Die Credit Suisse hat einen Vertrauensverlust der Anleger erlitten © APA - Austria Presse Agentur

Der Wifo-Ökonom Thomas Url sieht nach den Problemen bei mehreren US-Banken sowie der Schweizer Credit Suisse (CS) keine großen Lücken in der Regulierung. "Worunter die Credit Suisse im Augenblick gelitten hat, worunter auch die Silicon Valley Bank (SVB) leidet, das ist eine Grundeigenschaft des Bankgeschäftes", so Url. Kurzfristig abziehbaren Einlagen stünden längerfristige Investments und Kredite gegenüber, was im Falle eines Bank-Runs zu Liquiditätsproblemen führe.

Der Ökonom greift eine Idee auf, die schon im Rahmen des Regulierungspakets Basel 3 aufgekommen sei aber nicht umgesetzt wurde: Banken könnten zu Quoten an längerfristig gebundenen Einlagen verpflichtet werden - ein Teil der Einlagen kann somit im Fall einer Panik nicht sofort abgezogen werden.

Kritischer sieht die NGO Attac die jüngsten Schwierigkeiten der CS. Die Not-Übernahme der CS durch die größte Schweizer Bank UBS zeige, "dass die Regierungen das globale Finanzcasino nach der Finanzkrise 2008 völlig unzureichend reguliert haben." Attac fordert die Zerteilung systemrelevanter Banken und will den Finanzmarkt strenger regulieren.

Die CS hatte zuletzt unter erheblichem Vertrauensverlust der Anleger gelitten. Der Aktienkurs war auf ein Rekordtief gefallen, nachdem der größte Investor der Bank die Bereitstellung von weiterem Kapital ausgeschlossen hatte und das Institut weiter mit Geldabflüssen zu kämpfen hatte. Nach Verhandlungen am Wochenende soll die UBS die CS nun für drei Milliarden Schweizer Franken (3,04 Mrd. Euro) übernehmen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) unterstützt die Übernahme mit einer Liquiditätshilfe von 100 Milliarden Franken (rund 101 Mrd. Euro) an beide Banken.

Ein definitives Ende der aktuellen Bankenkrise sieht der Wifo-Ökonom noch nicht, die "Schweizer Angelegenheit" sei aber wohl erledigt. Url rechnet aber damit, dass in den USA noch einige Institute durch abströmende Einlagen in eine Liquiditätskrise kommen werden.

Interessant für den europäischen Bankenmarkt werde wie die neue Riesenbank UBS ihr Geschäft ausrichten werde. Die UBS ist aktuell stark auf das Verwalten großer Vermögen spezialisiert, während die CS stark im Investment-Banking involviert war. Wird letzteres aufgegeben, werde es interessant, welche anderen Akteure diese Lücke füllen werden, sagt Url. Die UBS könnte zugleich ihre Vormachtstellung in der Vermögensverwaltung weiter ausbauen und von Skalenerträgen profitieren. Die Größe könne aber auch Nachteile für die UBS mit sich bringen, da es immer schwieriger werde, mit dem eigenen Portfolio über dem Gesamtmarkt zu liegen.