Deloitte: Viele Länder überholen Österreich bei Wettbewerbsfähigkeit © APA - Austria Presse Agentur

Der Unternehmensberater Deloitte sieht Österreichs Wirtschaftsstandort "im Sinkflug". Der Abwärtstrend habe sich "in den letzten Monaten weiter beschleunigt", warnen die Berater in ihrem Standortbericht "Deloitte Radar 2025". Der neuen ÖVP/SPÖ/NEOS-Regierung empfehlen sie "rasches Handeln". Ein Sofortprogramm sei als "Signal für den Aufbruch notwendig".

Im Rahmen des "Deloitte Radar" hat das Beratungsunternehmen zum elften Mal die internationale Wettbewerbsfähigkeit des österreichischen Wirtschaftsstandortes analysiert. Neben der Befragung von rund 600 Führungskräften und der Analyse von Wirtschaftsrankings wurde erstmals auch eine Sondererhebung führender europäischer Nationen und Best-Practice-Projekte durchgeführt. "Österreichs Wirtschaft befindet sich im dritten Jahr einer Rezession, der längsten der 2. Republik, und steht damit an einem `Tipping Point ́", so Deloitte-Österreich-Chef Harald Breit in einer Aussendung. Die Wettbewerbsfähigkeit habe sich "weiter verschlechtert", der Wirtschaftsstandort sei im internationalen Vergleich "abgehängt" worden.

Österreich nur mehr im Mittelfeld

Deloitte verwies auf das renommierte Wettbewerbsfähigkeitsranking der Lausanner Wirtschaftshochschule IMD unter 67 Ländern, in dem Österreichs Wirtschaft seit 2020 von Platz 16 auf Platz 26 deutlich zurückgefallen ist. Im innereuropäischen Vergleich lag Österreich zuletzt nur auf Platz 12. Der Abstand zu den führenden Ländern Schweiz, Dänemark und Irland werde immer größer, so der Berater. "Wir brauchen eine Trendumkehr. Österreich muss vom Sinkflug wieder in den Steigflug kommen, sonst droht eine Bruchlandung mit schwerwiegenden Folgen für Wohlstand und sozialen Zusammenhalt", sagte der Deloitte-Österreich-Chef.

Bei der Deloitte-Umfrage haben mehr als 60 Prozent der Führungskräfte die allgemeine Stimmung am Wirtschaftsstandort Österreich mit "sehr negativ" oder "eher negativ" bezeichnet. Nur rund 18 Prozent hatten eine "positive" oder "sehr positive" Einschätzung. Das sei der schlechteste Wert seit Beginn der Stimmungserhebungen, hieß es von Deloitte. "Überbordende Bürokratie" sowie hohe Lohn- und Energiekosten gehören zu den Hauptproblemen der Unternehmen.

Dänemark, Schweiz und Niederlande als Vorbild für Österreich

Die Berater empfehlen Österreichs Politik, sich erfolgreiche Polit-Maßnahmen anderer Länder genauer anzusehen. Dänemark liefere mit seinem Flexicurity-Modell, das auf Flexibilität und eine sozial abgesicherte, aber zeitlich begrenzte Form der Arbeitslosenunterstützung setze, "ein Musterbeispiel für eine erfolgreiche Arbeitsmarktreform". In der Schweiz ermögliche eine Stellenmeldepflicht in Berufsarten mit hoher Arbeitslosigkeit eine "individuelle Jobvermittlung". Und die Niederlande fördern ihre Start-up-Szene unter anderem durch eine zielgerichtete Visapolitik für ausländische Spitzenkräfte. "Die Best Practices sind da, wir sollten sie nutzen", so Deloitte-Partnerin Elisa Aichinger.