Dass aus jetziger Sicht kein Versorgungsengpass zu befürchten sei, spiegle sich auch in den Markterwartungen wider, sagte Baldwin. Man könne aber die Möglichkeit nicht ausschließen, dass russisches Pipeline-Gas heuer ganz ausbleibt. Ebenso wenig könne man eine ungewöhnliche Kältewelle im April oder Schäden an der Infrastruktur durch Sabotage oder Unfälle ausschließen. Auch könnte sich Chinas Wirtschaft massiv erholen und die globale LNG-Nachfrage in die Höhe treiben. Eine der Maßnahmen, um einer neuerlichen Preisexplosion vorzubeugen, ist der gemeinsame Einkauf von Gas über eine EU-Energieplattform.

Durch eine Reihe beispielloser Maßnahmen sei es der EU im vergangenen Jahr bereits gelungen, die Gasabhängigkeit von Russland drastisch zu reduzieren. "Im Jänner hat russisches Gas nur 7 Prozent der Pipeline-Importe ausgemacht, verglichen mit 50 Prozent im Jänner 2022. "Das russische Gas sei durch eine deutliche Steigerung der LNG-Importe ersetzt worden, vor allem aus den USA, die ihre Exporte nach Europa fast verdreifach hätten. Der wichtigste Lieferant von Pipeline-Gas in die EU war im vergangenen Jahr Norwegen, das mit einem Anteil von 40 Prozent Russland auf den zweiten Platz verdrängt hat. Norwegen habe erst in der vergangenen Woche bekräftigt, seine Exporte auch in den nächsten Jahren auf diesem Niveau halten zu wollen.

Allerdings sei auf dem Markt nicht viel überschüssiges LNG vorhanden, es werde nur anders verteilt. Bisher sei Europa bereits und in der Lage gewesen, höhere Preise zu bezahlen als China. Wäre das Angebot noch knapper gewesen, wäre China noch stärker auf Kohle ausgewichen.

OMV-Chef Alfred Stern versicherte in seiner Rede bei der Gaskonferenz, dass man in der Lage und gewillt sei, die Gasversorgung aller OMV-Kunden in Österreich und im Ausland zu gewährleisten. Das sei durch die Diversifizierung der Quellen, Sicherung der Transportkapazitäten und Auffüllen der Speicher gelungen.

"Unser modernes Leben und unser Lebensstandard hängen von der Verfügbarkeit und von der Leistbarkeit von Energie und Gas im Besonderen ab", sagte Stern. Gleichzeitig müsse man aber die Dekarbonisierung des Energiesystems beschleunigen. Gas werde eine Schlüsselrolle als Brückentechnologie bei der Dekarbonisierung spielen, weil es vergleichsweise geringe CO2-Emissionen verursache.

Die Europäische Gaskonferenz findet bereits seit einigen Jahren in Wien statt. Anwesend sind dort vor allem Investoren und Analysten, thematisch geht es um Fragen rund um die Marktsituation beim Gas, also etwa die Versorgung, auch mit Flüssiggas. Zentral ist dabei auch, wie sich Europa unabhängig vom russischen Gas machen kann. Am morgigen Mittwoch soll es vor allem um die Entwicklung von grünem Wasserstoff gehen. Auch Expertinnen und Experten aus dem Klimaschutz- und dem Finanzministerium sind auf der Konferenz auf fachlicher Ebene vertreten, Regierungsmitglied seien hingegen nicht dort, teilten die Ministerien auf APA-Anfrage mit.

Seit Montag laufen Proteste gegen die Gas-Konferenz, am Dienstag gab es etwa Aktionen bei der OMV in Schwechat und in der Wiener City beim Veranstaltungsort selbst.